Zitate von Jeremias Gotthelf
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Je stumpfer das Schwert der Gerechtigkeit wird, desto schärfer werden die Messer, und je feiger die Richter sind, desto frecher wird das Pack.
Träumt nur, liebe Leute, aber ob dem Träumen verträumt das Leben nicht, sondern ob dem Träumen lernet Ringen nach einem hohen, schönen Ziele, nach der Vervollkommnung eurer selbst.
Das rechte weltliche Glück und das himmlische Glück werden akkurat auf dem gleichen Wege gefunden.
Die Liebe ist das eigentliche Götterwort auf Erden; sie ist ein Angezogenwerden, aber auch ein Streben anzuziehen, an sich zu fesseln. Ein Doppeltes ist sie also: ein Gefesseltwerden, ein Hingeben, ein Fesseln anderer, ein Gefangennehmen der Geliebten in der Liebe reiche Bande.
Was die Sonne bescheint, das wird erträglicher, milder, lieblicher, selbst der Menschen Pein.
Es hat im Leben jeder sein Bürdeli (Last), je eher man sich daran gewöhnt, es manierlich zu tragen, desto leichter kommt es einem später vor.
Wo kein Gift im Herzen ist, sondern harmlose Liebe, da blühen sonder Kunst und Geld wie auf freier Wiese tausend Blumen, tausend Freuden auf dem Lebensacker.
Wen Gott doktert, der geht an diesem Doktern nicht zugrunde; er ist kein junger Pfuscher, der sich im Zeug vergreift und pfundweise gibt, was man bloß lotweise verträgt, er kennt das Maß, was einer ertragen mag, und was ihm gut ist.
Der Teufel geht nicht immer umher wie ein brüllender Löwe, sondern sehr oft auch als ein schleichender, und die Hölle hat viel Ähnlichkeit mit einem Ofen; sie wird nicht auf einmal glühend, sondern zuerst nur lieblich warm.
In tiefer Demut muß der Mensch sich beugen, wenn Gott es ihm verwehrt, das Beste, welches er in sich trägt, zur äußeren Gestaltung kommen zu lassen; da ist’s, wo der Mensch das stille Genügen erlernen muß, das zufrieden ist mit dem Besitz, wenn die Welt ihn auch nicht sieht.
Liebe und Furcht sind es, welche die Welt regieren; Liebe zieht an, Furcht schreckt ab.
Nur Quacksalber streichen auf jede Wunde gleich einen heilenden Balsam oder gar ein Heftpflaster; es gibt Wunden, die ausbluten, auseitern müssen, wenn sie gut heilen sollen. So ist es auch mit den Seelenwunden.
Kann man Liebe erzeugen zur Achtung, so wird erst der Gehorsam ein freiwilliger, freudiger.
Wer mit sich selbst nicht zufrieden sein kann, der kehrt gerne seine Unzufriedenheit gegen alle anderen Leute, statt gegen sich selbst.
Es ist wohl selten ein Mensch, welcher nicht den Teufel fürchtet und haßt, und doch glauben von Natur alle lieber dem Teufel als Gott.
Einem hassenden Herzen wird alles schwer in der Welt, ausgenommen die Sünde; einem liebevollen Herzen wird das Schwere leicht, ausgenommen die Sünde.
Zur Strafe, daß der Mensch das Paradies verloren, soll er an einem neuen Paradiese schaffen.
Wie es mit dem Wesen ist, so ist es auch mit den Kräften; wie bös die auch sind, Gott spannt sie in seinen Pflug und pflügt damit sein Ackerfeld, daß es grüne und Früchte trage.
Die Nachwelt errichtet ihre Denkmale nicht den Knechten der Welt, den Volksschmeichlern und Heuchlern, sondern den Überwindern der Welt, den Volksbändigern, den Helden der Wahrheit. Diese werden die Lieblinge der Nachwelt, auch wenn die Mitwelt sie geschmäht, gesteinigt, gekreuzigt hat.
Deswegen hat uns Gott der Zukunft Schoß verdunkelt, den Vorhang gezogen vor die Herzen der Menschen, daß wir lernen in echtem Heldensinn und hingebendem Vertrauen das Rechte tun, ohne nach dem Gelingen zu fragen, ohne die Anstrengung mit dem Kampf zu messen.
Es ist kein Mensch auf Erden, der nicht froh darüber ist, wenn er einen im Himmel hat, aber auch einen auf Erden, an den er sich wenden kann, wenn er Rat und Hilfe bedarf, welche Menschen leisten können. Darum hab deine Frau lieb und hör auf sie.
Es ist dem Sterblichen selten gegeben, einen Kampf recht auszukämpfen, wie hoch er seine Seele auch heben mag in göttlichen Stunden, hinunter auf die Erde muß sie wieder.
Es zahlt sich das meiste aus auf Erden; wer seine Bäume am fleißigsten wartet, der erntet auch reichlich von ihnen.
Ein guter Name geht in Augenblicken verloren; ein schlechter wird in Jahren nicht zu einem guten.
Mißverständnisse sind schrecklich, sie wachsen mitten aus der Liebe heraus, sie wachsen zwischen die Herzen hinein und sprengen sie voneinander.
Wie das Rechnen mit Gott einem um die Seligkeit bringt, so bringt das Rechnen mit den Menschen einen um den Frieden.
Jeder Mensch hat Liebe in der Brust, auch wenn sie hart wie Felsen scheint, doch können viele Menschen die Liebe nicht zeigen, gewöhnlich weil sie in der Jugend zurückgedrängt wurden.
Was die Erde trennt den Tag über, soll des Abends in Gott sich wieder suchen und finden.
Nun existieren aber, Gott sei Lob und Dank, gar viele Dinge, welche Gelehrte und Weise dieser Welt nie und nimmer kriegen an ihren Spieß, dieweil sie trotz aller Weisheit nie fassen und begreifen werden, was als Himmelsgabe kindlichen Gemütern gegeben ist.
Höflichkeit scheinen viele mit Kriecherei zu verwechseln und Grobheit mit Männerstolz und Männerwürde.
Wenn man Glauben und Vertrauen zu Gott verliert, wird man gottlos, und wenn man Glauben und Vertrauen zu den Menschen verliert, so wird man lieblos, und wer gottlos und lieblos ist, um den ist es finstere Nacht, und wenn er schon noch nicht in der Hölle ist, so ist doch die Teufel in ihm.
Was da innen in uns sich regte, das hat Gott nicht umsonst dem Auge anderer verborgen.
Es ist immer wahr gewesen, daß die am meisterlosigsten sind, die daheim es am schlechtesten haben.
Was sind Menschen zu reden und zu tun imstande, wenn in ihren Bereich eine Kuh läuft, welche sie hoffen mit Streicheln und Sanftmut dahin zu bringen, daß sie sich melken läßt!
… Des Menschen Jämmerlichkeit steht uns ja alle Tage vor Augen… Aus ihrem Munde… entladet sich wie aus einer Windbüchse Giftkügelchen um Giftkügelchen, alle wohl gezielt und scharf gebrannt.
Es gibt Herzen, denen nichts fremd ist, es gibt Zeiten, wo einem auf der Seele brennt, was hundert Stunden weit von einem vorgeht.
Es liegt das Glück nicht in den Dingen, sondern in der Art und Weise, wie sie zu unsern Augen, zu unserm Herzen stimmen.
Wünsche dir nicht zu scharf das Auge; denn wenn du die Toten in der Erde erst siehst, siehst du die Blumen nicht mehr.
Mit der Eifersucht ist es wirklich wunderlich… Eifersucht halten wir kaum durch äußere Mittel zu heilen… (Sie) kann bloß von innen heraus geheilt werden.
Bedenke, wie dunkel ein Leben wird, wenn der trübselige Mensch seine eigene Sonne sein will!