Zitate von Novalis
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Wo Geist und Schönheit ist, häuft sich in konzentrischen Schwingungen das Beste aller Naturen.
Man versteht das Künstliche gewöhnlich besser als das Natürliche. Es gehört mehr Geist zum Einfachen als zum Komplizierten, aber weniger Talent.
Schlafen ist Verdauen der Sinneneindrücke. Träume sind Exkremente; sie entstehen durch die peristaltische Bewegung des Gehirns.
Stimmungen, unbestimmte Empfindungen, nicht bestimmte Empfindungen und Gefühle machen glücklich. Man wird sich wohl befinden, wenn man keinen besonderen Trieb, keine bestimmte Gedanken- und Empfindungsreihe in sicht bemerkt.
Die Zeit ist nicht mehr, wo der Geist Gottes verständlich war. Der Sinn der Welt ist verloren gegangen. Wir sind beim Buchstaben stehngeblieben. Wir haben das Erscheinende über der Erscheinung verloren.
Beten ist in der Religion, was Denken in der Philosophie ist; der religiöse Sinn betet, wie das Denkorgan denkt.
Glaube mir, wir können alles aus uns selbst herausbilden, und nichts von innerlicher Beständigkeit und Zufriedenheit ist an eine äußere Stelle gebunden.
Wo Phantasie und Urteilskraft sich berühren, entsteht Witz; wo sich Vernunft und Willkür paaren, Humor.
Das Denken ist nur ein Traum des Fühlens, ein erstorbenes Fühlen, ein blaßgraues, schwaches Leben.
Die Sünde ist allerdings das eigentliche Übel in der Welt. Alles Ungemach kommt von ihr her.
Das Zahlensystem ist Muster eines ächten Sprachzeichensystems – Unsre Buchstaben sollen Zahlen, unsre Sprache Arithmetik werden.
Ihre sogenannte Religion wirkt blos, wie ein Opiat: reizend, betäubend, Schmerzen aus Schwäche stillend.
Vom gemeinen Manne geht sie [die christliche Religion] aus. Sie beseelt die große Majorität der Beschränkten auf Erden. Sie ist das Licht, was in der Dunkelheit zu glänzen anfängt.
Durch allzu häufiges Reflektieren auf sich selbst wird der Mensch für sich selbst abgestumpft und verliert den gesunden Sinn für sich selbst.
Die Poesie ist das echt absolut Reelle. Dies ist der Kern meiner Philosophie. Je poetischer, je wahrer.
Wenn man einen Riesen sieht, so untersuche man erst den Stand der Sonne – und gebe acht, ob es nicht der Schatten eines Pygmäen ist.
Man irrt sehr, wenn man glaubt, daß es Antiken gibt. Erst jetzt fängt die Antike an zu entstehen.
Manche Bücher sind länger als sie scheinen. Sie haben in der That kein Ende. Die Langeweile, die sie erregen, ist wahrhaft absolut und unendlich.
Die Natur ist eine Äolsharfe, sie ist ein musikalisches Instrument, dessen Töne wieder Tasten höherer Saiten in uns sind.
Eine Ehe ist ein politisches Epigramm. Epigramm ist nur ein elementarischer, poetischer Ausdruck – poetisches Element – primitives Poem.
Toleranz und Freundschaft ist oft alles, und bei weitem das Wichtigste, was wir einander geben können.
Wenn Gott Mensch werden konnte, kann er auch Stein, Pflanze, Tier und Element werden. Und vielleicht gibt es auf diese Art eine fortwährende Erlösung in der Natur.
Das willkürliche Vorurteil ist, daß dem Menschen das Vermögen außer sich zu sein, mit Bewußtsein jenseits der Dinge zu sein, versagt sei. Der Mensch vermag in jedem Augenblicke ein übersinnliches Wesen zu sein. Ohne dies wäre er nicht Weltbürger, er wäre ein Tier.
Schicksal und sich schicken scheinen mir nicht ohne Bedeutung nahe verwandt. Wie wir uns schicken, so ist unser Schicksal – Sollte dann nicht sein Schicksal leicht und gefällig werden?