Zitate von Oscar Wilde
page 18
Heutzutage gehen die Leute herum und sagen hinter dem Rücken eines Menschen Dinge über ihn, die vollkommen der Wahrheit entsprechen.
Wenn gewisse Leute mit mir übereinstimmen, habe ich immer das Gefühl, ich muss mich irren.
Ja, ich bin ein Träumer. Ein Träumer findet nur im Mondlicht seinen Weg und erlebt zur Strafe die Morgendämmerung vor dem Rest der Welt.
Das Leben… ist einfach eine mauvais quart d’heure, garniert mit köstlichen Augenblicken.
Ist einer so phantasielos, daß er seiner Lüge mit Beweisen zur Hilfe kommt, dann soll er lieber gleich die Wahrheit sagen.
Immer scheint es töricht, Rat zu erteilen, aber guten Rat zu erteilen, das ist geradezu verhängnisvoll.
Eine Frau, die eines Mannes Liebe aufrechterhalten und ihn wiederlieben kann, hat alles getan, was die Welt von Frauen verlangt oder von ihnen verlangen sollte.
Wenn ein Mann sagt, er habe das Leben erschöpft, so kann man immer sicher sein, daß das Leben ihn erschöpft hat.
Frauen, bei denen verheiratete Männer ihre Liebenswürdigkeiten anbringen können, sind im höchsten Grade nützlich. Sie bilden das Fundament für das Eheleben anderer Leute.
Da war ein Weib, das war im Ehebruch begriffen. Die Geschichte ihrer Liebe wird uns nicht berichtet, aber diese Liebe war ohne Zweifel sehr groß, denn Jesus sagte, ihre Sünden seien ihr vergeben, nicht weil sie bereue, sondern weil ihre Liebe so stark und wundervoll wäre.
Wenn wir uns selbst anklagen, fühlen wir, daß kein anderer das Recht hat, uns anzuklagen. Die Beichte, nicht der Priester, gibt uns Absolution.
Der einzige Unterschied zwischen einer Laune und der ewigen Liebe besteht darin, dass die Laune etwas länger dauert.
Alle Kunst ist zugleich Oberfläche und Symbol. Wer unter die Oberfläche dringt, tut es auf eigene Gefahr. Wer dem Symbol nachgeht, tut es auf eigene Gefahr. In Wahrheit spiegelt die Kunst den Betrachter und nicht das Leben.
Ein Gegenstand, der vollkommen schön ist, regt den Künstler nicht an. Es fehlt ihm das Unvollkommene.
Ja, das ist eines der Geheimnisse des Lebens: die Seele durch die Sinne heilen können und die Sinne durch die Seele.
Selbstsucht bedeutet nicht, so zu leben, wie man es wünscht, sondern dasselbe von anderen zu verlangen.
Ich glaube, daß sich Gott, als er den Menschen erschaffen hat, gewaltig überschätzt hat.
Fußball ist gut geeignet für ruppige Mädels, aber für feinfühlige Jungs ziemt er sich nicht.
Wir gewinnen im Leben bestenfalls eine einzige wesentliche Erfahrung, und das Geheimnis der Lebenskunst besteht darin, diese Erfahrung möglichst oft zu reproduzieren.
Wenn man ein Buch nicht mit Genuß immer und immer wieder lesen kann, lohnt es sich nicht, es überhaupt zu lesen.
Es ist die Liebe und die Fähigkeit zur Liebe, die einen Menschen vom anderen unterscheidet.
Selbstsucht liegt nicht darin, daß man ganz nach eigenem Gutdünken lebt, vielmehr nur darin, daß man von anderen jene Lebensführung, die man sich selbst als Ziel gesetzt, abverlangt.
Gewissen und Feigheit sind in Wirklichkeit ein- und dasselbe. Das Gewissen ist nur der öffentliche Geschäftsname der Doppelfirma.
Mit der Gesellschaft zu leben – welche Qual! Aber außerhalb der Gesellschaft zu leben – welche Katastrophe.
Man ist versucht, den Menschen als vernunftbegabtes Tier zu definieren, das immer die Geduld verliert, wenn es der Vernunft gemäß handeln soll.
Idioten sind eine weise Einrichtung der Natur, die es den Dummköpfen erlaubt, sich für klug zu halten.
Heutzutage überlebt man alles, außer den Tod, das Leben gewährt einem alles, außer den guten Ruf.
Es gibt keineswegs dergleichen wie ein Omen. Das Schicksal sendet nie Boten aus. Dazu ist es zu klug oder zu grausam.