Zitate von Johann Nestroy
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Ich denke selten, nur wenn man mich bei d‘ Haar dazu zieht; wenn ich aber anfang‘ zu denken, nachher denk‘ ich mir, was ich will.
Dieser Mensch hat einen unausstehlichen Scharfsinn – ! Das sollte streng verboten sein, es ist ein Eingriff in das geistige Eigentum, wenn einen jemand so durchschaut.
Der Mensch ist auch ein Federvieh. Denn gar mancher zeigt, sobald er eine Feder in die Hand nimmt, was er für ein Vieh ist.
Die stolzen Leute sollten bedenken, daß sie auch einmal nicht mehr waren als unsereins. Aber wenn s‘ das bedächten, so wären s‘ keine stolzen Leut‘.
Ja die Liebe fragt nicht nach Georgi und Michaeli; Luftschlösser sind ihre liebsten Häuser, ihr Grundbuch ist das Herz, der Zins wird nur mit Küssen bezahlt.
Der Zufall muß ein b’soffener Kutscher sein – wie der die Leut‘ z’sammenführt, ’s stark!
Viel lernen und nachher viel Wissen, das ist keine Kunst; ich habe nichts gelernt und weiß doch eine Menge, da kann man von Kunst reden.
Die Liebe soll wohl mit ein‘ Anflug von Schwärmerei garniert sein, sich aber ja nicht strähnzwirnartig abhaspeln in endloser Schwärmerei. So ein trunkenes Paar Liebesseelen verfehlt das Ziel wie zwei Rauschige, die einander nach Haus führen wollen.
Gut können s‘ sein, die Männer, edel, großmütig, alles können s‘ sein, nur nicht brav. Ihr Charakter kann die herrlichsten Bilder zeigen, aber Falschheit bleibt doch immer die Grundfarb‘.
Es gibt Sachen, denen man nicht ausweichen kann im Leben, darunter gehört das Balbiertwerden; und das ist immer noch am erträglichsten, wenn’s nur vom Balbierer geschieht; wenn einem aber Angehörige balbieren, Frauen, Töchter…
Ich hasse nicht das Einzelne, ich hasse alles, wo sich die Erbärmlichkeit auf Kosten des Verdienstes erheben will, es heiße Geldstolz, Adelstolz, Gelehrten- oder Künstlerstolz.
Die Gefahr ist die poetische Ballfrisur der Liebe, und die hat sie auch höchst nötig, denn in der Schlafhauben der Alltäglichkeit nimmt sich diese Himmelstochter miserabel aus.
Ich hab‘ einmal einen Freund g’habt, und seitdem hab‘ ich gar keine Abscheu mehr vor die Feind‘!
Das Schicksal tut doch rein mit die Menschen, was es will; da kann man was sagen von einer Tyrannei. Nach den Grundsätzen des Fortschritts, sollt‘ es schon lang gar kein Schicksal mehr geben.
„Mein Mann ist schuld an meinem Unglück“, das sagt jede Frau. „Meiner Frau hab‘ ist es zu danken, daß ich unglücklich bin“, das sagt jeder Mann.
Wenn der sich’s Brot verdienen müßt – ! Für manchen Menschen is es a wahres Glück, wenn er a Graf is!
Die Liebe der Schöpfungsherren ist selten echtfärbig, beinahe wie in der Wolle, immer nur ein Stück g’färbt, drum wirkt die Erfüllung ihrer Wünsche als Laugen auf die Liebe: wie man s‘ drüber gießt geht s‘ aus.
Ich habe alle meine Spiegel abgeschafft, weil sie die Frechheit haben, mein Gesicht, das doch einzig in seiner Art ist, zu verdoppeln.
Spionieren ist eine schöne Sache, man verschafft sich die Genüsse des Diebes und bleibt dabei ein ehrlicher Mann.
Es gibt Augenblicke im Leben, in welchen man nicht würdig ist, Mensch zu heißen, wenn man nicht alles andere vergißt, als nur Mensch zu sein.
Es ist eine schöne Zeit, wo man sich noch Mühe gibt, die Zeit zu töten, aber es kommt leider nur zu schnell die Zeit, wo man merkt, daß die Zeit einen selbst tötet.
Die Ehre ist die feine Wäsche, in welche sich die Seele des Gebildeten kleidet, drum muß so eine Ehre auch fleißig gewaschen werden; das geht aber nicht mit Wasser und Seife, nur mit dem Blute des Beleidigers wäscht man die Ehre ab.
Meine Ureltern waren Bandkramer, die Ritter haben vom Stegreif g’lebt, den Krämern Zoll abgenommen, auf deutsch, sie ausg’raubt… jetzt frag ich also, warum ist das edler, wenn man von die Räuber, als wenn man von die Beraubten abstammt?
Die Erfahrung ist nur die Frucht begangener Irrtümer, drum muß man sich etwas verirren.
Vielleicht heirat‘ ich s‘ doch noch; da muß aber in Kontrakt hinein, daß ich s‘ umbringen darf.
Schon dreitausend Jahr lebt die Philosophie davon, daß ein Philosoph das behauptet, was der andere verwirft, daß einer gegen alle und alle gegen einen sind, und keiner sich vor der Gefahr des Unsinns fürcht’t.
In den ersten Lebensjahren eines Kindes bringen ihm die Eltern Gehen und Sprechen bei, in den späteren verlangen sie dann, daß es stillsitzt und den Mund hält.
Wer bewundern will, findet immer was zu bewundern, denn die Bewunderung ist eine Art Aberglauben, die Wunder erwartet.
Wahrheit wünsch ich, Wahrheit aus Ihrem Mund, ich hab bereits eine Ahnung. Da haben Sie auch alles, denn die größten Gelehrten haben von der Wahrheit nie mehr als eine Ahnung gehabt.
Zum Luftschlösserbauen braucht man nicht einmal einen Grund, und in einem Luftschloß hat selbst die Hausmeisterwohnung eine paradiesische Aussicht.
Man kann keinem Menschen ins Herz schaun; viel weniger in die Seel‘, denn die steckt noch hinter dem Herzen.
Der Grundton in der Harmonie der Häuslichkeit muß immer das Kindergeschrei sein, sonst geht die wichtigste Stimme ab.
Armut ist ohne Zweifel das Schrecklichste. Mir dürft‘ einer zehn Millionen herlegen und sagen, ich soll arm sein dafür, i nehmet’s net.
Ich glaube von jedem Menschen das Schlechteste, selbst von mir, und ich hab‘ mich noch selten getäuscht.
Ein roher Mann, wird er auch noch so sehr am Feuer der Liebe gebraten, es wird nie etwas Genießbares d’raus.
Der Mensch soll nie ohne Parapluie sein, es ist die großartigste Waffe: aufgespannt ist es Schild, zugemacht ist es Schwert, und horizontal gebraucht ist es Lanze.
Ich rechne nie! Auf die Art kann’s Schicksal mir auch nie einen Strich durch die Rechnung machen.
Es ist doch ein eigenes Gefühl, wenn man auf einem Katheder steht, und sei’s auch nur, um den Staub abzufegen! Dieser Staub hier ist Schulstaub, im Schulstaub steckt Gelehrsamkeit, in der Gelehrsamkeit Pedanterie, in der Pedanterie kalte Strenge.
Für was hängt’s denn da droben, ihr dummen Wolken, wenn’s nit blitzen könnt‘ zur rechten Zeit?
Ein Strauchen dauert drei Wochen, ein Krampfkatarrh ein Vierteljahr… die Hühneraugen lebenslänglich… und mit’m Gemüt gar…! Da is eine ewige Patzlerei.
Ich hab‘ einmal einen alten Isabellenschimmel an einem Ziegelwagen g’sehn, seitdem bring‘ ich die Zukunft nicht mehr aus’m Sinn.
Die einzigen Wesen sind eine Einbildung, die tägliche Erfahrung zeigt, daß unser Herrgott die Menschen dutzendweise erschafft.
Wenn man den Weltlauf so betracht’t, so muß einem das auffallen, wie der Himmel die Welt laufen läßt, er schaut sich gar nicht viel um um sie, aber sie muß doch laufen, wie er will. Ah, kommod hat sich’s der Himmel eingericht, da ist gar nichts zu sagen.
Sie sind zu alt zum Rinaldini! Streichen Sie also den Grundsatz: „Was nicht dein g’hört, das laß liegen“ nicht voreilig aus Ihrem Finanzsystem!