Zitate von Epikur
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Die Armut, die ihr Maß hat am Endziel der Natur, ist ein großer Reichtum. Der Reichtum, der keine Grenze hat, ist eine große Armut.

Wenn die Gottheit den Gebeten der Menschen folgen würde, so würden alle Menschen allzu schnell umkommen: soviel Schlimmes erbitten sie fortwährend füreinander.

Die Fähigkeit, Freundschaft zu erwerben, ist unter allem, was Weisheit zum Glück beitragen kann, bei weitem das Wichtigste.

Für uns bedeutet Freude: keine Schmerzen haben im körperlichen Bereich und im seelischen Bereich keine Unruhe verspüren.

Die Naturwissenschaft macht die Leute nicht zu geschäftigen Großtuern und Schwätzern, die mit ihrer, bei der Menge hochgeschätzten Bildung prahlen, sondern sie macht mannhaft und selbstständig und stolz, nicht auf äußere Güter, sondern auf den eigenen inneren Wert.

Jede Lust ist ein Gut, weil sie uns vertrauter Natur ist, doch sollte nicht jede gewählt werden – ebenso wie jeder Schmerz ein Übel ist, dennoch nicht jeder immer vermieden werden sollte.

Jede Erregung körperlichen Vergnügens läßt eine Lust und Freude der Seele aus sich hervorgehen.

Unter den Gütern, welche die Weisheit sich für dauerndes Lebensglück zu verschaffen versteht, ist der Besitz der Freundschaft bei weitem das größte.

Der menschlichen Natur allein kommt die Eigenschaft zu, nicht umsonst zu lieben und nicht ohne Nutzen Freundschaft zu schließen.

Dank der glücklichen Natur, daß sie das Notwendige leicht zu beschaffen, das schwer zu Beschaffende nicht notwendig macht!

Meide Genußsucht, nicht weil Sinnesgenüsse schlecht sind, sondern wegen des Katers, der ihnen bei Überdosierung folgt.

Man muß sich im Unglück trösten durch die Freude an dem Verlorenen und durch die Erkenntnis, daß sich Geschehenes nicht ungeschehen machen läßt.

Als Naturforscher möchte ich lieber freimütig den Menschen verkündigen, was ihnen heilsam ist, selbst wenn niemand mir zustimmen sollte, als Wahnvorstellungen beipflichten und das billige Lob der Menge ernten.

Jeder Schmerz ist leicht zu verachten. Bringt er intensives Leiden, so ist die Zeit kurz bemessen, hält er sich lange im Fleische auf, dann ist er matt.

Ein einziger Grundsatz wird dir Mut geben, nämlich der Grundsatz, daß kein Übel ewig währt, ja nicht einmal sehr lange dauern kann.

Niemals strebte ich danach, der Masse zu gefallen. Denn was ihr gefiel, verstand ich nicht; was ich wußte, war ihrer Wahrnehmung weit entrückt.

An alle Begierden soll man die Frage stellen: Was wird mir geschehen, wenn erfüllt wird, was die Begierde sucht, und was, wenn es nicht erfüllt wird?

Wenn Gott die Gebete der Menschen erfüllen würde, wären schon lange alle Menschen zugrunde gegangen, da sie andauernd viel Schlimmes gegeneinander erbitten.

Der Weise wird gerne Schauspiele sehen und sich so gut wie nur irgend jemand an dionysischen Vorstellungen und musikalischen Genüssen erfreuen, aber musikalischen Erörterungen oder philosophisch-kritischen Untersuchungen nicht einmal beim Glase Wein eine Stelle einräumen.

Durchaus gering ist jener, der viele vernünftige Gründe zu haben glaubt, aus dem Leben zu scheiden.

Wem das Seinige nicht als der größte Reichtum erscheint, der ist unglücklich und wäre er der Herr der Welt.

Es ist der wichtigste Teil des Heils, die Jugend zu bewahren und sich zu hüten vor jenen, die alles mit ihren rasenden Begierden beflecken.

Vernunft… aus ihr erwachsen alle übrigen Tugenden, da sie lehrt, daß man nicht lustvoll lebt, ohne vernünftig, anständig und gerecht zu leben, und umgekehrt nicht vernünftig, anständig und gerecht, ohne lustvoll zu leben.

Befreiung der Seele von Unruhe oder eine nennenswerte Freude bewirkt weder der Besitz des größten Reichtums noch Ehre und Ansehen bei der Menge, noch sonst eines der Güter, die aus unbestimmten Beweggründen erstrebt werden.

Gierig zu sein nach unrechtmäßigem Geld ist frevelhaft, nach rechtmäßigem schändlich. Denn es ist unziemlich, in schmutziger Art zu geizen, selbst wenn es rechtmäßig ist.

Von dem, was die Weisheit für die Glückseligkeit des gesamten Lebens bereitstellt, ist das weitaus Größte der Erwerb der Freundschaft.

Im Bezug auf das Gemeinwesen ist die Gerechtigkeit für alle dasselbe; denn sie ist ja das Zuträgliche in der gegenseitigen Gemeinschaft. Dagegen ergibt sich je nach den Verschiedenheiten des Landes und der sonstigen Bedingungen nicht für alle dasselbe als gerecht.

Das ganze Leben dieses Menschen wird wegen seiner Unzuverlässigkeit zusammenbrechen und zerschlagen sein.

Das Unglück muß man heilen durch die freudige Erinnerung an das Verlorene und durch die Erkenntnis, daß es nicht möglich ist, das Geschehene ungeschehen zu machen.

Die natürliche Gerechtigkeit ist eine Abmachung über das Zuträgliche, um einander gegenseitig weder zu schädigen noch sich schädigen zu lassen.

Viele Menschen, die Reichtümer erwarben, haben von ihren Leiden keine Befreiung erlangt, sondern nur größere Leiden dafür eingetauscht.

Wenn man auch Sicherheit vor den Menschen bis zu einem gewissen Grade erreicht durch die Macht, sich von ihnen abzugrenzen, und durch Reichtum, so entspringt doch die reinste Sicherheit aus der Ruhe und der Zurückgezogenheit von der Menge.

Darum nennen wir auch die Lust Anfang und Ende des seligen Lebens. Denn sie haben wir als das erste und angeborene Gut erkannt, von ihr aus beginnen wir mit allem Wählen und Meiden, und auf sie greifen wir zurück, indem wir mit der Empfindung als Maßstab jedes Gut beurteilen.

Wenn du nicht in jeder Lage dein gesamtes Handeln auf das natürliche Endziel zurückbeziehst, sondern vorher abbrichst, indem du dein Streben oder Meiden auf etwas anderes richtest, so werden deine Taten nicht deinen Worten entsprechen.

Wir haben nur dann ein Bedürfnis nach Lust, wenn wir infolge der Abwesenheit von Lust Schmerz empfinden; wenn wir aber keinen Schmerz empfinden, brauchen wir auch die Lust nicht mehr. Deshalb bezeichnen wir die Lust als Ausgangspunkt und Ziel des glücklichen Lebens.

Wenn ich als Naturforscher offen reden soll, so möchte ich lieber wie ein Orakel allen Menschen das zuträgliche verkündigen, ohne daß auch nur einer es verstünde, als den gangbaren Meinungen zustimmen und dabei das massenhafte Lob der Leute ernten.

Die Gemeinschaft der Menschen besteht nicht von Natur, sondern um des Zuträglichen und des Bedürfnisses Willen.

Mag auch die Sicherheit vor den Menschen bis zu einem gewissen Grade zu erlangen sein durch eine fest gegründete Macht und durch Wohlhabenheit, so entsteht doch die reinste Sicherheit durch ein ruhiges und von der Menge abgesondertes Dasein.