Zitate von Theodor Fontane
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Feine Sachen amüsieren mehr; aber ein Hieb, der so recht sitzen soll, muß etwas grob sein.
Das Meiste in der Welt ist Schwindel, und der ästhetische Schnickschnack schon ganz gewiß.
Zwischen Hochmut und Demut steht ein Drittes, dem das Leben gehört, und das ist ganz einfach der Mut.
Die Liebe lebt von liebenswürdigen Kleinigkeiten, und wer sich eines Frauenherzens dauernd versichern will, der muß immer neu darum werben, der muß die Reihe der Aufmerksamkeiten allstündlich wie einen Rosenkranz abbeten. Und ist er fertig damit, so muß er von neuem anfangen.
Durchschnittsmenschen glauben sich so schnell wie möglich verewigen zu müssen, damit ihre Herrlichkeit nicht ausstirbt.
Das, was wir ein schlechtes Gewissen nennen, ist immer ein gutes Gewissen. Es ist das Gute, was sich in uns erhebt und uns bei uns selbst verklagt.
Die Schule liegt draußen, Erziehung ist Innensache, Sache des Hauses, und vieles, ja das Beste, kann man nur aus der Hand der Eltern empfangen.
Wenn man älter wird, so lernt man eben einsehen, daß man von einem Menschen nicht alles verlangen kann und das man zufrieden sein muß, wenn ein Weinstock Trauben trägt. In jüngeren Jahren verlangt man auch noch Erd- und Himbeeren dazu.
Die Eitelkeit auch der besten Menschen ist so groß, daß, wenn man einem sagt, er sähe wie Rubens aus, so ist er nicht voll zufrieden. Er will wenigstens wie Rubens und Van Dyck zusammengenommen aussehen.
Gut und gut gibt Glück. Aber sicher hat man’s nie, und um die Gnade der großen Rätselmacht, sie heiße nun Gott oder Schicksal, muß immer gebeten werden.
Aber sonderbar, alle korrekten Leute werden schon bloß um ihrer Korrektheit willen mit Mißtrauen, oft mit Abneigung betrachtet.