Zitate von Theodor Fontane
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Was der Schlaf im engen Kreise der 24 Stunden ist, das ist das Reisen in dem weiten Kreise der 365 Tage.
Briefeschreiben ist wie Wetterleuchten; da verblitzt sich alles, und das Gewitter zieht nicht herauf.
Eine richtige Sparsamkeit vergißt nie, daß nicht immer gespart werden kann; wer immer sparen will, der ist verloren, auch moralisch.
Ganz dumm ist die Neiderei, das Streiten um Rang und Wert; jeder ist alles und jeder ist nichts.
Je älter ich werde, je mehr empfinde ich den Wert von Frieden und Freiheit; alles andre ist nichts.
Die höchste Dummheit, die zuzugestehen ist, entzieht sich ebenso der Berechnung wie die höchste Klugheit – das ist eine von den großen Seiten der echten Stupidität.
Das Langweiligste von der Welt ist bekanntlich die reine, weiße, durch nichts gefärbte Vorzüglichkeit.
Fürchtet nicht, wenn die ganze Meute aufschreit. Denn nichts ist auf dieser Welt so gehaßt und gefürchtet wie die Wahrheit. Letzten Endes wird jeder Widerstand gegen die Wahrheit zusammenbrechen wie die Nacht vor dem Tag.
Kinder sind immer egoistisch, und die Sache ist die und kommt dadurch wieder in Ordnung, dass ihnen die eigenen Kinder später auch eine tüchtige Nuss zu knacken geben.
Es kommt immer nur drauf an, daß, wie und wo man auch marschirt, man allerorten die Musik des Lebens hört. Die meisten hören nur die Dissonanzen.
Jeder ist der Richtige. Natürlich muß er von Adel sein und eine Stellung haben und gut aussehen.
Der unausgeschlafene Mensch ist eine Null oder, wenn der Mensch überhaupt eine Null ist, die Null einer Null.
Was wir Gefühl nennen, ist eine Lebensform, eine bloße Manier, der eine hat die, der andre eine andere.
Das Alter hat viel Häßliches und Dummes, aber das eine Kluge hat es, daß es einsieht: nichts ist von besonderer Wichtigkeit, und man kann es so machen oder auch so.
Unsere Prinzipien dauern gerade so lange, bis sie mit unseren Leidenschaften oder Eitelkeiten in Konflikt kommen, und ziehen dann jedesmal den Kürzeren.
Der innere Mensch bildet den äußren, aber noch viel mehr der äußre Mensch den innren.
Die Kleinen von hier, trotz der „Loyalität bis auf die Knochen“, die mucken immer bloß auf, aber die wirklich Vornehmen, die gehorchen, nicht einem Machthaber, sondern dem Gefühl ihrer Pflicht.
Je älter ich werde, desto tiefer empfinde ich, alles ist Glück und Gnade, das Kleine so gut wie das Große.
Ich bin es auch müde, mich mit langweiligen oder unliebsamen Menschen abzuquälen und mich um die Gunst von Nobodies zu bewerben.
Meiner Natur nach bin ich Optimist; aber ich habe zwei Augen im Kopf, und meine Erfahrungen haben schließlich meine Neigungen korrigiert.
Große Zeiten sind es immer nur, wenn’s beinah schiefgeht, wenn man jeden Augenblick fürchten muß: Jetzt ist alles vorbei. Da zeigt sich’s.
Ein neues Buch, ein neues Jahr Was werden die Tage bringen? Wird’s werden, wie’s immer war Halb scheitern, halb gelingen?
Übrigens darf ich bei allem Respekt vor meinem berühmten Hotel sagen, unberühmte sind meistens interessanter.
Die Reputation, die Lebenserfolge, Ruhm, Ansehn, Gewinn, – alles wird durch eine Gruppe von Personen bestimmt, die sich durch verschwiegenen Händedruck „zusammengefunden“ haben.
Große Zeit ist’s immer nur, wenn’s beinahe schiefgeht, wenn man jeden Augenblick fürchten muß: jetzt ist alles vorbei. Da zeigt sich’s. Courage ist gut, aber Ausdauer ist besser. Ausdauer, das ist die Hauptsache.
Das Schlimmste bleibt schließlich doch immer die Langeweile; vom Standpunkt der Gesellschaft aus, ganz gewiß.