Zitate von Martin Heinrich
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Wenn Dich die üblen Launen plagen, So schließ‘ Dich ein. Dort magst du sie für Dich ertragen, Uns macht es Pein.

Sei nicht milde und nachsichtig, wo Strenge nothwendig ist. Es wird Dir nicht als Güte, sondern als unverzeihliche Schwäche ausgelegt und Du begehst eine Sünde.

Solange uns die Phantasie die Jugend des Herzens erhält, so lange sind wir auch noch für Liebe empfänglich.

Wirklich moralischer Gehalt eines Menschen zeigt sich, wenn er von dem Bessern überzeugt ist und dann ohne Rücksicht auf seine Neigung handelt.

Was nützt’s, daß du dein Wort uns stellst, Wenn du dir selbst das Wort nicht hältst?

Phantasie ist die Fackel, welche uns voran leuchtet und das Dunkel erhellt, wenn wir auf der Leiter des Verstandes emporsteigen wollen zur Erkenntnis des Schöpfers.

Nicht das Alter, sondern die Reife des Schriftstellers verdient Berücksichtigung. Bringt uns doch der Frühling die saft’gen Erdbeeren, duftige Veilchen; der Herbst dagegen sehr oft nur Holzbirnen und abgestorb’nes Haidekraut.

Schmücke nie Dein Werk mit allzu viel Erwartung, Denn nichts Herb’res gibt’s, als nüchterne Enttäuschung.

Scheinbildung ist leicht von wahrer Bildung zu unterscheiden; man betrachte nur die sogenannten „hohen Zirkel“, die „bevorrechtigte Klasse“ der Gesellschaft.

Der Schmerz hat dann den Höhepunkt erreicht, Wenn sich die Träne im Auge nicht mehr zeigt.

Leichtsinn der Jugend verfliegt, die Zeit veredelt die Kräfte, Thorheit im Alter ist Schwamm, der eich’ne Bohlen zerstört.

Erhält man einen Freund, muß Treue ihn erhalten; Er hält dann fest sein Wort, hat er das Dein‘ erhalten.

Erst dann erkennen wir den Menschen rein und klar, Wenn er beständig sich bewährt in der Gefahr.

So, wie die Phantasie die warmblütige Königin, so ist der Verstand der ernste König des Menschen.

Der Mensch bleibt schwach bei aller Weisheit, Die nur zu oft der Stimmung unterliegt; Denn stets kommt eine neue Thorheit, Wenn kaum die alte ist besiegt.

Glücklich Derjenige, der das, was er denkt und fühlt, durch Worte auszudrücken vermag.

Die Ordnung des Geistes, der Seele bedingt – Daß Müssen und Wollen uns immer gelingt.

Deine Handlungen verdienen nur dann eine „edle That“ genannt zu werden, wenn Du ein Verderben, ein Unglück abgewendet oder beseitigt hast.

Wenn Freunde zu oft oder selten sich seh’n, Wird keine Freundschaft dauernd besteh’n.

Ich trachte nach dem Apfel dort am höchsten Ast, Der unterm Baume liegt, ist für das Vieh zur Mast.

Diejenigen, welche von ihrer Unantastbarkeit zu hohe Meinung besitzen, zeigen oft eine beleidigende Geringschätzung anderer.

Das schwerste Opfere, welches der Mensch zu bringen vermag, ist, sein Herz brechen zu lassen und seiner Liebe entsagen.

Wer Charaktere studiert, der suche das Herz zu ergründen, Nicht den Verstand und den Geist; heißt doch Charakter: Gemüt.

Nicht immer ist der Charakter des Menschen verläßlich. Zuweilen ist er stark, aber nicht ganz und jederzeit.

Darfst dich nicht zu sehr des Nächsten Form anschmiegen; Wirst zuletzt dein Ich, dein eig’nes Selbst verbiegen.

Das allerhöchste Glück genießt: Wer stets mit sich zufrieden ist. Dies Glück erreichst du jederzeit Durch Ordnung und durch Tätigkeit.

Wer unter allen Umständen Duldung zeigt, ist entweder ein Dummkopf oder ein Heuchler. Als ersteren können wir ihn nur bemitleiden, als letzterer aber verdient er, daß ihm jeder rechtschaffene Mensch aus dem Wege geht.

Schmeicheleien an die Geliebte gleichen den abfallenden Rosenblättern, wenn die Rose unserer Liebe zu verblühen anfängt.

Wer das Garn zu dick gesponnen, Hat nur grobes Tuch gewonnen; Ob man’s glättet, striegelt, reibt – Grob gesponnen – grob auch bleibt.

O, wäre doch der Schwachkopf lieber still, Er weiß vor lauter Wollen nicht was er will.

Kein Baumgipfel ist so hoch, daß sich dort nicht ein Rabe ein Nest bauen und zu uns herabkrächzen könnte. So auch das Unglück: wo ist seine letzte Etage?

Ausdauer im Guten ist: Willensreife und Überzeugungstreue; mithin ein Beweis eines richtig angebauten, fertigen Charakters.

Nicht gestaltlos kann die Schönheit, Die Erkenntniß, Tugend, Wahrheit, Uns’rem Sinn sich offenbaren. Können wir Begriffe lieben? – Nein, wir fühlen uns getrieben, Form, Gestalt uns zu bewahren.

Wir werden nie das eig’ne Vorurtheil bekämpfen, Und unsere Parteilichkeit nicht völlig dämpfen.

Unglück ist eine sinnbildliche Bezeichnung und wird von Jedem anders aufgefaßt und empfunden.

Nur Unglück, welches plötzlich an uns heran tritt, fordert uns heraus, zu zeigen, ob wir klein oder groß sind.

Zufriedenheit, die alles in sich trägt, was die Erde dem Sterblichen zu bieten vermag, gibt dir der Frohsinn.

Willst du in’s Volk mit deiner Weisheit bringen, Mußt du dein Wissen auch recht faßlich bringen.