Zitate von Paul Heyse
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Das ist unselige Minne, Wenn Weiber das Herz dir rühren, Bei denen Gemüth und Sinne Getrennte Wirtschaft führen.
Was hilft’s, nach dem Applaus der Welt mit vorgebundener Maske schielen? Da der allein nie aus der Rolle fällt, der immer wagt, sich selbst zu spielen
Auf unseren Bühnen hat Ungeschmack Die holde Muse vertrieben. Sie spielen dir auf dem Dudelsack, Was du für Flöte geschrieben.
Sei vor den Xenien auf der Hut; Sie prickeln und reizen das träge Blut, Wie eine Schüssel voll Mixedpickel, Sind aber keine Glaubensartikel.
Freund in der Not will nicht viel heißen. Hilfreich möchte sich mancher erweisen. Aber die neidlos dein Glück dir gönnen, sie darfst du wahrlich Freunde nennen.
Ich hinge wahrlich nicht so sehr An diesem leidigen Leben, Wenn irgend sonst noch ein Mittel wär‘, Um Allerlei zu erleben.
Auf Freiheit legt’s so mancher an, Thut doch, was er nicht lassen kann. Kann er’s nicht lassen sich frei zu fühlen, Mag er mit seinen Ketten spielen.
Wie soll man in der Welt sich regen? Wer Unrecht hat, der büßt’s mit Schlägen, wer Recht behält, den liebt man nicht, und wer neutral bleibt, heißt ein Wicht.
Vergebene Mühe Auf Schritt und Tritt sich aufzupassen, Was soll es frommen? Wer nicht wagen darf, sich gehn zu lassen, Wird nicht weit kommen.
Sonst hab‘ ich mir selbst Impulse gegeben; Jetzt leb‘ ich nicht mehr, ich lasse mich leben.
Es gehört nicht nur guter Wille zur Freundschaft, auch Talent, Seelenkunde und Erlebnisse ähnlicher Art.
Die tiefste Wonne des Schenkens kann nur ein reifer Mensch auskosten, die tiefste Wonne des Beschenktwerdens nur ein Kind.
Mußt stets an deiner Mutter Art, Du Kind der Erde dich erinnern: Wie sehr die Schale dir erstarrt, Bewahr‘ den flüssigen Kern im Innern.
Il mondo è paese Das ist’s warum sich’s leben läßt trotz alledem auf dieser Erden: Die ganze Welt ist nur ein Nest, doch jedes Nest kann eine Welt dir werden.
Was hilft’s, daß man die Ohren verstopf‘ Beim Lärmen der grünen Jungen? Sie haben zwar nicht den hellsten Kopf, Aber die hellsten Lungen.
Mancher große Mann hätte nie an sich geglaubt, wenn ihn nicht gute Freunde entdeckt hätten.
Laß dich’s nicht verdrießen, Verschmäht man Anfangs deine Gaben. Der Fluß muß lange fließen, Bevor er sich ein Bett gegraben.
Der echte Mime haßt, das merke, Des echten Dichters Genius. Er macht sich nichts aus einem Werke, Draus er nicht erst was machen muß.
Ich gebe, was ich zu geben habe. Gefällt euch nicht die redliche Gabe, Müßt ihr nicht gleich einen Lärm erheben; Denn sagt, was habt ihr mir gegeben?
Gründliche Thorheit Die menschlichste der Schwächen Ist, über das, was uns das Herz gebrochen, Noch obendrein den Kopf uns zu zerbrechen.
Sei zum Geben stets bereit, miß nicht kläglich deine Gaben, denk, in deinem letzten Kleid wirst du keine Taschen haben.
Nur wenige Männer können sich rühmen, eine Frau zu besitzen, die ihnen mit jedem Tage neu und doch so unentbehrlich ist wie die älteste, liebste Lebensgewohnheit.
Dilettanten beneid‘ ich von Herzen, Ihnen ist großes Heil verliehn: Kinder gebären sie ohne Schmerzen Und brauchen hernach sie nicht zu erziehn.
Kastriert nur ängstlich Lieb‘ und Haß In usum der unmünd’gen Schwachen! Ihr sollt uns doch nicht den Parnaß Zur Kinderstube machen.
Was uns von oben kommt, ist alles zu verwinden. Nur was unseresgleichen uns anthut, frißt uns das Leben ab.
Das Leben verwandelt uns wunderbar, und wenn wir die Tage nur machen lassen, und uns nicht selbst gegen ihre Macht verstocken, – es werden Dinge möglich, die wir vor Jahr und Tag nicht zu denken vermocht haben, und manches beglückt uns einst, was wir erst mit Abscheu von uns gewiesen haben.
In der Zeitung las ich soeben Ein sehr perfides Pasquill* auf dich. So haben sie mir’s schriftlich gegeben, Daß sie kleiner und schlechter sind, als ich. (*Schmäh- und Spottschrift)
Es gibt gar keine wirksamere innere Mission als den Ehestand für zwei rechtschaffene Menschen.
Aus Liebe und Vernunft zu frein, wie sollt‘ das nicht dasselbe sein, da es doch nichts so Vernünftiges gibt, als eine zu freien, die man liebt?
Versuchs, und übertreib einmal, gleich ist die Welt von dir entzückt. Das Grenzenlose heißt genial, wär’s auch nur grenzenlos verrückt
In Liebesflammenqual vorm Jahr, Und doch frisch angesengt schon heuer? Das alte Sprichwort lügt fürwahr: Gebrannte Kinder lockt das Feuer.
Poeten tragen sorgelos Die heimlichsten Gefühle bloß; Doch können sie’s ohne Scham nicht sehn, Wenn die Gedanken nackend gehn.
So viel Verdienste du erwirbst, so viel dir Gut und Mut beschieden – wenn du es mit den Philistern verdirbst, dann wehe deinem Frieden!