Anatole France Zitate

Der seltenste Edelmut ist der Edelmut der Gedanken.

Nur Frauen und Ärzte wissen, wie gern sich die Männer belügen lassen.

Hüte dich vor der Wortmalerei, dem gekünstelten, dem Schaumüberzug, der die Minderwertigkeit des Kuchens nicht verbergen kann.

Die Religion hat der Liebe einen großen Dienst erwiesen, indem sie sie zur Sünde erklärte.

Je länger ich lebe, je mehr komme ich zu der Einsicht, es gibt keine Schuldigen, sondern nur unglückliche Wesen.

Die Meinung des anderen ist nicht das Opfer eines einzigen unserer Wünsche wert.

Wer von den ungewissen Ereignissen der Zukunft nichts erhofft und nichts befürchtet, ist wahrhaft klug.

Denn schließlich war der Mensch, so feig, dumm und grausam er ist, nach dem Ebenbilde Gottes geschaffen, und es sind ihm einige Züge von seinem ursprünglichen Antlitz geblieben.

Das Leben ohne Laster ist nur ein Hinsiechen, nur Erschlaffung und Trübsal. Das Laster ist die einzige Zerstreuung, an der man auf dieser Welt Geschmack finden kann; das Laster macht das Dasein farbig, es ist das Salz der Seele, der Funke des Geistes.

Man stirbt in Glückes Fülle am vergangenen Leid.

Was man so die Launen des Schicksals nennt, das ist in Wahrheit nichts andres als die Rache der göttlichen Weisheit an den Plänen der falschen Weisen, mit denen sie ihr Spiel treibt.

Das Christentum hat sehr viel für die Liebe getan, indem es sie zur Sünde machte.

Und das ist klar: wenn es eine Gerechtigkeit gäbe, so hätten wir nicht zwei Gesetzbücher, ein bürgerliches und ein militärisches.

Man soll das Los der Armen nicht verbessern, das Los der Armen muß aufhören.

Sterben für eine Idee ist ein sehr hoher Preis für eine Handvoll Beweise.

[...] Die Französische Revolution war, wenn man es genau betrachtet, eigentlich eine Angelegenheit des Bügertums und der Kapitalisten. Das Soziale, allgemein Menschliche war ihr fremd.

Leihe nie Bücher aus; kein Mensch gibt sie zurück. Die einzigen Bücher, die noch in meiner Bibliothek stehen, sind solche, die ich mir von anderen geliehen habe.

Der Krieg ist gar keine Kunst, und der Zufall entscheidet allein über das Schlachtenglück. Von zwei Generälen, die einander gegenüberstehen und die beide dumm sind, muß notgedrungen einer den Sieg davontragen.

Verstand ist eine Heimsuchung, das schlimmste Geschenk, das der Weltschöpfer einem Erdenbürger verleihen kann. Er dient nur dazu, um uns unglücklich zu machen, denn er ist vor allem Begriffsvermögen. Begreifen heißt, unglücklich sein wollen...

Je länger ich lebe, um so mehr wird ersichtlich, daß das Schönste nur das ist, was man ohne Schwierigkeiten versteht.

An einem Verrückten erschreckt uns am meisten die vernünftige Art, auf die er sich unterhält.

Ich habe den Wahnsinn der Leidenschaften immer der Weisheit der Gleichgültigkeit vorgezogen.

Die wahre Freiheit ist die Freiheit einer Seele, welche die Eitelkeiten dieser Welt abgetan hat.

Eine Frau ist wahr, wenn sie keine unnützen Lügen spricht. - Die rote Lilie. Roman. Deutsch von Franziska zu Reventlow. Zwanzigstes Kapitel gutenberg.spiegel.de

Das Leben wäre unerträglich, wenn wir niemals träumten.

Von allen Definitionen über den Menschen ist die am schlechtesten, die ihn als vernunftbegabtes Tier bezeichnet.

Der fürchterlichste aller Kriege hatte einen Friedensvertrag zur Folge, der kein Vertrag des Friedens ist, sondern die Fortsetzung des Krieges. Europa wird durch ihn zugrunde gehen, wenn es nicht die Vernunft zu seinem Ratgeber wählt.

Ich glaube, daß die Menschen zu allen Zeiten so gewesen sind wie heute, egoistisch, gewalttätig, geizig und mitleidlos.

Den Geistern, welche die Vorurteile bekämpft haben, sind wir Dank schuldig. Aber es ist leichter, sie zu loben, als es ihnen nachzutun.

Der Staat gleicht dem menschlichen Körper. Nicht alle seine Verrichtungen sind edel.

Andauernde Treue gegen das Alte macht die Treue gegen das Neue nahezu zur Unmöglichkeit.

Mitleid ist die wahre Grundlage des Charakters.

Der Reichtum ist schon an und für sich grausam, er soll sich nicht noch obendrein in das trügerischer Gewand der Sanftmut kleiden.

Gern sieht man hervorragenden Menschen niedrige Gesinnung und Erbärmlichkeit des Herzens nach. Man duldet es, daß sie feig oder boshaft waren, und selbst ihr Glück schafft ihnen nicht allzuviel Neider, wofern man nur erkennt, daß es unverdient war.

Die Menschen haben aus ihm (Gott) eine verhaße Figur gemacht. Wie kann man zu so einem unsympathischen Wesen beten?

Die Vorzüge von gestern sind oft die Fehler von morgen.

Bücher sind immer langweilig. Aber die Menschen sind noch langweiliger - und dabei viel anspruchsvoller.

Ich bevorzugte immer die Tollheit der Leidenschaften vor der Weisheit der Gleichgültigkeit.

Eine verliebte Frau fürchtet nicht die Hölle, und das Paradies erscheint ihr keineswegs wünschenswert.

Die Menschen wollen essen. Das ist die große Notwendigkeit, die alle anderen erzeugt.

Das Geheimnis des rechten Altwerdens liegt in einem Satz: Die Zeit geht sanft nur mit denen um, die mit der Zeit sanft umgehen.

Der Zufall ist vielleicht Gottes Deckname, wenn Gott sich nicht zu erkennen geben will.

Die wahre Liebe bedarf weder Sympathie noch Freundschaft, sie lebt vom Wunsch und nährt sich vom Betrug, wirklich liebt man nur das, was man nicht kennt.

Die Freude ist schüchtern und fühlt sich auf Festen nicht heimisch.

Das Schlechte am Guten und das Gute am Schlechten ist, daß beides einmal zu Ende geht.

Nichts stellen Demokratien so hoch wie den Geburtsadel.

Es gibt nichts Besseres, als von seiner Arbeit zu leben.

Der Fortschritt hat keinen fürchterlicheren Feind als die Gewalt.

Und in der Tat werden die Könige und Republiken stets so viele Soldaten finden, als sie zu ihren Paraden und Kriegen beanspruchen.

Wer den Menschen dienen will, der muß alle Vernunft als lästigen Ballast über Bord werfen und auf den Schwingen der Begeisterung emporfliegen. Wer denkt, wird nie fliegen lernen.