Zitate von Wilhelm von Humboldt
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Wie wenig ist am Ende der Bahn daran gelegen, was wir erlebten, wie wichtig, wie unendlich viel, was daraus hervorging!

Bei ruhig gutem Wetter ist die See eben nichts anderes als eine große Badewanne. Der Sturm und die Wellen geben ihr erst Seele und Leben.

Die Abgeschiedenheit spannt alle Vermögen eines weiblichen, in sich zarten und tiefen Gemüts höher, läutert die Seele und zieht sie ab von den kleinlichen, zerstreuenden Rücksichten, worein Frauen leichter verfallen als Männer.

Der innere Friede hängt immer vom Menschen selbst ab: Der Mensch braucht zu seinem Glück im wahren Verstande nichts als ihn, und braucht, um ihn zu besitzen, nichts als sich.

Ich habe überdies eine große Liebe für die Vergangenheit. Nur was sie gewährt, ist ewig und unveränderlich, wie der Tod, und zugleich wie das Leben warm und beglückend.

Das Setzen ins Gleichgewicht wird oft nur dadurch erreicht, daß man viel Schmerz, physischen und moralischen, in sein Dasein mit aufnimmt.

Wie ich mir Ihren körperlichen Zustand denke, liebe Charlotte, so hängt er auch sehr von der Seele ab. Suchen Sie daher vor allem sich zu erheitern und von allen Seiten zu beruhigen.

Nicht Schmerz ist Unglück, Glück nicht immer Freude; Wer sein Geschick erfüllt, dem lächeln beide.

Es bewährt sich, daß das moralisch Schönste und Edelste auch das am meisten Glückbringende ist.

Die Ruhe ist die natürliche Stimmung eines wohlgeregeltes, mit sich einigen Herzens.

Menschen, die in einer gewissen leichten Befriedigung aller Wünsche leben, pflegen leicht den Sinn für Freude und Genuß zu verlieren und eine Gleichgültigkeit dagegen zu erhalten.

Mangel an Ergebung und Ungeduld sind eigentlich die Dinge, welche alle Übel, welcher Art sie sein mögen, erst recht empfindlich machen und sie wirklich vergrößern. Gerade von diesen beiden Übeln heilt das Alter vorzüglich.

Der Mensch ist mehr und noch etwas anders, als alle seine Reden und Handlungen, und selbst als alle seine Empfindungen und Gedanken.

Die meisten haben höchstens in ihrem Leben einen Augenblick eine dunkle Ahndung dessen, was eigentlich das Leben ist.

Jeder Mensch existiert doch eigentlich für sich; Ausbildung des Individuums für das Individuum und nach den dem Individuum eigenen Kräften und Fähigkeiten muß also der einzige Zweck alles Menschenbilden sein.

Das Studium der Sprachen des Erdbodens ist also die Weltgeschichte der Gedanken und Empfindungen der Menschheit. Sie schildert den Menschen unter allen Zonen, und in allen Stufen seiner Kultur; in ihr darf nichts fehlen, weil alles, was den Menschen betrifft, den Menschen gleich nahe angeht.

Alle Laster entspringen beinah aus dem Mißverhältnis der Armut gegen den Reichtum.

Glücklichsein ist keine Gabe des Schicksals und kommt nicht von außen; man muss es sich selbst erkämpfen. Das ist aber auch tröstend, denn man kann es sich erkämpfen.

Gefühl fürs Wahre, Gute und Schöne adelt die Seele und beseligt das Herz; aber was ist es, selbst dieses Gefühl, ohne eine mitempfindende Seele, mit der man es teilen kann!

Man verzeiht dem Manne ebensowenig Unbestimmtheit und Leere, als dem Weibe Mangel an Grazie.

Wenn sich nur eine Pforte erst öffnet, durch die das eindringt, was mehr als irdisch ist, so fängt der Mensch schon an, geborgen zu sein und bereitet sich eine innere Heimat.

Gott hat die Wehmut zu einer Art Vermittlerin zwischen dem Glück und dem Unglück, der Süßigkeit und dem Schmerz geschaffen.

Ergebung in das, was geschehen kann, Hoffnung und Vertrauen, daß nur dasjenige geschehen wird, was heilsam und gut ist, und Standhaftigkeit, wenn etwas Widerwärtiges einbricht, sind alles, was man dem Schicksale entgegenstellen kann.

Es hat immer einen unendlichen Nutzen, sich so zu gewöhnen, daß man sich selbst zu einem beständigen Gegenstand seines Nachdenkens macht.

Nun aber hält der Mensch das nie so sehr für sein, was er besitzt, als was er tut, und der Arbeiter, welcher einen Garten bestellt, ist vielleicht in einem wahreren Sinne Eigentümer, als der müßige Schwelger, der ihn genießt.

Es ist schon viel mit der guten Vorbedeutung gewonnen, und der Aberglaube selbst ist nützlich, wenn er im Vertrauen bestärkt. Denn, Hauptereignisse und wahre Unglücksfälle abgerechnet, nehmen die Dinge zumeist die Farbe der Seele an.

Der Mensch vermag eigentlich über sich alles, und muß über andere nicht zu viel vermögen wollen.

Die schöne und reine Weiblichkeit sollte nur durch die schönste und reinste Männlichkeit angezogen werden.

Richtig abgewägtes Selbstgefühl dürfen wir nicht Stolz nennen. Es ist dies die Erhebung des Gemüts, welche daraus entsteht, daß der Mensch fühlt, daß eine würdige Idee sich mit ihm vereinigt, sich seiner bemächtigt.

Man kann erst den anderen etwas sein, wenn man anfängt, sich selbst zu genügen.

Die meisten Menschen machen sich selbst bloß durch übertriebene Forderungen an das Schicksal unzufrieden.

Sache der Seele aber ist es, die innere Heiterkeit so lange und immer in dem Grade zu erhalten, als es möglich ist.

Auch in Frauen bewahrt das Alter vieles, was man in ihrer Jugend vergebens suchen würde, und was jeder Mann von Sinn und Gefühl vorzugsweise schätzen wird.