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Ich liebe die gelehrten Frauen nicht, Wohl seh' ich's gern, wenn eine Dame Einsicht In alles hat, allein mich stört die Sucht Gelehrt zu sein, nur um dafür zu gelten.
MolièreEs muß doch ein Gefühl der Unbill in uns wecken, Will unserm Urteil man solch enge Grenzen stecken, Daß wir mit Kleiderputz, Brokatstoff, Häkelei Und Mantelwurf uns nur befassen dürfen.
MolièreDas Übel ist erst da, wenn man es laut verkündigt, Der aber sündigt nicht, der im Verborgenen sündigt.
MolièreWer sich nach andern bilden will und achten, hat ihren guten Sitten nachzutrachten. Das heißt gewiss sein Vorbild nicht erreichen, Im Räuspern ihm und Spucken nur zu gleichen.
MolièreWir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.
MolièreEinen Prozess führen zu müssen, heißt schon auf dieser Welt verdammt sein; und schon der bloße Gedanke daran ist geeignet, mich bis nach Indien ausreißen zu lassen.
MolièreFür passend gilt es nicht, und zwar aus gutem Grunde, Daß jedes Ding ein Weib erforsche und erkunde.
MolièreOh ihr Weitherzigen, die ihr alles geltenlaßt, kein Maß der Dinge kennt, wie seid ihr mir verhaßt! Erst soll man an sich selbst den strengsten Maßstab legen, eh man sich unterfängt, des andern Tun zu wägen.
MolièreWir müssen unverzagt an unsern Gittern rütteln, Um allen Geisteszwang auf immer abzuschütteln.
MolièreEin Dummkopf, der kein Wort sagt, unterscheidet sich nicht von einem Gelehrten, der schweigt.
MolièreDer Tod ist ein Rezept, für jeden gleich zur Hand; wer's einnimmt, eh er muß, dem fehlt es an Verstand.
MolièreDie meisten Kranken sterben nicht an ihrer Krankheit, sondern durch die Medikamente, die man ihnen aufzwingt.
MolièreEs hat der Mensch auch seine schwachen Seiten, Und meist sind die allein maßgebend bei den Leuten.
MolièreGeiz ist für den Geizigen keine Plage, sondern ein Genuss. Das können nur die Geizigen ganz verstehen.
MolièreAls ob es eine Kunst wäre, mit viel Geld ein anständiges Mahl herzurichten! Kinderleicht ist das, der größte Esel bringt das zuwege. Wer sein Handwerk versteht, der braucht wenig Geld und kocht trotzdem gut.
MolièreWer unter Menschen lebt, soll immer maßvoll bleiben; man kann die Weisheit, auch die Tugend übertreiben.
MolièreIch bin bequemen Sinns, und was man hier bespricht, Daß man sich nur vor Geist den Kopf zerbricht. Ein solcher Ehrgeiz liegt auch nicht in meinem Blute; Und hält man mich für blöd, ich trag's mit frohem Mute.
MolièreWie leicht doch bildet man sich eine falsche Meinung, geblendet von dem Glanz der äußeren Erscheinung.
Molière