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Man kann "Politik" treiben - also: die Machtverteilung zwischen und innerhalb politischer Gebilde zu beeinflussen trachten - sowohl als "Gelegenheits"politiker wie als nebenberuflicher oder hauptberuflicher Politiker, genau wie beim ökonomischen Erwerb.
Max WeberZurücksetzungen in der Anteilnahme an den Ämtern werden von Parteien schwerer empfunden als Zuwiderhandlungen gegen ihre sachlichen Ziele.
Max WeberWas Gott den Propheten und Aposteln offenbart hatte, war ja nicht alles, was er offenbaren konnte und wollte.
Max Weber"Politik" würde für uns also heißen: Streben nach Machtanteil oder nach Beeinflussung der Machtverteilung, sei es zwischen Staaten, sei es innerhalb eines Staates zwischen den Menschengruppen, die er umschließt.
Max WeberRevolutionen nehmen einen aus der Geschichte bekannten Kreislauf, der oft leicht zu den alten Gewalten zurückführt.
Max WeberEinen ganz trivialen, allzu menschlichen Feind hat der Politiker täglich und stündlich in sich zu überwinden: die ganz gemeine Eitelkeit, die Todfeindin aller sachlichen Hingabe und aller Distanz, in diesem Fall: der Distanz sich selbst gegenüber.
Max WeberPolitik bedeutet ein starkes, langsames Durchbohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich.
Max WeberDer Gelderwerb ist - sofern er in legaler Weise erfolgt - innerhalb der modernen Wirtschaftsordnung das Resultat und der Ausdruck der Tüchtigkeit im Beruf.
Max WeberDer ganz rücksichts- und voraussetzungslose politische Idealismus findet sich, wenn nicht ausschließlich, so doch wenigstens gerade, bei den infolge ihrer Vermögenslosigkeit ganz außerhalb der an der Erhaltung der ökonomischen Ordnung einer bestimmten Gesellschaft stehenden Schichten.
Max WeberDaß eine wirklich gute journalistische Leistung mindestens so viel "Geist" beansprucht wie irgendeine Gelehrtenleistung [...], ist nicht jedermann gegenwärtig.
Max WeberDenn nicht oft genug kann den radikalen Illusionisten, die heute geradeso wie das alte Regime jeden unabhängigen Mann, der ihnen unbequeme Wahrheiten sagt, niederknütteln möchten, zugerufen werden: Wir wollen die demokratischen Errungenschaften dauernd sichern helfen.
Max WeberDen rücksichtslosen, an keine Norm innerlich sich bindenden Erwerb hat es zu allen Zeiten der Geschichte gegeben, wo und wie immer er tatsächlich überhaupt möglich war.
Max WeberDer Mensch will "von Natur" nicht Geld und mehr Geld verdienen, sondern einfach leben, so leben, wie er zu leben gewohnt ist, und soviel erwerben, wie dazu erforderlich ist.
Max WeberIm übrigen aber kann Schuld eine Kraftquelle werden oder nicht, je nachdem, wie man sie nimmt. Es wäre schlimm, wenn nur das "reine" Leben uns zu Vollmenschen machte - und nicht auch das, richtig genommene, Gegenteil.
Max Weber[E]s gibt letztlich nur zwei Arten von Todsünden auf dem Gebiet der Politik: Unsachlichkeit und - oft, aber nicht immer damit identisch - Verantwortungslosigkeit.
Max WeberDie Kirche hat mit Hilfe ihrer Buß- und Beichtordnung das mittelalterliche Europa domestiziert.
Max WeberEs ist durchaus richtig und alle geschichtliche Erfahrung bestätigt es, daß man das Mögliche nicht erreichte, wenn nicht immer wieder in der Welt nach dem Unmöglichen gegriffen worden wäre.
Max WeberWenn eine Ordnung unter dem Druck äußerer Feinde zusammenbricht, dann ist es gewiß nicht schwer, sie auch von innen her umzuwerfen.
Max WeberEitelkeit ist eine sehr verbreitete Eigenschaft, und vielleicht ist niemand ganz frei davon. Und in akademischen und Gelehrtenkreisen ist sie eine Art von Berufskrankheit.
Max WeberWer Politik überhaupt und wer vollends Politik als Beruf betreiben will, hat sich jener ethischen Paradoxien und seiner Verantwortung für das, was aus ihm selbst unter ihrem Druck werden kann, bewusst zu sein. Er lässt sich... mit den diabolischen Mächten ein, die in jeder Gewaltsamkeit lauem.
Max WeberDa liegt der entscheidende Punkt. Wir müssen uns klarmachen, daß alles ethisch orientierte Handeln unter zwei voneinander grundverschiedenen, unaustragbar gegensätzlichen Maximen stehen kann: es kann "gesinnungsethisch" oder "veranwortungsethisch" orientiert sein.
Max WeberVon der Politik lebt, wer danach strebt, daraus eine dauernde Einnahmequelle zu machen - für die Politik der, bei dem das nicht der Fall ist.
Max WeberDie Eitelkeit: das Bedürfnis, selbst möglichst sichtbar in den Vordergrund zu treten, führt den Politiker am stärksten in Versuchung.
Max WeberEs ist ja nicht wahr - wie man behauptet hat -, daß die "Persönlichkeit" in dem Sinn eine "Einheit" sei und sein solle, daß sie sozusagen in Verlust geraten müßte, wenn man ihrer nicht bei jeder Gelegenheit ansichtig wird.
Max WeberDie Erlangung ökonomischer Macht ist es zu allen Zeiten gewesen, welche bei einer Klasse die Vorstellung ihrer Anwartschaft auf die politische Leitung entstehen ließ.
Max WeberWer sich in seiner Lebensführung den Bedingungen kapitalistischen Erfolges nicht anpaßt, geht unter oder kommt nicht hoch.
Max WeberWer das Heil seiner Seele und die Rettung anderer Seelen sucht, der sucht das nicht auf dem Wege der Politik, die ganz andere Aufgaben hat: solche, die nur mit Gewalt zu lösen sind.
Max WeberEine empirische Wissenschaft vermag niemanden zu lehren, was er soll, sondern nur was er kann und - unter Umständen - was er will.
Max WeberNicht wie die Menschen der Zukunft sich befinden, sondern wie sie sein werden, ist die Frage, die uns beim Denken über das Grab der eigenen Generation hinaus bewegt.
Max Weber[...] Parteinahme, Kampf, Leidenschaft - ira et studium - sind das Element des Politikers. Und vor allem: des politischen Führers.
Max WeberNicht in erster Linie für die Art der volkswirtschaftlichen Organisation, die wir ihnen überliefern, werden unsere Nachfahren uns vor der Geschichte verantwortlich machen, sondern für das Maß des Ellenbogenraums, den wir ihnen in der Welt erringen und hinterlassen.
Max WeberDem vermögenden Mann ist die Sorge um die ökonomische "Sekurität" seiner Existenz erfahrungsgemäß - bewußt oder unbewußt - ein Kardinalpunkt seiner ganzen Lebensorientierung.
Max WeberSelbst in den formell bescheidenen Stellungen vermag den Berufspolitiker das Bewußtsein von Einfluß auf Menschen, von Teilhabe an der Macht über sie, vor allem aber: das Gefühl, einen Nervenstrang historisch wichtigen Geschehens mit in den Händen zu halten, über den Alltag hinausheben.
Max WeberDer Kapitalismus kann den praktischen Vertreter des undisziplinerten "liberum arbitrium" [i.e. freien Willens] als Arbeiter nicht brauchen.
Max WeberWir haben lieber Leute als Beamte, auf die wir spucken, als eine Beamtenkaste, die auf uns spuckt.
Max WeberWenn nur soziale Gebilde beständen, denen die Gewaltsamkeit als Mittel unbekannt wäre, dann würde der Begriff "Staat" fortgefallen sein, dann wäre eingetreten, was man in diesem besonderen Sinne des Wortes als "Anarchie" bezeichnen würde.
Max Weber