Khalil Gibran Zitate

Die Tränen der Jugend sind wie Tautropfen auf den Blütenblättern der Rose, während die Tränen auf einem Greisengesicht gelben Herbstblättern gleichen, die der Wind zerstreut und davonträgt, wenn der Winter des Lebens naht.

Zwischen den Schwingungen der singenden Stimme und dem Pochen des vernehmenden Herzens liegt das Geheimnis des Gesangs.

Das Leben besteht nicht aus Wohlbefinden, sondern aus Suchen und Streben.

Schwer ist das Leben für den, der sich den Tod wünscht, doch seiner Angehörigen und Freunde wegen weiterlebt.

Sie nähren sich mit der Milch ihres Wohlwollens. Wenn wir nur wüßten, daß ich seit den Tagen meiner Geburt solcher Nahrung entwöhnt wurde.

Mag sein, daß Stille Zufriedenheit sei; doch ich sage euch, daß gerade in der Stille Widerstand, Auflehnung und Verachtung wohnen.

Baut aus euren Vorstellungen eine Laube in der Wildnis, ehe ihr in den Mauern der Stadt ein Haus errichtet.

Nimm eine Handvoll guter Erde. Vielleicht findest du ein Samenkorn darin oder eine Raupe. Wäre deine Hand geduldig genug, würde der Same ein Wald und die Raupe eine Schar geflügelter Wesen werden.

Eure Herzen kennen im Stillen die Geheimnisse der Tage und Nächte. Aber eure Ohren dürsten nach den Klängen des Wissens in euren Herzen. Ihr wollt in Worten wissen, was ihr in Gedanken immer gewußt habt.

Sklaven sind die Fehler der Könige.

Unsere geheimsten Tränen suchen nie unsere Augen.

Ein Dichter ist derjenige, welcher beim Lesen seines Gedichts erkennen läßt, daß er die besten Verse noch nicht geschrieben hat.

Eure Freunde sind die Antwort auf eure Sehnsüchte.

Wir borgen oft von der Zukunft, um die Schulden aus der Vergangenheit zu bezahlen.

Einem arabischen Sprichwort zufolge gibt es weder einen Phönix noch einen Ghul (ein Dämon, der Leichen frißt), noch einen wirklichen Busenfreund. Aber ich sage euch, ich habe alle drei in meiner Nachbarschaft getroffen.

Du bist die Melodie, die in meinen Träumen schwebt, der sanfte Gedanke, der sich nicht fassen läßt.

Gäbe es nicht das Herz, das du liebst, wärest du feiner Staub, den der Wind davonträgt.

Der Fanatische ist ein tauber Redner.

Du magst denjenigen vergessen, mit dem du gelacht hast, aber nie denjenigen, mit dem du geweint hast.

Der erste Poet in dieser Welt muß erbärmlich gelitten haben, als er den Bogen und die Pfeile zur Seite gelegt und versuchte hatte, seinen Freunden zu erklären, was er innerlich gefühlt hatte, als er sich der Erhabenheit einer Abenddämmerung gegenüber sah.

Eine neue Epoche der Entwicklungsgeschichte wird dann eintreten, wenn die Menschen ihre Verwandtschaft untereinander leugnen - so, wie wir die Verwandtschaft mit den Affen nicht anerkennen.

Der Geist offenbart sich durch die Blicke und die Worte Denn die Seele ist unsere Bleibe, unsere Augen sind ihre Fenster uns unsere Lippen ihre Boten.

Der Optimist sieht eine Rose, nicht aber ihre Dornen.

Derjenige ist tugendhaft, der sich selbst nicht freispricht von den Fehlern der Menschen.

Das Leben küßt uns auf die Wangen Am Morgen und bei Tag. Doch lacht es über unsere Taten Am Abend und bei Nacht.

Wenn Vergeltung die Zielsetzung der Religion ist, wenn Patriotismus dem Eigennutz dient und wenn Erziehung nur den Fortschritt fördert, dann wäre ich lieber ein Ungläubiger, ein Heimatloser und ein anspruchsloser Ignorant.

Verrückt sind diejenigen, die sich selbst anbeten, denn sie verehren nichts als Aas.

Je mehr man sich schmückt, desto mehr zeigt man seine Häßlichkeit.

Die meisten von uns bewegen sich unsicher zwischen stummer Auflehnung und lautstarker Unterwürfigkeit.

Manche finden Gefallen am Schmerz; und manche können nur mit Schmutz reinigen.

Der Zweifel ist ein Schmerz, der zu einsam ist, um zu wissen, daß das Vertrauen sein Zwillingsbruder ist.

Das Augenfällige wird immer erst gesehen, nachdem es einer in schlichte Worte gefaßt hat

Streit in der Natur ist nur Unordnung, die sich nach Ordnung sehnt.

Liebe ist der Schleier zwischen Liebenden.

Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich. Und glaube nicht, du kannst den Lauf der Liebe lenken, denn die Liebe, wenn sie dich für würdig hält, lenkt deinen Lauf. Liebet einander, aber macht die Liebe nicht zur Fessel: laßt eher ein wogendes Meer zwischen den Ufern eurer Seelen sein.

Die Schönheit im Herzen eines Menschen ist erhabener als diejenige, die man mit Augen sehen kann.

Gib mir Gehör und ich werde dir Stimme geben.

Man sieht nur seinen Schatten, wenn man seinen Rücken der Sonne zukehrt.

Wo finde ich den Menschen, der von der Einsicht anstatt von Trieben und bloßer Gewohnheit geleitet wird?

Es muß etwas ungewöhnlich Heiliges im Salz sein: man findet es in unseren Tränen und im Meer.

Die Ehe ist die Vereinigung zweier göttlicher Funken, auf daß ein dritter auf Erden geboren werde.

Traurigkeit ist nur eine Mauer zwischen zwei Gärten.

Kinder - Du kannst ihnen deine Liebe geben aber nicht deine Gedanken, denn sie haben ihre eigenen Gedanken.

Dichtung ist keine Meinung, die man äußert. Es ist ein Gesang, der sich aus einer blutenden Wunde oder einem lächelnden Mund erhebt.

Manche hören mit den Ohren, andere mit dem Bauch und wieder andere mit ihrem Geldbeutel; aber einige hören überhaupt nicht.

Es bedeutet Sklaverei, sein Leben nur durch den Geist zu leben, es sei denn, dieser ist ein Teil des Körpers geworden.

Derjenige bringt Unglück über sein Land, der niemals ein Samenkorn sät, einen Grundstein legt oder ein Gewand webt, sich jedoch von der Politik in Besitz nehmen läßt.

Man denkt, Tugend sei das, was mich beunruhigt und meines Nachbarn Gewissen erleichtert, und Sünde, was mein Gewissen erleichert und meinen Nachbarn beunruhigt. Wisset, daß ich in meiner Einsiedelei - weit fort von euch - weder Heiliger noch Sünder sein kann.

Alles, was Ihr habt, wird eines Tages gegeben werden; daher gebt es jetzt, dass die Zeit des Gebens Eure ist und nicht die Eurer Erben.

Der Mensch wird niemals etwas erfinden, er entdeckt es lediglich.