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Blicke oft zu den Sternen empor - als wandelst du mit ihnen. Solche Gedanken reinigen die Seele von dem Schmutz des Erdenlebens.
Mark AurelWas dem ganzen Bienenschwarme nicht zuträglich ist, das ist auch der Biene nicht zuträglich.
Mark AurelMancher, der einem anderen Dienste erwiesen hat, ist sogleich bei der Hand, sie ihm in Rechnung zu stellen.
Mark AurelFasse die Dinge nicht so auf, wie sie dein Beleidiger auffaßt oder von dir aufgefaßt haben will; sieh dieselben vielmehr so an, wie sie in Wahrheit sind.
Mark AurelWas nicht pflichtgemäß ist, das tue nicht; was nicht wahr ist, sage nicht; denn deine Willensrichtung ist ganz von dir abhängig.
Mark AurelDurch Fronto wurde ich belehrt, dass mit der Willkürherrschaft Neid, Ränkesucht und Verstellungskunst verknüpft sind und wie wenig Menschenliebe diejenigen im Herzen tragen, die wir Patrizier nennen.
Mark AurelBesinne dich, komm wieder zu dir. Wie du beim Aufwachen gesehen, daß es Träume waren, die dich beunruhigten: so siehe auch das, was dir im Wachen begegnete, nicht anders an.
Mark AurelErwäge beständig, wie viele Ärzte schon dahingestorben sind, die oft am Lager ihrer Kranken die Stirne in ernste Falten gelegt [...]!
Mark AurelNichts ist bedauernswerter als der Mensch, der nicht bemerkt hat, daß es zu seinem Glück reicht, auf den Geist zu hören, der in ihm wohnt.
Mark AurelDenke lieber an das, was du hast, als an das, was dir fehlt! Suche von den Dingen, die du hast, die besten aus und bedenke dann, wie eifrig du nach ihnen gesucht haben würdest, wenn du sie nicht hättest.
Mark AurelSchweife nicht mehr ab! [...] Strebe also zum Ziele, gib leere Hoffnungen auf und komm, solange du es noch kannst, dir selber zu Hilfe, wenn du dich selbst einigermaßen lieb hast.
Mark AurelWie schnell doch alles entschwindet! In der Welt die Menschen selbst, im Lauf der Zeit ihr Gedächtnis!
Mark AurelRuhig und doch schnelltätig, fröhlich und doch gesetzt - so ist der Mensch, welcher der Vernunft folgt.
Mark AurelMich beschäftigt allein das eine, daß ich selber nichts tue, was die Bestimmung des Menschen nicht will, oder so, wie sie es nicht will, oder was sie jetzt nicht will.
Mark AurelBedenke, daß du nicht gegen deine Freiheit handelst, wenn du deine Meinung änderst und dem, der sie berichtigt, nachgibst. Denn auch dann vollzieht sich deine Tätigkeit nach deinem Willen und Urteil und sogar auch nach deinem Sinn.
Mark AurelWünschst du wohl von einem Menschen gelobt zu werden, der in einer Stunde dreimal sich selbst verflucht? Oder wolltest du wohl dem gefallen, der sich selbst nicht gefällt? Oder gefällt der sich selbst, der beinahe alle seine Handlungen bereut?
Mark AurelEs besteht die Möglichkeit, daß du mit einem Gott gleichgestellt und unbemerkt bleiben wirst.
Mark AurelSieh nach innen. Von keinem Dinge soll dir seine eigentümliche Beschaffenheit oder sein Wert entgehen.
Mark AurelBlick in dein Inneres. Da ist die Quelle des Guten, die niemals aufhört zu sprudeln, wenn du nicht aufhörst zu graben.
Mark AurelSolltest du auch dreitausend Jahre und ebenso viele Myriaden noch dazu leben, so bleibe doch dessen eingedenk, daß niemand ein andres Leben verliert als dasjenige, welches er wirklich lebt und kein andres lebt als dasjenige, welches er verliert.
Mark AurelBetrachte nur die Dinge von einer andern Seite, als du sie bisher ansahst. Denn das heißt eben: ein neues Leben beginnen.
Mark AurelEs ist so leicht, unwillkommene und unliebsame Gedanken zurückzuweisen, und schon hat man seine Ruhe wieder.
Mark AurelDie ganze Welt ist einem Gesetz untergeordnet und in allen vernünftigen Wesen steckt eine Vernunft. Deshalb ist die Wahrheit alleinig und der Begriff der Vollkommenheit ist für vernünftige Menschen ebenfalls alleinig.
Mark AurelMan muß wissen, wieviel verschiedene Bedeutungen die Wörter: stehlen, säen, kaufen, ruhen haben; nicht mit den leiblichen Augen, sondern von einem andern Gesichtspunkt ist zu unterscheiden, was man tun muß.
Mark AurelSieh zu, daß du für den Unmenschlichen nicht solches empfindest, wie die Unmenschen gegenüber den Menschen.
Mark AurelJeder Gedanke eines Menschen hat eine physiologische, eine pathologische und eine dialektische Seite.
Mark AurelDer Tod ist das Ende von den Widersprüchen der sinnlichen Wahrnehmungen, von den Aufregungen der Triebe, von den fortwährenden Arbeiten der Denkkraft und von der Dienstbarkeit gegen das Fleisch.
Mark AurelSonderbar! Der Mensch empört sich über das Böse, das von außen her, von anderen kommt, das er nicht beseitigen kann und kämpft nicht gegen das eigene Böse, obzwar es in seiner Macht ist.
Mark AurelNur an einem ergötze dich und finde darin deinen Frieden: von einer Handlung der Menschenliebe zur anderen zu schreiten und dabei stets Gott im Herzen zu haben.
Mark AurelBeherrsche dich selbst! sagte [der Stoiker Claudius] Maximus, sei fest in den Krankheiten und allen Verdrießlichkeiten, behalte immer die gleiche mit Milde und Würde gepaarte Laune und verrichte die dir obliegenden Geschäfte ohne Widerstreben.
Mark AurelSei nicht voreilig, trage deine Bürde, laß sie dir zum Guten dienen; entlehne ihr, was für dein vernünftiges Leben notwendig ist, wie der Magen der Speise alles nötige entlehnt, oder wie das Feuer, welches heller auflodert, wenn man etwas hineinwirft.
Mark AurelOft habe ich mich darüber gewundert, wie es möglich ist, daß der Mensch, der sich doch mehr liebt als alle anderen, dennoch seinem eigenen Urteile über sich geringeren Wert beilegt als dem Urteile anderer.
Mark AurelBeachte immer, daß nichts bleibt, wie es ist und denke daran, daß die Natur immer wieder ihre Formen wechselt.
Mark AurelDenke daran, daß das, was dich wie an unsichtbaren Fäden hin- und herzieht, in deinem Inneren verborgen ist.
Mark Aurel