Zitate von Wilhelm von Humboldt
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Das Alter erscheint mit den Jahren allmählich, aber mit einer Krankheit oder einem großen Unglücksfall, den nichts je wieder gut machen kann, plötzlich.

Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit.

Was in der Natur der Dinge liegt und das Schicksal herbeiführt, darüber wäre es töricht und unmännlich zugleich, seine Ruhe und sein inneres Gleichgewicht zu verlieren.

Der Mensch sollte nicht anders lernen, als um sein Denken zu erweitern und zu üben, und Denken und Wissen sollten immer gleichen Schritt halten. Das Wissen bleibt sonst tot und unfruchtbar.

Nichts auf Erden ist so wichtig, als die höchste Kraft und die vielseitigste Bildung der Individuen, und deshalb ist der wahren Moral erstes Gesetz: Bilde Dich selbst! und nur ihr zweites: Wirk‘ auf andere durch das, was Du bist!

Man kann nicht Heiterkeit moralisch gebieten; aber nichtsdestoweniger ist sie die Krone schöner Sittlichkeit.

Ohne Kampf und Entbehrung ist kein Menschenleben, auch das glücklichste nicht, denn gerade das wahre Glück baut sich Jeder nur dadurch, daß er sich durch seine Gefühle unabhängig vom Schicksal macht.

Hat man sich einmal an dieses Leben in Ideen gewöhnt, so verlieren Kummer und Unglücksfälle ihren Stachel. Man ist wohl wehmütig und traurig, aber nie ungeduldig und ratlos.

Glück und Schmerzlosigkeit müssen wir dankbar annehmen und genießen, aber nie fordern.

Die Art wie man die Ereignisse des Lebens nimmt, hat ebenso wichtig Anteil an unserem Glück und Unglück wie diese Ereignisse selbst.

Wo Klarheit herrscht, ist auch Ruhe, oder entsteht doch nach und nach von selbst.

Es ist eine alte und weise Maxime, daß neue Maßregeln und Einrichtungen im Staate an schon vorhandene geknüpft werden müssen, damit sie als heimisch und vaterländisch im Boden Wurzeln fassen können.

Denn der isolierte Mensch vermag sich ebensowenig zu bilden, als der in seiner Freiheit gewaltsam gehemmte.

Die Stille und Ruhe gönnen dem inneren Sein eine tiefe Macht und freieres Walten, und es ist immer besser, wenn das Innere nach außen, als wenn umgekehrt das Äußere nach innen strömt.

Wahre Erweiterung der Erkenntnis (ist) nur wahre Erweiterung des Daseins, und diese ist nur auf historischem Wege, nur durch Anschauung gewesenen Daseins möglich.

In gutgearteten Seelen ist ein wahrer Schmerz, was auch seine Ursache sein möge, immer ewig. Und wenn man behauptet, dass die Zeit oder andere Umstände ihn minderten, so sind das Worte, die nur für die schwächliche Empfindung Geltung haben.

Ideen sind ja nur das einzig wahrhaft Bleibende im Leben. Sie sind im eigentlichsten Verstande das, was den denkenden Menschen ernsthaft und dauernd zu beschäftigen verdient.

Ich habe lange genug an der offenen Tür des Todes gestanden; es wird Zeit hinauszutreten und sie hinter mir zuzumachen.

Es hat mir immer unmöglich erschienen, daß, was einmal in mir denkt und empfindet, je aufhören könnte, zu denken und zu empfinden.

Die Vorbereitung zum Tode muß das ganze Leben sein, so wie das Leben selbst, und wirklich von seinem ersten Schritte an, eine Annäherung zum Tode ist.

Man kann nur erlangen, wozu man reif geworden ist, und es kann in der geistigen und Charakter-Entwicklung keinen Sprung geben.

Wenn man auch das Ende des irdischen Daseins gar nicht fürchtet, wenn man ihm sogar mit mehr als gewöhnlicher Heiterkeit entgegensieht, muß man dem Gedanken daran doch keinen auf irgend eine Weise störenden Einfluß auf das Leben einräumen.

Ich halte die Selbsterkenntnis für schwierig und selten, die Selbsttäuschung dagegen für sehr leicht und gewöhnlich.

Das ist das Rührende und Schöne im Menschen, daß Sehnsucht nach Erwünschtem und nach Verlorenem ihn immer bewahrt, ausschließlich an dem Augenblick zu haften.

Die Liebe übersteigt immer den Glauben an sie. Die alltäglichen Worte: Wenn du wüßtest, wie ich dich liebe, haben eine tiefe und unendliche Wahrheit.

Der tröstende Gedanke aber bleibt fort und fort, daß Gott auch widrige und schmerzliche Schicksale nur aus Liebe sendet, um unsere Gesinnungen zu läutern.

Das Alter ist ein natürlicher menschlicher Zustand, dem Gott seine eigenen Gefühle geschenkt hat, die ihre eigenen Freuden in sich tragen.

Es gibt nichts Begückenderes für einen Mann, als die unbedingte Ergebenheit eines weiblichen Gemütes.

Die Natur hat es wunderbar im Weibe gemacht – so beschränkte Kräfte und so unbeschränkte Wünsche.

Es ist unbegreiflich, wie anziehend für mich solch ein Anblick und jeder Anblick angestrengter Körperkraft bei Weibern – vorzüglich niedrigeren Standes – ist.

Alles, was sich so zu lange hinschleppt, ehe es zu etwas nur irgend Sichtbarem wird, verliert an Interesse.

Die wahre Heimat ist eigentlich die Sprache. Sie bestimmt die Sehnsucht danach, und die Entfremdung vom Heimischen geht immer durch die Sprache am schnellsten und leichtesten, wenn auch am leisesten vor sich.

Daß nichts auf Erden so wichtig ist, als die höchste Kraft und die vielseitigste Bildung der Individuen.

Ein Gemüt, das sich meist in Heiterkeit erhält, ist schon darum so schön, weil es immer auch ein genügsames und anspruchsloses ist.

Das wahre Glück baut sich jeder nur dadurch, daß er sich durch seine Gefühle unabhängig vom Schicksale macht.

So sehr auch der Mensch für den Menschen das Erste und Wichtigste ist, so gibt es gerade nichts gegenseitig mehr Beschränkendes, als die Menschen, wenn sie, enge zusammengedrängt, nur sich vor Augen haben.

Schaffe für dich in dir; dies Schaffen, indem es dich dir selbst gibt, gibt dich der Welt.

Was ist Poesie? Wer recht lebendig empfindet, (denn empfunden muß und kann eigentlich nur werden), daß etwas poetisch ist, bedarf nicht der Erklärung, und wer kein Gefühl dafür hat, dem kann alle Erklärung durch Worte nicht helfen.

Der wahre Zweck des Menschen, nicht der, welchen die wechselnde Neigung, sondern welche die ewig unveränderliche Vernunft ihm vorschreibt, ist die höchste und proportionierlichste Bildung seiner Kräfte zu einem Ganzen. Zu dieser Bildung ist Freiheit die erste und unerläßliche Bedingung.

Ich liebe überall die Arbeitsamkeit, sie ist mir besonders an Frauen sehr schätzenswert.

Der Mensch denkt, fühlt und lebt allein in der Sprache und muß erst durch sie gebildet werden, um auch die gar nicht durch Sprache wirkende Kunst zu verstehen. Aber er empfindet und weiß, daß sie ihm nur Mittel ist. in dem er nur durch sie einheimisch zu werden trachtet.

Es kommt nur darauf an, das innere Wesen festzuhalten, mit einer Art schonungsloser Kühnheit ins Leben einzugreifen und es auszuleben.