Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Das Talent glaubt freilich, es könne das auch, was es andere Leute tun sieht, allein es ist nicht so, und es wird seine Faux-frais* bereuen.
Der Wunsch, etwas zu machen, ist eine Vorahnung der Fähigkeiten, die man hat.
Wir stecken in lauter Wundern, und das Letzte und Beste der Dinge ist uns verschlossen.
Wir wollen’s machen wie alle Eroberer: Die Leute totschlagen, um es mit ihrer Nachkommenschaft gut zu meinen.
Ist denn alles unnütz, was uns nicht unmittelbar Geld in den Beutel bringt, was uns nicht den allernächsten Besitz verschafft?
Die Erfahrung lehrt uns, daß die einzelnen Farben besondere Gemütsstimmungen geben.
Wie jedes gegen sich selbst einen Bezug hat, so muß es auch gegen andere ein Verhältnis haben.
Tages Arbeit, abends Gäste. Saure Wochen, frohe Feste sei dein künftig Zauberwort.
Der Glaube, die Zuversicht auf das bisschen, was man ist oder sein möchte, beseelt einen jeden, und so möchte er sich auch dem andern, eigentlich den andern sich gleichmachen, und dann, denken sie, wäre es getan.
Anthropomorphism, Erotomorphism. Daß er alles, was auch vorgeht, in sittlich-sinnliche Gefühl auflöst und verwandelt.
Akademie ist Akademie, Bohlheim, Berlin oder Paris, wo die satten Herren sitzen, die Zähne stochern und nicht begreifen, warum kein Koch was bereiten kann, das ihnen behage.
Das Schicksal sorgt für die Liebe, und um so gewisser, da Liebe genügsam ist.
Kinder wissen beim Spielen aus allem alles zu machen: ein Stab wird zu einer Flinte, ein Stückchen Holz zum Degen, jedes Bündelchen zur Puppe und jeder Winkel zur Hütte.
Das Wahre fördert, aus dem Irrtum entwickelt sich nichts, er verwickelt uns nur.
Er [der Dilettant] kommt immer mehr von der Wahrheit der Gegenstände ab und verliert sich auf subjektiven Irrwegen.
Könnte man Zeit wie bares Geld beiseite legen, ohne sie zu benutzen, so wäre dies eine Art von Entschuldigung für den Müßiggang der halben Welt, aber keine völlige.
Wir befinden uns nicht leicht in großer Gesellschaft, ohne zu denken, der Zufall, der so viele zusammenbringt, solle uns auch unsere Freunde herbeiführen.
Drei sind, die da herrschen auf Erden: die Weisheit, der Schein und die Gewalt.
Mancher klopft mit dem Hammer an der Wand herum und glaubt, er treffe jedesmal den Nagel auf den Kopf.
Möge das Unsere wahr sein oder falsch, wir haben als Lebende die Pflicht, das Lebendige zu verteidigen, das Kommende vorzubereiten. Denn die Jugend, die zu unseren Füßen spielt, wird dereinst unser Richter sein.
Die dramatischen Einheiten heißen weiter nichts, als einen großen Gehalt mit Wahrscheinlichkeit unter wenige Personen austeilen und darstellen.
Was ist das Schwerste von allem? Was dir am leichtesten dünkt. Mit den Augen zu sehen, was vor dir liegt.
Täler grünen, Hügel schwellen, buschen sich zu Schattenruh, und in schwanken Silberwellen wogt die Saat der Ernte zu.
Daß die Naturforscher nicht durchaus mit mir einig werden, ist bei der Stellung so verschiedener Denkweisen ganz natürlich.
Manche Töne sind mir Verdruß, doch bleibet am meisten Hundegebell mir verhaßt; kläffend zerreißt es mein Ohr.
Ich bin Gott darin ähnlich, daß er immer geschehen läßt, was er nicht will.
Der Augenblick des Zeugens ist herrlich, das Tragen und Gebären beschwerlich, so aber geboren ist, Freude.
Anderer Orten muß man das Bedeutende aufsuchen, hier werden wir davon überdrängt und überfüllt.(…) Man müßte mit tausend Griffeln schreiben, was soll hier eine Feder!
Und was ich auch für Wege geloffen, Auf’m Neidpfad habt ihr mich nie betroffen.
Man kann die Menschen sehr leicht durch tolle und unschickliche Darstellungen irre machen; aber man lege ihnen das Vernünftige und Schicksale auf eine interessante Weise vor, so werden sie gewiß danach greifen.
Wundersam! Ich habe so manches getan, was ich jetzt nicht möchte getan haben, und doch, wenn’s nicht geschehen wäre, würde unentbehrliches Gutes nicht entstanden sein. Es ist, als ob ein Genius unser Hegemonikon (leitendes Prinzip) verdunkelte, damit wir zu unserm und anderer Vorteil Fehler machen.
Jung‘ und Alte, Groß und Klein, gräßliches Gelichter! Niemand will ein Schuster sein, jedermann ein Dichter.
Guter Wille ist die beste Augensalbe, Mißwollen ist eine falsche Brille, welche die Gegenstände entstellt und die Sehkraft verdirbt.
Auf diesem beweglichen Erdball ist doch nur in der wahren Liebe, der Wohltätigkeit und den Wissenschaften die einzige Freude und Ruhe.
Seh‘ ich der Werke Meister an, So seh‘ ich das, was sie getan; Betracht‘ ich meine Siebensachen, Seh‘ ich, was ich hätt‘ sollen machen.
Durch bewegter Schatten Spiele Zittert Lunas Zauberschein, Und durchs Auge schleicht die Kühle Sänftigend ins Herz hinein.
Wer sich den Gesetzen nicht fügen will, muss die Gegend verlassen, wo sie gelten.