Peter Rosegger Zitate
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Kein anderer Beruf ist im Stande, das Herz mit einer solchen göttlichen Genugtuung zu lohnen, als das Künstlertum.

Der Kinder Herzen sind wie Wachs, und ein Stück Wachs läßt sich um die Finger wickeln, wenn es erwärmt wird.

Die Absicht, auf anständige Weise wohlhabend, dadurch selbständig und wohltätig zu werden, ist eine Tugend, die der Allgemeinheit nützt. Dieser Tugend allein rede ich das Wort.

Ich bin lieber der Beleidigte als der Beleidiger, weil ich lieber der Gläubiger bin als der Schuldner.

Ich schätze höher das Natürliche als das Gemachte, das Ländliche höher als das Städtische, die Einfachheit höher als den Prunk, die Taten höher als das Wissen, das Herz höher als den Geist.

Naturschönheit ist eine Sache, die nicht so obenauf liegt, die erst entdeckt werden muß. Das Sinnliche allein ist dazu nicht genug, ein wenig Sinnen gehört auch dazu.

Wichtiger als alles, was jetzt die Welt mit Lärm erfüllt, wäre das eine: Das Volk wieder zum Guten und Schönen, zur Treue und Tüchtigkeit, zu Heimat und Vaterland zu erwecken.

Wo die Liebe herrscht, da fallen alle Schranken, da sinken alle Hüllen der Kultur, und das Letzte ist, was das Erste war: Adam und Eva.

Mundart ist die natürliche Mutter der Kultursprache, Jargon ist ihr verkommener Sohn.

Der tapfere Mensch teilt nur das Gute mit dem anderen, das Schlimmste behält er für sich und das Leiden ist eine Privatangelegenheit.

Wir müssen lernen – und das ist das große Gebot der Zeit, – lernen, wieder Persönlichkeit zu werden. Das lernt man im Verkehr mit der Welt, aber noch besser im Verkehr mit sich selbst.

Nicht der weiß ein Glück zu schätzen, welcher es gewonnen hat, sondern der, welcher es verloren.

Man kann unter einem Dache wohnen und doch um mehr als ein Weltmeer voneinander getrennt sein.

Anonyme Schreiben behaupten etwas, dessen Unrichtigkeit der Verfasser durch Verweigerung seiner Unterschrift bestätigt.

Der Mensch versteht an fremdem Sange nur das, was er selbst schon empfunden; im wortlosen Liede, in der Musik findet er genau soviel, als er selbst hineinzulegen hat.

Ein Schleifstein paßt nicht für alle Messer; mancher Schüler lernt im Leben mehr als in der Schule.

Wenn der Krieg, wie man gern sagt, der Vater großer Tugenden wäre, so müßten die Menschen vor lauter Morden und Brennen schon Heilige oder Götter sein.

Die Schuld an dem größten Teile des menschlichen Unglücks und Elends trägt die Liebe. Ihre Leiden sind unendlich an Mannigfaltigkeit, unbeschreiblich an Tiefe.

Das Hauptmerkmal echter Liebe ist das Mitleid. Die Sinnlichkeit fügt das Rad zusammen, das Mitleid legt den Reifen darüber.

Es vollzieht sich eine Flucht vom Pfluge zum Hammer, vom Hammer zum Zirkel, von diesem zur Feder, zum Doktorhut. Nichts will im Staate mehr Grundstein bilden, alles will Dachgiebel sein – wäre es ein Wunder, wenn eines Tages der Bau das Übergewicht bekäme?

Die Liebe ist das Beste, was wir haben auf dieser Erde. Und gerade aus ihr kommt unser größtes Leid.

Glücklich zu sein und andere glücklich zu machen, sonst hast du auf Erden nichts zu tun.

Es gibt Männer, die mit Furchen auf der Stirne noch ein Kind sind, wenn sie die Liebe erfaßt.

Das beste Mittel für Eltern, ihre Kinder lange und immer in ihrer Gewalt zu haben, ist, in ihnen die Zuneigung und die Aufrichtigkeit wachzurufen und wach zu halten.

Das erste Lebenszeichen, welches in dem jungen Menschenkinde die aufkeimende Seele von sich gibt, ist die Offenbarung der Selbstliebe. Ob Menschenliebe daraus wird oder Selbstsucht, das entscheidet die Erziehung.

Tätigkeit ist die Triebfeder der Lebensuhr. Man kann sich überarbeiten, aber noch weit leichter kann man sich überfaulenzen.

Des Weibes Liebe ist des Mannes Dämon, so wie des Mannes Leidenschaft des Weibes Schicksal ist.

Sterblich ist der Künstler und seine Kunst. Unsterblich allein in der Menschheit ist die Sehnsucht nach Unsterblichkeit.

Es ist ja Unsinn, wenn zwei gleichbefähigte und gleichberechtigte Leute zusammenheiraten. Die kommen nicht weiter. Eins in eins hebt sich. Zwei Ungleiche haben eine doppelte Größe.

Wer Geld zusammenscharrt, der fühlt sich seiner Tüchtigkeit nicht sicher. Darum ist das Genie im Gefühle seiner Ur- und Überkraft oft so verschwenderisch.

Will ein Volk aus wilder Ursprünglichkeit sich aufbauen zu einer schönen, ebenmäßigen Höhe, so muß der Gottestempel zu dem Baue das Gerüste sein.