Peter Rudl Zitate
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Es gibt genügend Dinge, über die man schon allein aus Charakter mit niemandem reden kann, die man absolut allein tun und ertragen muß.

Durch jeden Rost des der gemeinen Masse Vorstellbaren zu fallen, sollte Grundanspruch des Geistes bleiben.

Ein Gott, der den Namen verdient, wird sich immer über jedwede Anbetung hinwegsetzen, muß sie ihm doch partout irgendwie penetrant, anmaßend und krepide erscheinen.

Einem schäbigen Charakter erscheint nichts vollends schäbig. Nichts, dem er nicht noch etwas für sich Nützliches abgewinnen könnte. Darin ähnelt er übrigens auffallend dem Optimisten.

Man sollte mangelnde Vorbereitung nicht in Bausch und Bogen kritisieren oder sogar verdammen, sondern vielmehr auch den Wunsch nach Herausforderung herauszulesen verstehen.

Der Geist ist der Spaten der Seele, geschaffen, um eine Ödnis umzugraben, die auf Sein, Schein und Werden beruht. Allein.

Die meisten Menschen lieben und suchen Gewalt, allein das sollte schon genügen sie herzlich zu verabscheuen.

Der Tod ist wie das Meer. Wenn man erst hinkommt, meint man immer schon einmal dort gewesen zu sein, könnte aber auch träumen.

Kaum ein Mensch wird so häßlich geboren als ihn der Anspruch der Dummen und Satten macht.

Loszulassen heißt noch lange nicht aufzugeben. Aufzugeben noch lange nicht loszulassen, ja liegt doch darin eben gerade oft erst der Kardinalfehler, der nur notwendig zur Aufgabe führt.

Kaum etwas birgt ein so hohes Wiederholungsrisiko wie die sogenannte Chance auf den Neuanfang. Freilich ist sie meist leider auch die einzige Möglichkeit überhaupt etwas zu verändern.

Das Leben ist schön verpfuscht immer noch weitaus perlender und strahlender als das brav, vorausplanend, risikoscheu, aufgehübscht und blessurenfrei gelebte.

Dem Leib eignet ein vitaler Machthunger, er will besitzen. Die Tendenz des Geistes ist dagegen die eines morbiden Nachthungers, er will verlieren.

Unter dem Mond der Zeit ist das Leben eine Springprozession in den Schoß des Meeres Tod. Jeder Rückzug bringt es ihm näher. Die Zeit beugt sich dem Gesetz vieler Sonnen.

Sei schonungslos mit anderen, und schon bekommst du sie los. Sei schonungslos mit dir selbst, und schon bekommst du dich ganz.

Jedes System, das den Glauben an und den Wunsch nach Gerechtigkeit kalt lächelnd als Naivität und Blauäugigkeit abtut, ist verkrustet und muß aufgesprengt, muß revolutioniert werden.

Ein Teufel auf Erden fiele sicherlich niemandem weiter auf und glitte in Anbetracht der schier übermächtigen menschlichen Konkurrenz sehr bald in eine tiefe Identitätskrise.

Selbst das Leben des noch so gewöhnlichen Menschen hat noch viel von einer Odyssee durch die Unterwelt, von dem der anderen ganz zu schweigen.

Hörigkeit und Devotion sind Ausdrucks- und Kanalisationsformen eines Hasses und Selbsthasses, ohne die Betroffene schier daran erstickten.

Die Sammelwut ist, egal ob man nun Menschen, Bücher, Bilder, Ersttagsbriefe oder Fetische sammelt, Ausdruck einer nachgerade erdrückenden inneren Leere.

Ein guter Aphorismus sollte getrost danach streben den Punkt zu liefern, nach dem Archimedes verlangt hat.

Das Leben ist eine ausgesuchte Qual für höhere Geister und ein seltenes Glück für alle anderen.

Es kann auch ein Zeichen von Charakter sein sich noch selbst anwidern zu können. Charakterlosen gelingt dies nicht mehr.