Zitate von Johann Nestroy
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Auf die guten Täg‘ haben die Reichen, aber auf die guten Nächt‘ nur die Glücklichen ein Monopol.
Auch in der Liebe haben die feinsten Austernesser manchmal Appetit auf a paar Knödel und a G’selchs.
Wenn ich mir meinen Verdruß net versaufet, ich müßt‘ mich g’rad aus Verzweiflung dem Trunke ergeben.
Die pragmatische Geschichte meines Herzens zerfallt in drei miserable Kapitel: zwecklose Träumereien, abbrennte Versuche und wertlose Triumphe.
Es kommt viel weniger darauf an, was man leistet, als vielmehr darauf, wo man es leistet.
Ich bin zerfallen in mir selbst. – Aus der Urne des Schicksals werden die Lose des Menschen gezogen; wenn ich den Buben beuteln könnt‘, der das meinige gezogen hat, – ich tät’s.
Gewissen ist der elastischste Stoff, heut‘ kann man’s kaum über Maulwurfshügel spannen, morgen deckt man ganze Berge damit zu.
Wenn man verstimmte Frauen, notabene solche, die nicht auf Präsente anstehen, umstimmen will, so g’hören zwei Stimmschlüssel dazu; der eine heißt imponieren, der andere niederknien!
Es ist unmöglich, die Menschen glücklich zu machen. Ihre eigene Natur duldet es nicht. Alles, was man erreichen kann, ist eine allgemeine, mäßige Unzufriedenheit, bei möglichst großer Sicherheit des Daseins.
Die Christenpflicht sagt nur, man soll seinen Feinden Gutes tun! Gut! Deswegen seh‘ ich aber noch nicht ein, warum man ihnen nicht dann und wann a bißl was Böses wünschen soll, es is ja keine Folge, daß es ausgehen muß.
Der armselige Ertrag von Lektionen im Italienischen und Französischen sollte meinen Magen befriedigen, der nur Deutsch versteht.
Für einen Reichen existieren keine Abenteuer. Das Geld räumt zu leicht die Hindernisse auf die Seite.
Die Menschen sind schon so unsinnig, daß sie das für Wahrheit halten, worüber sie ein‘ Schein in Händen halten.
Also so betrauern die Erben einen Dahingeschiedenen? Den möchte ich sehen, dem da nicht der Gusto zum Sterben vergeht!
Von halber Achte bis viertel auf Eins! Es sein nicht ganz fünf Stunden, aber wann’s ein Liebhaber mit einem Herzen voll Verdacht durchpassen muß, dann ist es ein so ungeheurer Zeitraum, daß drei Ewigkeiten samt Familie kommod Platz haben drin.
Es ist wirklich ein Luxus vom Schicksal, daß es Pfeile schleudert; an seinen Fügungen sieht man ohnedem, daß es das Pulver nicht erfunden hat.
Wie nennt man alles Erschaffene mit einem Namen? – Man nennt es Natur, und deswegen kann es auch keine Kunst gewesen sein, alles zu erschaffen, denn wenn es ein Kunstwerk wär‘, so wär‘ es keine Natur!
Meine Reisen, das war das letzte hinausgeworfene Geld! Ich hab‘ sollen die Welt kennen lernen und ich hab‘ gefunden, die Welt ist grad‘ so, wie ich mir’s vorgestellt hab‘.
Die meisten verdienen den Namen Liebhaber deswegen, weil sie außer der Liebe gar nix haben.
Die Lieb‘ ist eine Nachtigall, und die Nachtigallen haben das, daß sie im dunklen Laub des Verbotes viel reizender schlagen als auf der offenen flachen Heerstraße der Pflicht.
Guter Mond, du goldne Zwiebel, Ach, ich seh dich äußerst gern, Doch auch du bist gar nicht übel, Hochgeehrter Abendstern.
Unbesonnene Menschen taugen nicht für die Welt, nicht für das Leben, nicht einmal für den Eh’stand.
Das is die unerschöpfliche Diplomatensprach; so oft s‘ a alts Recht verdrahn, erfinden’s einen neuen Ausdruck dafür.
Wir haben sogar Gedankenfreiheit g’habt, insofern wir die Gedanken bei uns behalten haben…
Das Vorurteil is eine Mauer, von der sich noch alle Köpf‘, die gegen sie ang’rennt sind, mit blutige Köpf zurückgezogen haben.
Was nach der Sage dem Schneider das Bügeleisen im Sack, das ist dem Glücklichen ein kleines Stückl Kummer im Herzen, sonst gingen trotz dem allgemeinen Gesetz der Schwere beide in die Luft.
Wenn der Zufall zwei Wölfe zusammenführt, fühlt gewiß keiner die geringste Beklemmung über das, daß der andere ein Wolf is; aber zwei Menschen können sich nie im Wald begegnen, ohne daß nicht jeder denkt, der Kerl könnt‘ ein Rauber sei.
Die Vorsehung hat mit die Reichen, die Glücklichen zu viel zu tun, für die Armen bleibt da ka Zeit.
Der Ruf eines siebzehnjährigen Mädchens ist heiklicher, als wenn a Tabakschnupfer an weiße Pikeeweste an zieht.
Ich hab die Not mit ihnen geteilt, es ist jetzt meine heiligste Pflicht, auch in die guten Tag‘ Sie nicht zu verlassen!
Zum Glück gibts nur zwei Wege; entweder sich so hoch erheben, daß einem die Welt winzig erscheint, oder sich niederlassen in eine tiefe Furche, wo einem jeder Grashalm als etwas Großes erscheint.
Der Mensch hat wenig vom Vater, wenn wirklich der Himmel sein Vater ist, desto mehr von der Mutter (Erde).
Die Jugend ist nicht so glücklich, als man glaubt, die Seele ist in diesen Jahren allen Schreckbildern der Phantasie, den Schmerzen der Sehnsucht offen, ohne sich der Kraft der Vernunft zu erfreuen, die Affekte zu lenken.
Die Kette meiner Erfahrungen wäre schon lange genug, und dennoch drängt’s mich, immer neue Ringe daranzuschmieden.
Muß sich den die Zukunft gerade als Rosentempel präsentieren? Es ist ja genug, wenn sie sich als bequemlichkeitsgepolsterter Schlafsessel zeigt.
Dickkopf: Aber ich heirat‘ ja. Kasimir: Das ist der sicherste Weg, um für einen Narren gehalten zu werden.
Es ist so edel, wenn man seine Hand einem Menschen in die Hand legt, dem man’s von rechtswegen in’s G’sicht legen sollt!
Was die Leute denken werden? Gewiß nicht viel, schon deswegen, weil die denkenden Leute die wenigsten sind.
Ein Zensor ist ein menschgewordener Bleistift oder ein bleistiftgewordener Mensch, ein fleischgewordener Strich über die Erzeugnisse des Geistes, ein Krokodil, das an den Ufern des Ideenstromes lagert und den darin schwimmenden Literaten die Köpf‘ abbeißt.