Khalil Gibran Zitate
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Unter den Menschen gibt es Mörder, die noch keinen Tropfen Blut vergossen haben, Diebe, die noch nichts gestohlen, und Lügner, die bislang die Wahrheit gesagt haben.

In der Erinnerung gibt es keine Grenzen; nur im Vergessen liegt eine Kluft, unüberwindlich für eure Stimme und euer Auge.

…und jedesmal, wenn Ihr an dem Feld vorbeikommt, in dem Ihr Eure Vorfahren beigesetzt habt, schaut richtig hin, und Ihr werdet Euch und Eure Kinder Hand in Hand tanzen sehen.

Wenn es um unsere eigenen Interessen geht, sind wir sehr praktisch veranlagt; doch wir zeigen uns als Idealisten, sobald es um die Interessen der anderen geht.

Jeder Mensch auf Erden ist ein Abkömmling aller Könige und Sklaven, die bisher gelebt haben.

Wie grausam ist eine Liebe, die eine Blume pflanzt und gleichzeitig das Gras auf der Wiese ausreißt, die uns einen Tag lang Leben schenkt und uns ein Leben lang betäubt!

Beherzt ist nicht, wer keine Angst kennt, beherzt ist, wer die Angst kennt und sie überwindet.

Wie die Samen, die unter der Schneedecke träumen, träumen eure Herzen vom Frühling. Vertraut diesen Träumen, denn in ihnen verbirgt sich das Tor zur Unendlichkeit.

Gott versah die Wahrheit mit vielen Türen, um jeden Gläubigen willkommen zu heißen, sobald er anklopft.

Ich bedaure denjenigen, dessen Lippen und Zunge mit Worten des Lobes geizen, während seine Hand sich nach Almosen ausstreckt.

Einst waren parlamentarische Regierungen die Errungenschaft von Revolutionen, heute sind sie das Ergebnis ökonomischer Überlegungen.

Einen Menschen nur nach seinen Fehlern zu beurteilen, hieße den Jahreszeiten Ihre Unvollständigkeiten vorzuwerfen, oder die Gewalt eines Weltmeeres an der Zerbrechlichkeit seiner Gischt zu berechnen.

Und seit jeher war es so, dass die Liebe erst in der Stunde der Trennung ihre eigene Tiefe erkennt.

Wo finde ich den Menschen, der von der Einsicht anstatt von Trieben und bloßer Gewohnheit geleitet wird?

Unglücklich fühle ich mich, wenn ich meine leere Hand zu den Menschen ausstrecke und nichts erhalte. Gänzlich verzweifelt aber bin ich, wenn ich meine gefüllte Hand ausstrecke und keiner kommt, um zu nehmen.

Bedürftigkeit kann Überheblichkeit verbergen und der Schmerz des Elends die Verstellung suchen.

Wir sind noch immer damit beschäftigt, die Muscheln zu untersuchen, als ob sie alles wären, was vom Meer des Lebens an die Küste von Tag und Nacht gespült wird.

Der erste Poet in dieser Welt muß erbärmlich gelitten haben, als er den Bogen und die Pfeile zur Seite gelegt und versuchte hatte, seinen Freunden zu erklären, was er innerlich gefühlt hatte, als er sich der Erhabenheit einer Abenddämmerung gegenüber sah.

Das Gestern ist nichts anderes als die Erinnerung von Heute und das Morgen der Traum von heute. Ist nicht die Zeit wie die Liebe, ungeteilt und ungezügelt? Laßt das Heute die Vergangenheit mit Erinnerung umschlingen und die Zukunft mit Sehnsucht.

Doch das Zeitlose in euch ist sich der Zeitlosigkeit des Lebens bewußt und weiß, daß gestern nichts anderes ist als die Erinnerung von Heute und Morgen der Traum von Heute.

Sprich nicht voller Kummer von meinem Weggehen, sondern schließe die Augen, und du wirst mich unter euch sehen, jetzt und immer.

Wie fern bin ich den Menschen, wenn ich bei ihnen weile, und wie nahe, wenn ich fern von ihnen bin.

Die Menschheit ist ein Fluß des Lichtes, der aus der Endlichkeit zur Unendlichkeit fließt.

Am Grunde des Herzens eines jeden Winters liegt ein Frühlingsahnen, und hinter dem Schleier jeder Nacht verbirgt sich ein lächelnder Morgen.

Gewisse Menschen meinen, ich würde ihnen zuzwinkern, wenn ich meine Augen schließe, um ihren Anblick zu meiden.

Dichtung ist eine Flamme im Herzen, doch die Redekunst ähnelt den Schneeflocken. Wie können Feuer und Schnee zusammen kommen?

Derjenige bringt Unglück über sein Land, der niemals ein Samenkorn sät, einen Grundstein legt oder ein Gewand webt, sich jedoch von der Politik in Besitz nehmen läßt.

Manche hören mit den Ohren, andere mit dem Bauch und wieder andere mit ihrem Geldbeutel; aber einige hören überhaupt nicht.

Ein Fuchs betrachtete bei Sonnenaufgang seinen Schatten und sprach: Heute mittag will ich ein Kamel verschlingen. Den ganzen Morgen suchte er nach Kamelen. Am Mittag betrachtete er wiederum seinen Schatten und sprach: Eine Maus wird auch genügen.

Als ich meine Seele fragte, was die Ewigkeit mit den Wünschen macht, die wir sammelten, da erwiderte sie: Ich bin die Ewigkeit!

Laßt in eurem Miteinander Platz, daß der Hauch des Himmels zwischen euch spielen kann.

Der Abstand zwischen einem Weisen und einem Narren ist geringer als die Stärke eines Spinnenfadens.

Niemals habe ich mich mit meinem anderen Selbst gänzlich vertragen. Der wahre Grund scheint zwischen uns zu liegen.