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Wenn die Früchte der Erziehung Früchtchen sind, so liegt es fast immer am Mist der Böcke, die man zu Gärtnern gemacht hat.
Sigbert LatzelWas ist er für ein Lehrer? - In seinem Klassenzimmer fehlen am häufigsten die richtigen Worte.
Sigbert LatzelWas ein Mensch ist, zeigt sich am deutlichsten, wenn er in einem rechtsfreien Raum die Macht hat, alles zu tun, was ihm beliebt. Das war im 3. Reich während des Krieges bei vielen der Fall, und hier sind die meisten vor sich und vor der Menschheit als Prüflinge durchgefallen.
Sigbert LatzelZur Wortgebrauchs-Statistik: Das Wort "heute" verwendet man in allen Altersstufen etwa gleich oft; der Gebrauch von "früher" wächst mit der Zahl der Jahre. Es ist ein Alterswort.
Sigbert LatzelMit dem Gewissen ist es wie mit manchem technischen Gerät, das man kauft. Es genügt zu wissen, daß man es hat. Das erübrigt oft den Gebrauch.
Sigbert LatzelLuther schaute den Leuten aufs Maul; der Revolverblatt-Journalist sieht ihnen auf die Fresse.
Sigbert LatzelGehaßt, gequält, die eigentlich tragischen Existenzen: Die nichtberühmten Leute mit den Eigenarten und Fehlern der berühmten Leute.
Sigbert LatzelTeenagertourismus: man hat das Reiseziel noch nicht erreicht, wenn man angekommen ist.
Sigbert LatzelEs gibt Gedichte, bei denen man den Eindruck hat, daß die Sprache differenzierter ist als die Wirklichkeit.
Sigbert Latzel"Je besser ich die Menschen kenne, um so mehr liebe ich meinen Hund", sagte Multatuli. Vielleicht dachte sein Hund auch: "Je besser ich die Hunde kenne, um so mehr liebe ich meinen Menschen."
Sigbert LatzelGesetz: Je weniger äußere, nicht menschliche Feinde der Mensch hat, um so mehr mitmenschliche entwickelt er, oder: entwickeln sich. Das ist das Gesetz der Konstanz der Feindmenge.
Sigbert LatzelDie meisten modernen Leser sehen das Kriterium für einen guten Autor darin, daß er Bücher schreibt, mit denen sie angeben können.
Sigbert LatzelSich selbst Geschenke machen. Was hat man seinen Augen gegeben? Was seinem Gehör? Was seinen Händen? Auch hier Reichtum und Armut.
Sigbert Latzel"Jeder ist seines Glückes Schmied", sagen die Reichen gern, aber sie vergessen zu fragen, ob auch jeder einen Hammer hat.
Sigbert LatzelWie philosophiert er? - Wie eine Schwelle philosophieren müßte, die sich selbst überschreiten will.
Sigbert LatzelDas Altern denkt, der Verfall denkt, die Reifung denkt. Jeder Prozeß, dem der Mensch unterworfen ist, denkt.
Sigbert LatzelDer Technik kann man nur bescheinigen, daß sie die Zeit beschleunigt; daß sie Zeit spart, ist ein Märchen.
Sigbert LatzelEhernes Gesetz: Wird die Beute ungerecht verteilt, so wird die Jagd unter den Jägern fortgesetzt. So entsteht Geschichte.
Sigbert LatzelManche reden den ganzen Tag so hastig und so viel, daß man den Eindruck hat, sie wollten von etwas ablenken, was sie auf keinen Fall sagen möchten.
Sigbert LatzelBei Sexus und Liebe beseht eine unterschiedliche Beziehung zur Weisheit. Liebe in einem allumfassenden Sinne kann weise machen und Weisheit kann auch zur Liebe im allumfassenden Sinne führen. Beides ist mit Bezug auf den Sexus nicht möglich.
Sigbert Latzel12. Feuerbach-These: Die Philosophen haben bisher nur die Welt verändert, aber nicht sich selbst.
Sigbert LatzelNegative Urteile haben in den Augen der meisten Menschen eine Inklination zur Wahrheit.
Sigbert LatzelBücher sind die einzigen Konserven, bei denen die Qualität des Inhalts dafür sorgt, daß dieser frisch bleibt.
Sigbert LatzelDer Aufschwung der historischen Wissenschaften hängt mit den verfeinerten Methoden der Politik zusammen.
Sigbert LatzelEindruck: Die Intelligenzforscher sind bei ihrer Intelligenzforschung ungefähr so weit gekommen, wie ihre Intelligenz reicht.
Sigbert Latzel