Zitate von Seneca
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Erfährst du, daß jemand schlecht über dich gesprochen hat, so überlege, ob du es nicht zuerst getan hast und über wie viele du selbst sprichst.

Drei Dinge sind die Beschwernisse der Krankheit: Furcht vor dem Tod, Schmerz des Körpers, Unterbrechung des Vergnügens.

Wer sich innerhalb des natürlichen Maßes hält, wird wenig von Mangel verspüren; wer aber das natürliche Maß überschreitet, von dem wird auch bei den größten Schätzen die Armut nicht weichen.

Nur durch eines kann sich der Mensch vervollkommnen: wenn er ein für allemal weiß, was gut und was böse ist.

Es gibt keine Charaktereigenschaft, die hartnäckiges Mühen und angestrengte sorgsame Zucht nicht bezwingen würden.

Der Mensch ist nicht gut, aber er wird zum Guten geformt, damit er, seines Ursprungs eingedenk, Gott gleich zu werden trachtet.

Ein Mensch, der immer nur an sich denkt und in allem seinen Vorteil sucht, kann nicht glücklich sein. Willst du für dich leben, lebe für andere.

Dann erst hat die Größe eines Menschen Bestand und Grund, wenn alle von ihm überzeugt sind, er sei nicht sowohl über ihnen, als für sie.

Nichts verwickelt uns in größere Übel, als wenn wir das für das Beste halten, was mit großem Beifall aufgenommen wird.

Aber was soll der Weise tun, wenn er mit Faustschlägen traktiert wird? Was Cato tat, als man ihn ins Gesicht geschlagen hatte: Er ereiferte sich nicht, rächte sich auch nicht für die Beleidigung, verzieh sie auch nicht, sondern erklärte, sie sei gar nicht erfolgt.

Unsere Gedanken brechen durch die Vesten (Festungen) des Himmels, unbefriedigt nur das zu wissen, was sichtbar ist.

Dummköpfe, die ihr seid, Überflüssigem nachzujagen, am Leben vorbeizugehen, während ihr die Mittel zum Leben aufzutreiben sucht.

Es lebt nur, wer sich vielen nützlich erweist, es lebt nur, wer von sich selbst den rechten Gebrauch zu machen weiß.

Wer sich zwischen den Sternen bewegt, kann nur noch lächeln über die kostbaren Fußböden der Reichen und die ganze Erde mit ihrem Gold, mag es ausgegraben und zu Geld geprägt sein oder in der Tiefe für die Habsucht späterer Geschlechter aufgespart ruhn.

Frage dich aber, ob nicht die Beschäftigung mit vielen Schriftstellern und das Lesen von Büchern mannigfachsten Inhaltes einer großen Unstetigkeit und Eilfertigkeit Vorschub leistet.

Am besten aber wirst du den Charakter eines Menschen kennen lernen, wenn du beobachtest, wie er jemanden lobt und wie er sich verhält, wenn er selbst gelobt wird.

Leben muß man das ganze Leben hindurch lernen, und was vielleicht noch sonderbarer klingt: all seine Lebtage muß man sterben lernen.

Glaube mir: es ist eine ernste Sache um die Freude. Oder meinst du, es werde irgend jemand mit unbefangener Miene, oder wie jene Lebemänner sich ausdrücken, heitern Auges den Tod verachten, der Armut die Tür öffnen, der Genußsucht Zügel anlegen und auf Ausharren im Schmerze sich gefaßt machen?

Die Menschen glauben den Augen mehr als den Ohren. Lehren sind ein langweiliger Weg, Vorbilder ein kurzer, der schnell zum Ziele führt.

Anspruchslosigkeit fordert die Philosophie, nicht Selbstbestrafung: Es braucht nicht ungepflegt zu sein die Anspruchslosigkeit.
![Seneca - Wer [...] wünschte sich nicht ein glückliches Leben? Aber um zu erkennen, was uns zum Lebensglück verhelfen kann,...](https://www.netzitate.com/bilder/736/zitate-von-seneca-598.jpg)
Wer […] wünschte sich nicht ein glückliches Leben? Aber um zu erkennen, was uns zum Lebensglück verhelfen kann, dazu fehlt uns der richtige Blick.

Immer glücklich zu sein und ohne jede Gemütstrübung das Leben zu durchwandern, heißt nur die eine Seite der Natur kennen.