Zitate von Wilhelm Vogel
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Nur das Ungewisse und Unsichere der Gegenwart und Zukunft hält wach – das feste Jetzt wiegt in verderbliche Sicherheit.
Am Abend gehört uns der Tag nicht mehr, aber am Morgen haben wir ihn noch vor uns – ein Stück unserer Zukunft, das wir nach unserem Wollen noch formen können.
Selbst der größte Körperschmerz erstirbt für kurze Momente in den wahren Momenten der Lust.
Das indirekte Unterliegen wird viel weniger leicht verschmerzt als die im offenen Feld geholte Schlappe.
Wer mit den wenigsten Hoffnungen an das Leben herantritt, dessen harren die größten Siege.
Ohne grausam oder herzlosen Charakters zu sein, schmeichelt es uns doch, wenn gewisse Personen, denen wir nahe stehen, um uns leiden.
Es soll keiner den anderen um sein Los beneiden, es soll aber auch keiner den anderen für das seine – wenn es ihm zu schwer wird – verantwortlich machen.
Platonische Liebe: mit 20 Jahren singt man ihr Lied mit 30 Jahren bezweifelt man das Ja mit 40 Jahren lächelt man darüber und mit 50 Jahren schweigt man wissend, ohne nein oder ja zu sagen.
Den Ernst des Lebens verspüren die meisten erst dann, wenn ihnen die heiteren, frohen Stunden für immer entrückt sind.
Nach dem Resultat deines Strebens richtet die Welt. Was du inmitten deines Schaffens Gutes und Hervorragendes getan, tritt in den Hintergrund vor dem zuletzt Erreichten.
Die unerbittliche Härte so vieler Menschen ist nichts anderes als verlorener Glaube an das Wahre.
Es gibt zwei Arten von Egoismus: Gegen sich selbst und anderen gegenüber. Der erstere erwirbt uns Sympathien, während der letztere sie uns verschließt.
Um trotz Mißachtung seines Könnens und Geringschätzung seines Schaffens den Mut zum Vorwärtskämpfen zu finden, bedarf es festen, unbeugsamen Glaubens in sich und an die Wahrhaftigkeit seiner Arbeit.
Eine in gemeinsamer Lebensgefahr durchwachte Nacht schmiedet fester als viele Jahre gemeinsamer Alltagsfreuden.