Zitate von Leo Tolstoi
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Materielles Glück erwirbt man sich immer nur auf Kosten anderer. Geistiges Glück immer durch Beglückung anderer.
Doch diese Verderbtheit war ja nicht ohne Nutzen. Alle meine sittlichen Forderungen sind aus ihr erwachsen.
Habe versucht, nicht zu rauchen. Mache Fortschritte. Aber es ist gut, die eigene Erbärmlichkeit zu erkennen.
Die Ausschweifung beruht nicht auf irgendetwas Physischem – physische Unanständigkeit ist bei weitem noch keine Ausschweifung; die Ausschweifung besteht gerade darin, dass der Mann sich von jeglicher moralischen Beziehung zu der Frau, mit der er in physischen Verkehr tritt, für frei hält.
Sei nicht hartherzig gegen diejenigen, welche Versuchungen anheimfallen, sondern trachte sie zu trösten, wie du selbst getröstet zu werden wünschen würdest.
Gott ist nicht Liebe. Liebe ist nur eine der Offenbarungen Gottes, aber der Mensch ist Liebe.
Der Mensch kann und muß wissen: Das Glück seines Lebens liegt nicht in der Erreichung eines vor ihm stehenden Zieles, sondern in der Bewegung um des höchsten, ihm unzugänglichen Zieles willen.
Das Wissen ist endlos. Deshalb übertrifft derjenige, der sehr viel weiß, unendlich wenig denjenigen, der sehr wenig weiß.
Die Kunst, das heißt die Künstler, sie dienen den Menschen nicht, sondern beuten sie stattdessen aus.
Im Tode gibt’s nichts Schrecklicheres; das, was schrecklich ist im Tode, hängt ab vom Leben.
Die neue Geschichte gleicht einem tauben Menschen, der Antworten auf Fragen gibt, die man gar nicht an ihn gerichtet hat.
Lebe so, daß du die Taten deines Lebens nicht zu verheimlichen brauchst, aber auch kein Verlangen danach hast, sie zur Schau zu tragen.
Was für eine seltsame Illusion es ist anzunehmen, daß Schönheit gleichbedeutend ist mit Güte.
Unterhaltung ist gut, wenn sie nicht unsittlich, sondern anständig ist, und wenn ihretwegen nicht andere leiden müssen.
Wissen und Wissenschaft ist nicht dasselbe. Wissen ist das Ganze, Wissenschaft ein Teil.
Für einen Lakaien kann es keinen wahrhaft großen Mann geben, weil ein Lakai seinen eigenen Begriff von Größe hat.
Der Mensch ist immer im Fluß und birgt in sich alle Möglichkeiten: Er war dumm und wurde gescheit, er war böse und wurde gut, und umgekehrt. Hierin liegt die Größe des Menschen.
Die Kunst ist eine ansteckende Tätigkeit, je ansteckender sie ist, desto besser ist sie.
Dem Übel nicht mit Gewalt zu widerstreben, ist kein Gebot, sondern ein entdecktes, bewußt erkanntes Lebensgesetz für jeden einzelnen Menschen und für die gesamte Menschheit – ja für alles Lebendige.
Die größten Taten gehen unter, und nichts bleibt zurück, Märchen aber leben, wenn sie gut sind, sehr lange.
Sobald die Kunst aufhört, Kunst des ganzen Volkes zu sein, und zur Kunst einer kleinen Klasse von Begüterten wird, ist sie nicht länger notwendig und wichtig, sondern wird zur leeren Unterhaltung.
Wenn das Leben nicht zum Gewissen paßt, so paßt sich das Gewissen durch Betäubung dem Leben an.
Jeder Mensch hat das Recht, in dem Maße eingebildet zu sein, wie er es zu nichts gebracht hat.
Nur dann leben wir wahrhaft für uns, wenn wir für andere leben. Dies erscheint sonderbar, aber erprobt es, und die Erfahrung wird es euch bestätigen.
Wenn alle Menschen nur nach Maßgabe ihrer Überzeugungen Krieg führten, so würde es keinen Krieg geben.
Die Menschen suchen nach Reichtum. Wenn sie aber alles das klar sehen würden, wessen sie durch den Reichtum verlustig werden, sie würden, um sich von ihm zu befreien, ebensolche Anstrengungen machen, wie sie sie jetzt zu seinem Erwerb unternehmen.
Die Frau, die den Männern gleichen will, ist genauso mißgestaltet wie der weibische Mann.
Die Worte des Evangeliums, daß, wer eine Frau begehrlich ansieht, mit ihr schon die Ehe breche, beziehen sich nicht nur auf eine fremde, sondern ausdrücklich und vor allem auf die eigene Frau.
Warum ist das Hasardspiel verboten, das Auftreten von Frauen jedoch, die gleich den Prostituierten durch ihre Tracht auf die Erregung der Sinnlichkeit hinwirken, noch immer erlaubt? Sie sind tausendmal gefährlicher als das Hasardspiel!
Die wirkliche Frau ist diejenige, die die Fähigkeit besitzt, das Beste in einem Mann zu wecken und es in sich aufzunehmen.
Man kann aber nicht auf dem Meere fahren, ohne zu wissen wohin, und ebenso wenig kann man leben und sein Leben schaffen, ohne zu wissen: wozu?
Das Leben lieben, heißt: Gott lieben. Das Schwerste und Seligste von all dem ist, dieses Leben in den eigenen Leiden, in dem unschuldigen Leiden zu lieben.