Martin Heinrich Zitate
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Leichtsinn der Jugend verfliegt, die Zeit veredelt die Kräfte, Thorheit im Alter ist Schwamm, der eich’ne Bohlen zerstört.

Die Eifersucht hat zum Geleit Stets alle Furien der Angst und Schmerzen; Ihr Kampfplatz ist in dem gequälten Herzen; Zerstörung folgt dem wilden Streit.

Wer mit scharfer Antwort Immer bei der Hand, Dem ist längst Gemüth fort; Doch er hat Verstand.

Man darf die Hoffnung, selbst an der Grenze der Verzweiflung nicht sinken lassen, mag sie uns auch noch so oft verhöhnt, geäfft und sich schnöde von uns gewendet haben.

Wo können wir uns wohl dem Schöpfer näher wähnen, Als wenn der Schöpfung Pracht hervorruft Wonnentränen?

So, wie die Phantasie die warmblütige Königin, so ist der Verstand der ernste König des Menschen.

Gieb mit Zartgefühl und gutem Willen Stets den Armen Deine Gaben. Sollst ja nicht allein den Hungerstillen, – Sondern sollst sein Herz auch laben.

Warum stehen Phantasie und Verstand so oft im Widerspruch? – Weil dieser mit kalter Sonde zergliedern will, was jene aus Duft und Luft und aus den leisesten Regung des Herzens gewebet und aufgebaut hat.

Laß Dein Sehnen, armes Herz, Ruhe gibt es nicht hienieden; Erst nach langem Kampf und Schmerz, Findest Du im Grabe Frieden.

Glücklich Derjenige, der das, was er denkt und fühlt, durch Worte auszudrücken vermag.

Wie oft sind wir geneigt, das für Koketterie bei der Geliebten zu halten, was doch eigentlich nichts weiter ist, als der unschuldige, prickelnde Uebermuth ihres Liebesglückes.

Nicht, daß du mir meine Überzeugung nehmen oder ändern willst, bringt mich gegen dich in Harnisch, sondern weil du mir dafür die deinige aufdrängen willst.

Was wir in der Regel „Freundschaft“ nennen, ist ein so und so oft wiederholtes Sehen der Außenseite zweier Menschen und dafür wird dann in der Regel ein gedankenloses Vertrauen auf die Innenseite gegeben.

Leider, dem Mitleid entsprießt nur allzu oft die Verachtung; Darum verberge Dein Leid tief in der innersten Brust.

„Für Geld die Welt!“ – Es liegt wenigstens guter, deutscher Reim und der Ausdruck unserer modernen Zeit darin.

Beherrsche Deine Gefühle; es ist zwar ein schwerer Kampf, aber Du wirst auch viel freier Dein Leben genießen, weil Du alsdann nicht fortwährend vom Schicksal abhängig bist.

Weisheit und Gelehrsamkeit sind so himmelweit verschieden, daß wir oft unter vielen Gelehrten nicht einen Weisen finden.

Nicht gestaltlos kann die Schönheit, Die Erkenntniß, Tugend, Wahrheit, Uns’rem Sinn sich offenbaren. Können wir Begriffe lieben? – Nein, wir fühlen uns getrieben, Form, Gestalt uns zu bewahren.

Wen die Welt zu scharf gerieben, Und durch alles Leid getrieben, Dem ist weiter nichts geblieben, Als die Einsamkeit zu lieben.

Doch wenn der Seele Gluth sich nicht mit Geist vermischt Und körperlos erscheint, – ist jeder Reiz verwischt.

Nur was der Geist im tiefsten Ernste schafft, Das macht uns heiter, gibt uns Lebenskraft.

Große Geister, edle Seelen und biedre Herzen erkennst Du jederzeit an ihrer Bescheidenheit.

Haß, in seiner Ungezähmigkeit, zehret zuletzt langsam und in nie genügender Selbstsucht alles Edle im Menschen auf. […]

Wenn die gedämpfte Glut Sich müh’voll Luft verschafft, Dann dringt mit voller Wut Hervor der Flamme Kraft. So, das gequälte Herz, Darf’s nicht dem Herzen nah’n: Es bricht der Liebe Schmerz sich endlich selbst die Bahn.

Wenn Dich die üblen Launen plagen, So schließ‘ Dich ein. Dort magst du sie für Dich ertragen, Uns macht es Pein.

Bei keiner Erbschaft können sich wohl mehr Mitbewerber melden, als wenn solche einem großen Dummkopfe zufällt: er hat die meisten Verwandten.

Die Ordnung des Geistes, der Seele bedingt – Daß Müssen und Wollen uns immer gelingt.

Nichts bringt hochmüthige, stolze Leute schneller aus ihrer sicheren Stellung, als wenn man bei ihren Anmaßungen möglichst gleichgültig ist.

Wer Freunden in Noth hülfreich Wohltaten spendet, Der sei stets gefaßt, daß die Freundschaft bald endet.

Nicht was du sprichst, sondern wie Du es sprichst, also am Accent des Tones hören wir, wie Deine Seele gestimmt ist.

Das Gute, das wir geben, Was Edles wir erstreben, Das wird die Menschheit heben; Reicht weiter als dies Leben.

Streiche die Phantasie fort und die meisten Genüsse unsres Daseins sind nicht des Erwähnens wert.

Wie sehr Du leere Worte stutzest, Und jeden Ausdruck drehst und putzest – Es liegt doch nichts Gescheidtes drin; Es fehlt Gedanke und auch Sinn.

Wie schwierig ist’s, des Menschen Werth zu finden! Noch schwerer dann, den Lohn damit verbinden.

Nicht immer ist der Charakter des Menschen verläßlich. Zuweilen ist er stark, aber nicht ganz und jederzeit.

Haß zu dem Gegenstande unserer einstigen Liebe ist wieder versöhnlich. Dagegen ist Menschenhaß in seiner Allgemeinheit der gefährlichste, denn er verfängt sich – wie giftige Drachenzähne – immer tiefer in unserer Brust.