Zitate von Wilhelm von Humboldt
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Ich könnte darum stundenlang mich nachts in den gestirnten Himmel vertiefen, weil mir diese Unendlichkeit fernher flammender Welten wie ein Band zwischen diesem und dem künftigen Dasein erscheint.

Man soll nicht bloß handeln, sondern es auch mit der Zuversicht tun, als hänge der Erfolg lediglich von einem selbst ab.

Zu den kraftvollsten, reinsten und schönsten Stimmen, die aus grauem Altertum zu uns herübergekommen sind, gehören die Bücher des Alten Testaments, und man kann es nie genug unserer Sprache verdanken, daß sie, auch in der Übersetzung, so wenig an Wahrheit und Stärke eingebüßt haben.

In schweren Zeiten muß man seine Kräfte doppelt anstrengen, um seine Pflicht zu erfüllen und das Rechte zu tun; aber für sein Glück und seine innere Ruhe muß man andere Dinge suchen, die unentreißbar sind.

Es ist mir, als kennte man nicht das ganze Leben, wenn man nicht den Tod gewissermaßen in den Kreis einschließt.
![Wilhelm von Humboldt - Es kann ein unglückliches und ein freudenloses [Alter] geben, wie eine solche Jugend. Aber die Schic...](https://www.netzitate.com/bilder/881/zitate-von-wilhelm-von-humboldt-157.jpg)
Es kann ein unglückliches und ein freudenloses [Alter] geben, wie eine solche Jugend. Aber die Schicksale gleichgestellt, finde ich das Alter, selbst mit allen Schwächen, die es mit sich bringt, nicht arm an Freuden, die Farben und die Quellen dieser Freuden sind nur andere.

Der Tod ist kein Abschnitt des Daseins, sondern bloß ein Zwischenereignis, ein Übergang aus einer Form des endlichen Wesens in die andere.

Alles, was in der Weltgeschichte wirksam ist, bewegt sich auch in dem Inneren des Menschen.

Viele, die bei Kindern sind, tun ihre Pflicht, aber das Herz ist nicht dabei. Das merkt das Kind gleich.

Jeder Mensch trägt eigentlich, wie gut er sei, einen noch bessern Menschen in sich, der sein viel eigentlicheres Selbst ausmacht.

Die Menschen sind nie so dankbar auch gegen die kleinste Wohltat, als wenn sie von eben der Hand kommt, die alle Macht ihnen zu schaden hat, von der sie nur Stolz, Vernachlässigung, Härte erwarten.

Wer sich heiter zu erhalten sucht, der sorgt nicht bloß für sein Glück, sondern er übt wirklich eine Tugend.

Der Reiz der Jugend besteht gerade im heiteren und unbefangenen Hineinstreben in das Leben, und er wäre dahin, wenn es einem je deutlich würde, daß dies Streben nie um eine Stufe weiter führt.

Das Arbeiten ist, meinem Gefühl nach, dem Menschen so gut ein Bedürfnis als Essen und Schlafen.

Der Mensch kann immer sehr viel für sein inneres Glück tun und, was er äußern Ursachen sonst abbetteln müsste, sich selbst geben.

Das Erste und Wichtigste im Leben ist, daß man sich selbst zu beherrschen sucht, daß man sich mit Ruhe dem Unabänderlichen unterwirft, und jede Lage, die beglückende wie die unerfreuliche, als etwas ansieht, woraus das innere Wesen und der eigentliche Charakter Stärke schöpfen kann..

Es liegt in dem Alter selbst, daß man diese Flüchtigkeit der Zeit beschleunigt findet. Je weniger man zu Stande bringt, desto kürzer scheint sie.

Glück und Unglück verliert von seinem Wert, wenn es den Kreis der inneren Empfindung verläßt.

Leben wir allein für dieses Leben, so sind wir die elendesten aller erschaffenen Wesen.

Ach, Li, laß mich noch einmal sagen, ich verdiene Dich nicht, aber ich fasse Dich, und ich liebe Dich…

Alles Männliche zeigt mehr Selbsttätigkeit, alles Weibliche mehr leidende Empfänglichkeit.

Es kann ein Liberaler Minister werden, aber deshalb ist er noch kein liberaler Minister.

Es kommt nicht darauf an, glücklich zu leben, sondern sein Schicksal zu erfüllen und alles Menschliche auf seine Weise zu erschöpfen.

Ich hatte mir das Alter immer reizend und viel reizender als die früheren Lebensepochen gedacht, und nun, da ich dahin gelangt bin, finde ich meine Erwartungen fast übertroffen.

Es gibt in der moralischen Welt nichts, was nicht gelänge, wenn man den rechten Willen dazu mitbringt.

Dem Jugend- und frühern Mannsalter sagt alles mehr zu, was auf einen größern Schauplatz versetzt; im Alter fällt der falsche Glanz von den Dingen, aber sie erscheinen darum nicht ohne Bedeutung, hohl und leer. Man lernt nur das Reinmenschliche in ihnen suchen und schätzen.

Die Sprache ist gleichsam die äußere Erscheinung des Geistes der Völker. Man kann sich beide nicht identisch genug denken.

Es ist unglaublich, wie viel Kraft die Seele dem Körper zu verleihen vermag. Es erfordert auch gar nicht eine große oder heldenmütige Energie des Geistes. Die innere Sammlung reicht hin, nichts zu fürchten und nichts zu begehren, als was man selbst in sich abwehren und erstreben kann.

Wer auf den Dank der Leute rechnete, wäre immer schlimm daran, und selbst der allgemeine Beifall, auch was man Ruhm nennt, hat nur Wert, wenn man es ganz wie eine freie Gabe empfängt und auf keine Weise darauf begierig ist.

Fest und unerschütterlich ward nun in mir die oft dunkel empfundene, aber selten klar ausgedachte Wahrheit, daß der Mensch immer insoviel Gutes schafft, als er in sich gut wird.

Mit der Energie aber schwindet jede andre Tugend hin. Ohne sie wird der Mensch Maschine. Man bewundert, was er tut; man verachtet, was er ist.

In jedem, auch selbst unbedeutenden Menschen liegt im Grunde ein tieferer und edlerer, wenn der wirklich erscheinende nicht viel taugt, oder noch edlerer, wenn er in sich gut ist, verborgen.

Es ist nicht so wichtig was das Schicksal uns auferlegt, wichtig ist, wie wir damit umgehen.

In natürlich gut gearteten Menschen sind dem Alter Ruhe, Aufhören vom Zufall abhängiger Bestrebungen, Geduld, Freiheit von zu ängstlichen Sorgen eigen, und diese Vorzüge erhöhen und verschönern alles.

Man kann erst den andern etwas sein, wenn man sich erst selbst genügt, und dazu trägt nichts so entscheidend bei, als die Natur.
![Wilhelm von Humboldt - Der Hang und die Sehnsucht nach wahrer Freundschaft und Liebe [ist] doch nur ein Vorrecht zarter und...](https://www.netzitate.com/bilder/917/zitate-von-wilhelm-von-humboldt-193.jpg)
Der Hang und die Sehnsucht nach wahrer Freundschaft und Liebe [ist] doch nur ein Vorrecht zarter und innerlich gebildeter Seelen.

Alles, was dem Bedürfnis ähnlich ist, hat die Eigentümlichkeit, daß man es immer weniger genießt, wenn man es hat, als es schmerzt, wenn man es entbehrt.

Die Vergangenheit und die Erinnerung haben eine unendliche Kraft, und wenn auch schmerzliche Sehnsucht daraus quillt, sich ihnen hinzugeben, so liegt darin doch ein unaussprechlich süßer Genuß.

Denken und Wissen sollten immer gleichen Schritt halten. Das Wissen bleibt sonst unfruchtbar.

Es gibt nur zwei gute und wohltätige Potenzen in der Welt: Gott und das Volk. Was in der Mitte ist, taugt reinweg nichts, und wir selbst nur insofern, als wir uns dem Volke nahestellen.