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Man stellt für den anderen ein Gewicht dar. Sich hier leicht zu machen, fast gewichtslos zu werden, das ist eine Lebensaufgabe.
Sigbert LatzelWer eine Sprache wirklich beherrscht, der wird auch von dieser Sprache beherrscht, denn er muß sich, wenn er spricht, auch von der Sprache sprechen lassen.
Sigbert LatzelVon der Achtung zur Ächtung braucht es im Leben oft noch weniger als zwei Umlautstriche.
Sigbert LatzelWir haben Angst vor dem fürchterlich Großen und dem fürchterlich (Unsichtbar-)Kleinen und unterschätzen das fürchterlich Mittlere.
Sigbert LatzelLese, daß ein Mensch, der zur Freundschaft nicht fähig sei, auch keine festen Beziehungen zu Ideen entwickeln könne. Ich bin erstaunt. Ersetzen fixe Ideen nicht gerade feste Freundschaften?
Sigbert LatzelDie Erfolgskurve vieler Geschäftsleute ist der Ort aller dunklen Punkte, die es in ihrem Leben gibt.
Sigbert LatzelDie erste Stufe der Verwandlung eines Menschen nach seinem Tode erlebt man bei Leichenreden.
Sigbert LatzelWir lassen die Dinge gar nicht sprechen, wir lassen sie nur antworten. Deshalb wissen wir auch so wenig.
Sigbert LatzelEs ist nicht schlimm, daß manche Menschen wie Maschinen denken; schlimmer wäre der umgekehrte Fall.
Sigbert LatzelUniversitätsstudium: am Katheder geht man in die Tiefe, während man im Auditorium in die Höhe gehen könnte.
Sigbert LatzelWir gehen ein Leben lang in einem großen, zunächst unsichtbaren Labyrinth spazieren. Die wahre Lebenskunst besteht darin, daß wir auch dann, wenn wir das Labyrinth sehen, weiter spazierengehen.
Sigbert LatzelDie Vernunft läßt das Gewissen sprechen. Die Klugheit oder die Dummheit entziehen ihm das Wort.
Sigbert LatzelMoralisch gesehen kann ich keine Höherentwicklung von der Pflanze zum Tier erkennen (und eigentlich auch keine vom Tier zum Menschen).
Sigbert LatzelLeibeigene haben wir nicht mehr. Aber sind nicht viele heute den Meinungsmachern geisteigen? Der Unterschied ist nur: Die Leibeigenschaft spürte jeder hart am eigenen Körper, daß man Geisteigener anderer wird, fühlt man in der Regel nicht.
Sigbert LatzelNicht Sisyphus vom Stein, sondern den Stein von Sisyphus befreien. Eine revolutionäre Tat.
Sigbert LatzelEs wird noch so weit kommen, daß die Unheilsgaffer nach gesehener Katastrophe applaudieren.
Sigbert Latzel