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Eine unendliche Zeit schließt in sich das gleiche Maß an Lust wie eine begrenzte Zeit, wenn man die Grenzen der Lust durch Überlegung abmißt.
EpikurWer einmal weise geworden ist, kann nicht in die entgegengesetzte Seelenstimmung verfallen und kann sie sich auch nicht willkürlich einbilden.
EpikurEs war nicht möglich, jemand von der Angst betreffs der wichtigsten Dinge zu erlösen, der nicht wußte, worin die Natur des Weltalls besteht, sondern sich nur bedenkliche Vorstellungen gemäß den Fabeln darüber bildete. Deshalb war es unmöglich, ohne Naturwissenschaft zur reinen Lust zu gelangen.
EpikurMan soll nicht das Vorhandene beschmutzen durch die Begierde nach dem Nichtvorhandenen, sondern bedenken, daß auch das Vorhandene zu dem Wünschenswerten gehörte.
EpikurDie Undankbarkeit der Seele macht das Lebewesen begehrlich nach unbegrenzten Raffinements der Nahrung.
EpikurNicht durch Mitklagen, sondern durch Mitsorgen und Helfen soll man seinen Freunden seine Teilnahme bezeugen.
EpikurJede Lust ist ein Gut, aber nicht jede wählen wir - jeder Schmerz ist ein Übel, aber nicht jeden meiden wir.
EpikurDie Natur ist schwach gegenüber dem Übel, nicht gegenüber dem Guten; denn die Lustempfindungen bewahren die Natur, die Schmerzen lösen sie auf.
EpikurMan soll sich weder die Voreiligen noch die Umständlichen zu Freunden machen. Man muß allerdings auch etwas wagen um der Freundschaft willen.
EpikurMan soll nicht vorgeben zu philosophieren, sondern wirklich philosophieren. Denn wir bedürfen nicht des Anscheins der Gesundheit, sondern wirklicher Gesundheit.
EpikurMitfühlen wollen wir mit unseren Freunden, nicht indem wir jammern, sondern indem wir uns um sie kümmern!
EpikurMan muß eher prüfen, mit wem man ißt und trinkt, als was man ißt und trinkt. Denn ohne einen Freund ist das Leben wie das Fressen von Löwe und Wolf.
EpikurWenn bei jenen natürlichen Begierden, die nicht zu Schmerzendem führen, wenn sie nicht erfüllt werden, dennoch das angespannte Bemühen bestehen bleibt, so sind sie aus leerem Meinen entstanden, und wenn sie sich nicht auflösen, so liegt dies nicht an der Natur, sondern am leeren Meinen des Menschen.
EpikurBehandeln muß man Schicksalsschläge mit der Dankbarkeit für das Verlorene und mit der Erkenntnis, daß man das Vergangene nicht ungeschehen machen kann.
EpikurDas gerechte Leben ist von Unruhe am freiesten, das ungerechte aber ist voll von jeglicher Unruhe.
EpikurEs nützt nichts, sich Sicherheit vor den Menschen zu verschaffen, während die Beunruhigung hinsichtlich der Dinge in der Höhe und unter der Erde und überhaupt im unbegrenzten Raume bestehen bleibt.
EpikurWenn du dich nicht zu jeder Zeit bei allem, was du tust, nach dem natürlichen Ziel richtest, sondern, sei es im Meiden oder Erstreben, voreilig nach einer andern Richtung abbiegst, so werden deine Handlungen deinen Grundsätzen nicht entsprechen.
EpikurDas bestehende Lebensziel muß man bedenken und jene ganze Evidenz, auf die wir die Meinungen zurückführen. Tun wir das nicht, so wird jedes Urteil unmöglich und alles voll von Unruhe sein.
EpikurEtwas sehr Schönes ist auch der Anblick der Nächsten, wenn das erste Zusammentreffen zur Eintracht führt, oder auch, wenn es viel Mühe darauf wendet, zur Eintracht zu führen.
EpikurMan muß zugleich lachen und philosophieren, haushalten und seine übrigen Fähigkeiten betätigen und darf nie aufhören, die Stimme der richtigen Philosophie verlauten zu lassen.
EpikurDu entsprichst in deinem Alter meiner Lehre und hast unterscheiden gelernt, was es bedeutet, für sich selbst und für Hellas zu philosophieren. Ich wünsche dir Glück dazu.
EpikurDie Ungerechtigkeit ist nicht ein Übel an sich, sondern nur durch die mißtrauische Angst, es möchte nicht gelingen, den dazu bestellten Züchtigern verborgen zu bleiben.
EpikurDer Weise empfindet nicht größeren Schmerz, wenn er selber gefoltert wird, als wenn er sieht, wie sein Freund gefoltert wird.
EpikurIn deinem Greisenalter bist du so, wie ich dich zu sein mahne, und du hast erkannt, was es bedeutet, für sich selbst und für Hellas zu philosophieren. Ich freue mich mit dir.
EpikurEs gibt keine Gerechtigkeit an und für sich, sondern sie ist ein im gegenseitigen Verkehr an den beliebigsten Orten und Zeiten geschlossener Vertrag, einander gegenseitig weder zu schädigen noch sich schädigen zu lassen.
EpikurUnter dem Gesichtspunkt der Allgemeinheit ist das Gerechte für alle dasselbe; denn es ist irgendwie der gegenseitigen Gemeinschaft förderlich; unter dem Gesichtspunkt der Besonderheit aber, etwa eines Landes und aller sonstigen Voraussetzungen, folgt nicht, daß das Gerechte für alle dasselbe sei.
EpikurDie Freundschaft tanzt den Reigen um die Welt und ruft uns allen zu, aufzuwachen zum Preise des glückseligen Lebens.
EpikurEin glückliches und unvergängliches Wesen trägt weder in sich selbst irgendwelche Mißstimmung, noch verursacht es solche in einem andern; daher ist es von Haß und Liebe gleich fern; denn alles derartige bedeutet Schwäche.
EpikurWir schätzen unseren Charakter als etwas, das uns zu eigen ist, mag es gut sein und von den Menschen bewundert werden oder nicht; so müssen wir auch den Charakter unserer Nächsten schätzen, wenn sie anständig sind.
EpikurAm Ziel der Natur gemessen ist Armut ein großer Reichtum, Reichtum dagegen, der keine Grenze kennt, große Armut.
EpikurSchwierig ist es, verborgen zu bleiben, wenn man Unrecht tut; sicher zu sein, daß man verborgen bleiben werde, ist unmöglich.
EpikurWenn wir nicht beunruhigt würden durch den Verdacht, es möchten uns die Himmelserscheinungen und der Tod irgend etwas angehen, ferner durch die Tatsache, daß wir die Grenzen von Schmerz und Begierde nicht kennen, dann bedürften wir der Naturwissenschaft nicht.
EpikurDas All ist gewiß auch grenzenlos. Denn was begrenzt ist, hat ein Äußerstes; daß aber etwas ein Äußerstes hat, kann nur im Vergleich mit einem andern gesehen werden; das All aber kann nicht im Vergleich mit einem andern gesehen werden; da es also kein Äußerstes hat, hat es auch keine Grenze.
Epikur