Zitate von Sigbert Latzel
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Bei großen Gruppen finden wir häufig den auf andere gerichteten Haß als Gemeinschaftsgefühl, kaum aber je die auf andere gerichtete Liebe.
Man hat in unserer Zeit mit der besten Seife auch den besten Schmutz entwickelt. Der Circulus profitiosus.
Aus häßlichen Raupen werden schöne Schmetterlinge. Wenn man dies auf das Verhältnis „Kind – Erwachsener“ überträgt, erscheint die Entwicklung umgekehrt.
Viele Philosophen schreiben geniale Rohrschach-Kleckse. Von deren intelligenter Deutung leben dann die Interpreten.
Die Schlüssel zu den Geheimnissen der Natur haben alle die Eigenschaften, daß sie nur öffnen, aber nicht mehr zuschließen. Darauf aber käme es heute gerade an.
Es gibt für die kleinsten Probleme große Worte. Aufwand beruhigt, auch wenn er nicht hilft.
Als Weiser kann man nicht „modern“ sein. Es gibt keine „modernen“ Weisheiten. Deshalb ist auch für die „modernen“, modeversessenen Intellektuellen die Weisheit kein Thema.
Das philosophische Denken ist ein Tun, das bei einer bestimmten Sehweise aus dem Nichts-Tun entsteht.
Diskussionen sind in der Regel nur dazu da, um den anderen zu zeigen, wie dumm sie sind. Einer anderen Wahrheit sind sie selten dienlich.
Aus einer sehr hohen Luftperspektive sehen Autos wie über die Erde hinkriechendes Ungeziefer aus.
Die meisten Dichter dichten nach der Krankheit, die gerade in Mode ist. Man sollte daher Epochalpathologien vor Literaturanalysen schreiben.
Ein alter Mensch kennt einen jungen, da er selbst einmal jung war; ein junger Mensch kennt keinen alten wirklich.
Viele verkaufen heute Ariadne-Fäden. Sie liefern nur nicht die passenden Labyrinthe mit.