Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Das Leben ist den Sibyllinischen Büchern ganz gleich: je knapper, umso teurer.
Wenn der schwer Gedrückte klagt: Hülfe, Hoffnung sei versagt, Bleibet heilsam fort und fort Immer noch ein freundlich Wort.
Seine Argumente und das Gewicht, womit er sie vortrug, hatten meine biegsame Jugend schon überzeugt.
Aber das zweite, die Gründung, ist des Maurers Angelegenheit und, daß wir es nur keck heraussagen, die Hauptangelegenheit des ganzen Unternehmens. Es ist ein ernstes Geschäft diese Feierlichkeit wird in der Tiefe begangen.
Sie glauben, miteinander zu streiten, und fühlen das Unrecht von beiden Seiten.
Habt ihr die innern Verhältnisse einer Handlung erforscht? Wißt ihr mit Bestimmtheit die Ursachen zu entwickeln, warum sie geschah, warum sie geschehen mußte? Hättet ihr das, ihr würdet nicht so eilfertig mit euren Urteilen sein!
Glücklich? Wer ist denn glücklich? O blicke nicht nach dem, was jedem fehlt; betrachte, was noch jedem bleibt.
Wenn ich’s recht betrachten will Und es ernst gewahre, Steht vielleicht das alles still Und ich selber fahre.
Welche Bequemlichkeit, welche Leichtigkeit gibt ein angeborenes Vermögen! Und wie sicher blüht ein Handel, der auf ein gutes Kapital gegründet ist, so dass nicht jeder misslungene Versuch sogleich in Untätigkeit versetzt!
Fehlt es dem protestantischen Kultus im ganzen an Fülle, so untersuche man das einzelne, und man wird finden, der Protestant hat zu wenig Sakramente, ja er hat nur eins, bei dem er sich tätig erweist, das Abendmahl: denn die Taufe sieht er nur an andern vollbringen, und es wird ihm nicht wohl dabei.
Und wenn die Brust von Sehnsucht überfließt, Man sieht sich um und fragt – wer mitgenießt.
Wissen möchtet ihr gern die geheime Struktur des Gebäudes, Und ihr wählt den Moment, wenn es in Flammen gerät.
Jeder von uns hätte eines eigenen, abgeschlossenen Kreises für sich bedurft, in einer großen Stadt, zum Beispiel in Berlin, hätten wir ihn gefunden, während wir uns hier* durchkreuzten.
Ungern entschließt sich der Mensch zur Ehrfurcht, oder vielmehr entschließt sich nie dazu; es ist ein höherer Sinn, der seiner Natur gegeben werden muß.
Alles, was unseren Geist befreit, ohne uns die Herrschaft über uns selbst zu geben, ist verderblich.
Ein deutscher Schriftsteller, ein deutscher Märtyrer! – Ja, mein Guter! Sie werden es nicht anders finden! Und ich selbst kann mich kaum noch beklagen, es ist allen andern nicht besser gegangen, den meisten sogar schlechter, und in England und Frankreich ganz wie bei uns.
Alles Vortreffliche beschränkt uns für einen Augenblick, indem wir uns demselben nicht gewachsen fühlen, nur insofern wir es nachher in unsere Kultur aufnehmen, es unsern Geist und Gemütskräften aneignen, wird es uns lieb und wert.
Wenn ich nicht sinnen oder dichten soll, so ist das Leben mir kein Leben mehr.
Er soll dein Herr sein ist die Formel einer barbarischen Zeit, die lange vorüber ist.
Warum sind wir so klug, wenn wir jung sind, so klug, um immer törichter zu werden!
Nur werde immer die Frage entstehen, ob es zugleich möglich sei, ein großer Forscher und Beobachter und auch ein bedeutender Verallgemeinerer und Zusammenfasser zu sein.
Der Mensch ist dem Menschen das Interessanteste und sollte ihn vielleicht ganz allein interessieren. Alles andere, was uns umgibt, ist entweder nur Element, in dem wir leben, oder Werkzeug, dessen wir uns bedienen.
Die Nachahmungsgabe des Menschen ist allgemein; er will nachmachen, nachbilden, was er sieht, aber auch ohne die mindesten inneren und äußeren Mittel zum Zwecke.
Ein Mädchen und ein Gläschen Wein kurieren alle Not; und wer nicht trinkt, und wer nicht küßt, der ist so gut wie tot.
Ein beschränkter, ehrlicher Mensch sieht oft die Schelmerei der feinsten faiseurs [Mächler] durch und durch.
Alle Menschen guter Art empfinden bei zunehmender Bildung, daß sie auf der Welt eine doppelte Rolle zu spielen haben, eine wirkliche und eine ideelle, und in diesem Gefühl ist der Grund alles Edlen aufzusuchen.
Geheimnisvoll am lichten Tag läßt sich Natur des Schleiers nicht berauben, und das sie deinem Geist nicht offenbaren mag, das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben.
Der Mensch ist ein wahrer Narziß; er bespiegelt sich überall gern selbst, er legt sich als Folie der ganzen Welt unter.
In deinem Lande sei einheimisch klug, im fremden bist du nicht gewandt genug.
Der Mensch kann Unglaubliches leisten, wenn er die Zeit einzuteilen und recht zu benutzen weiß.
Das sogenannte Aus-sich-Schöpfen macht gewöhnlich falsche Originale und Manieristen.
Die Gelegenheiten sind die wahren Musen, sie rütteln uns auf aus Träumereien und man muß es ihnen durchaus danken.
Doch den lasst nicht zu euch herein, der anderen schadet, um etwas zu sein.
Blumen sind die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur, mit denen sie uns andeutet, wie lieb sie uns hat.
Man liebe an dem Mädchen, was es ist, Und an dem Jüngling, was er ankündigt.
Der Mensch mag sich wenden, wohin er will, stets wird er auf jenen Weg wieder zurückkehren, den ihm die Natur einmal vorgezeichnet hat.
Die Gedanken kommen wieder, die Überzeugungen pflanzen sich fort; die Zustände gehen unwiederbringlich vorüber.
Meinst du denn alles, was du sagst? Meinst du denn ernstlich, was du fragst? Was kümmert’s, was ich meine und sage: Denn alles Meinen ist nur Frage.
Einem Meinungen aufzwingen ist schon grausam, aber von einem verlangen, er müsse empfinden, was er nicht empfinden kann, das ist tyrannischer Unsinn.