Zitate von Peter Rudl
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Wer den Erfolg über den Charakter stellt oder mit seinem noch so irrwitzigen wie rechthaberischen Glauben, der da zeitgemäß als gnadenloser Utilitarismus daherkommt, gleichsetzt, ist naturgemäß Amerikaner.
Den Menschen kann es heutzutage ja gar nicht prollig genug zugehen. Der Geist bleibt da nicht einmal mehr Zaungast. Und das ist gut so. Für ihn.
Alles Denken ist Mutmaßung, Anmaßung. Was ihm fehlt ist ein allfälliges Maß Anmut im katastrophischen Menuett der Sphären und lichtumkränzten Bilder.
Auslöschung und nicht Liebe oder sonst eine anthropogene “ Stiftung “ ist der Endzweck des Universums und sein großes Amen.
Leben ist immer auch eine Verschwörung gegen die Ordnung, was ihm seinen ureigenen sympathetischen Charme verleiht.
Wenn einen nichts mehr zu faszinieren versteht, hat man den besten Zeitpunkt zu gehen bereits lange verpaßt.
Mensch bleiben heißt Suchender zu bleiben. Mensch werden heißt seine Suche aufzunehmen. Menschsein überwinden freilich, wer wollte es vermögen, wenn nicht der Geist?
Das Leben ist schön verpfuscht immer noch weitaus perlender und strahlender als das brav, vorausplanend, risikoscheu, aufgehübscht und blessurenfrei gelebte.
Es gibt wohl kaum etwas Kleinkarierteres als eiserne Grundsätze: Ein Leben muß schon sehr eng angelegt sein, damit sie sich dort nicht verlieren und einen weiß Gott dauern können.
Schablonen sind das Ende jeder Entwicklung. Entwicklungen müssen umgekehrt auch mal außer Kontrolle geraten, um Schablonen zu durchbrechen.
Moral ist eine raffinierte Erfindung derer, die es sich auf Kosten anderer gutgehen lassen, um so immer noch etwas einfordern zu können, das sie selbst nicht haben.
Unter dem Mond der Zeit ist das Leben eine Springprozession in den Schoß des Meeres Tod. Jeder Rückzug bringt es ihm näher. Die Zeit beugt sich dem Gesetz vieler Sonnen.
Die Schlange und Onan waren die ersten Künder der Einsamkeit, Abel ihr früher Antimessias.
Jede Enttäuschung sollte als ein zuletzt doch willkommenes Ende der Täuschungen begrüßt werden.
Die Nachsicht mit der Dummheit hat schon immer mehr Verbrechen und Katastrophen heraufbeschworen als die Dummheit selbst.
Massenpsychologisch betrachtet neigt eingangs des 21.Jahrhunderts wohl kein Volk so sehr zur Hysterie wie das amerikanische. Das macht es unter Streß nicht gerade zurechnungsfähiger.
Nichts ist einer guten Meinung vom Menschen zuträglicher, als es im Umgang mit ihm bei der Oberfläche zu belassen.
Die breitgetretene Königspforte des Herzens ist des Geistes Sache nicht. Er kommt meist durch die Kellertür.
Im Anfang war der Traum. Die Realität scheint dagegen ein kümmerlich retardierter Prozeß.