Zitate von Gottfried Keller
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Übrigens geht der Mensch in die Schule alle Tage, und keiner vermag mit Sicherheit herauszusagen, was er am Abend seines Lebens glauben werde.
Arbeit ist das wärmste Hemde, Frischer Quell im Wüstensand, Stab und Zelt in weiter Fremde Und das beste Vaterland!
Recht im Glücke, goldnes Los, Land und Leute machst du groß! Glück im Rechte, fröhlich Blut, Wer dich hat, der treibt es gut.
Wehe einem jeden, der nicht sein Schicksal an dasjenige der öffentlichen Gemeinschaft bindet.
Laßt uns am Alten so es gut ist halten. Doch auf altem Grund Neues schaffen zu jeder Stund.
Alles Schaffen aus dem Notwendigen heraus ist Leben und Mühe, die sich selbst verzehren, wie im Blühen das Vergehen schon herannaht.
Das Wagen und Mühen erhält jung, nur muß man sich dabei nicht abquälen oder quälen lassen.
Laßt ihn, er ist halt ein Grübler, es gibt aber verschiedene Grübler, es gibt auch Mistgrübler.
Während man dem Geist immer mehr Nahrung gibt und die Köpfe erhellt, läßt man nicht selten das Herz erkalten.
Es ist gewiß, das der etwas Rechtes will und kann, in der Regel auch ein anständiger und wohlwollender Geselle ist.
Die Zeit geht nicht, sie stehet still, Wir ziehen durch sie hin; Sie ist ein Karavanserai, Wir sind die Pilger drin.
Epigramm Wie töricht doch die Menschen sind! Vor Liebe möchten sie den einen treffen! Den andern sie darüber ganz vergessen. Und doch – was wär‘ Maria ohne Kind?
O wie lieb ist die Arbeit, wenn man dabei an etwas Liebes zu denken hat und sicher ist, am Sonntag mit ihm zusammen zu sein.
Es ist ein weißes Pergament Die Zeit, und jeder schreibt Mit seinem roten Blut darauf, Bis ihn der Strom vertreibt.
Wer über den Parteien sich wähnt mit stolzen Mienen, Der steht zumeist vielmehr beträchtlich unter ihnen.
Wohlwollen und Liebe können nicht gehegt werden, ohne den Träger selbst zu veredeln, und sie tun dies mit glänzendsten, wenn sie dem gelten, was man einen Freund oder Widersacher nennt.
Es ist hauptsächlich der Klang der Stimme, welche an den Frauen für mich entscheidend ist, und ich erkenne ein wahrhaft schönes und gutes Frauenherz fast augenblicklich daran.
In steter Bewegung ernährt sich die Kraft, Die Ruh liegt im Herzen dem Manne, der schafft!
Das Glück des Wissens gehört auch dadurch zum wahren Glücke, daß es einfach und rückhaltlos, und ob es früh oder spät eintritt, immer ganz das ist, was es sein kann; es weiset vorwärts und nicht zurück und läßt über dem unabänderlichen Leben des Gesetzes die eigene Zerbrechlichkeit vergessen.
So geht es um die Welt. Wenn man nur still und geduldig wartet, wie die Katze vor dem Mauseloch, so kommen alle guten Dinge wieder einmal zum Vorschein.
Was wimmelt da für verschiedenes Volk im engen Raume! […] Welche Schlauköpfe und welche Mondkälber laufen da nicht herum, welches Edelgewächs und welch Unkraut blüht da lustig durcheinander, und alles ist gut und herrlich und ans Herz gewachsen; denn es ist im Vaterlande!
Wenn schlechte Leute zanken, riecht’s übel um sie her; doch wenn sie sich versöhnen, so stinkt es noch viel mehr.
Mag’s in der Brust stürmen und wogen, der Atem in der Kehle stocken! Der Kopf soll oben bleiben bis in den Tod!
Keine Regierung und keine Bataillone vermögen Recht und Freiheit zu schützen, wo der Bürger nicht imstande ist, selber vor die Haustüre zu treten und nachzusehen, was es gibt.
Der Dichter soll seine Stimme erheben für das Volk, in Bedrängnis und Not; aber nachher soll seine Kunst wieder der Blumengarten und Erholungsplatz des Lebens sein.
[In der Welt, im Gegensatz zu jenen Gedichten] trifft nie ein ganzer Schurke auf einen ganzen wehrbaren Mann, nie ein vollständiger Narr auf einen unbedingt klugen Fröhlichen, so dass es zu keinem rechten Trauerspiel und zu keiner guten Komödie kommen kann.
Zu ungetilgter Arbeitsfähigkeit und ungetrübter Forschungslust gesellt sich ein anderer und höherer Vorzug: der zusamt mit dem Alter wachsenden und gefestigten freien Gesinnung.
Wenn ich auch keine gelehrte Erziehung genossen habe, so ersetzt mir die Schule eines bewegten Lebens dasjenige, was sich nicht nachholen läßt.
Ach es ist schön auf der Welt, aber nur niemals da, wo wir eben sind oder dann, wenn wir leben.
Und bin ich des Griechischen müde Mich lockt die luft’ge Moschee; Ich kleide in maurische Schnörkel Mein europäisches Weh.