seite 5
Ich schwelge in der Lust meines Leibes, wenn ich von Wasser und Brot lebe, und spucke auf die Genüsse des Luxus, nicht um ihrer selbst willen, sondern wegen der Beschwerden, die ihnen auf dem Fuße folgen.
EpikurWir brauchen die Freunde nicht, um sie zu brauchen, sondern um des Glaubens zu leben, daß wir sie brauchen dürfen.
EpikurDer erste Schritt zum Heil ist die Reinhaltung der Jugend und die Vorsicht vor Leuten, die alles mit ihren ruhelosen Begierden beflecken.
EpikurWer einmal weise geworden ist, wird nie mehr in den entgegengesetzten Zustand geraten. Er wird sich auch nicht freiwillig anders geben als er ist.
EpikurWillst du jemanden reich machen, musst du ihm nicht das Gut mehren, sondern seine Bedürfnisse mindern.
Epikur[Der Weise wählt] von den Speisen jedenfalls nicht die ausgiebigste [...], sondern diejenige, zu der er nach seinem Geschmack am meisten Lust hat.
EpikurEs ist nicht möglich, sich von der Furcht hinsichtlich der wichtigsten Dinge zu befreien, wenn man nicht begriffen hat, welches die Natur des Alls ist, sondern sich durch die Mythen beunruhigen läßt. Es ist also nicht möglich, ohne Naturwissenschaft ungetrübte Lustempfindungen zu erlangen.
EpikurWir müssen uns einen hervorragend tüchtigen Mann als Muster ausersehen, den wir immer vor Augen haben, um so zu leben, als schaue er auf uns, und immer so zu handeln, als hielte er seinen Blick auf uns gerichtet.
EpikurWeder wer in allem nur den Nutzen sucht, ist ein Freund, noch der, der überhaupt nie mit der Freundschaft den Nutzen verknüpft. Denn der eine verkauft sein Wohlwollen gegen Entgelt, der andere schneidet die zuversichtliche Erwartung des Künftigen ab.
EpikurEinfältig ist es, von den Göttern zu erbitten, was einer sich selber hinlänglich beschaffen kann.
EpikurNiemand wählt mit sehenden Augen das Übel, sondern angelockt, wie wenn ein größeres Gut dabei wäre, wird man von dem Übel eingefangen.
EpikurDer natürlliche Reichtum ist begrenzt und leicht zu beschaffen; aber derjenige, der dem leeren Wahn vorschwebt, verfällt ins Uferlose.
EpikurWenn du alle sinnlichen Wahrnehmungen verwirfst, so wirst du auch nichts mehr haben, worauf du dich bei deinem Urteil über diejenigen beziehen könntest, von denen du behauptest, daß sie falsch seien.
EpikurWenn man nach der Natur lebt, wird man niemals arm, wenn nach der allgemeinen Meinung, niemals reich sein.
EpikurManche rüsten sich ein Leben lang für das Leben und bemerken dabei nicht, daß uns allen das Gift des Werdens als ein todbringendes eingegeben ist.
EpikurFür Leute, die denken können, bildet der dauernd gesunde Zustand des Leibes und die zuverlässige Hoffnung betreffs seiner die höchste und sicherste Freude.
EpikurWer [...] sagt, er wolle noch nicht mit der Philosophie beginnen, oder die Zeit dazu sei vorüber, der gleicht einem Menschen, der sagt, die Zeit zum Glück sei noch nicht oder nicht mehr da.
EpikurAuch wenn der Weise auf das Notwendige eingeschränkt ist, versteht er eher zu geben als zu nehmen. Einen solchen Schatz der Selbstgenügsamkeit hat er gefunden.
EpikurKeiner der Toren begnügt sich mit dem, was er hat, sondern jeder jammert immer über das, was er nicht hat.
EpikurDer Tod geht uns nichts an. Denn was sich aufgelöst hat, hat keine Empfindung. Was aber keine Empfindung hat, geht uns nichts an.
EpikurDie Anerkennung der Welt muß von selbst kommen; wir haben uns nur mit unserer eigenen Heilung zu befassen.
EpikurDer Bauch ist nicht unersättlich, wie die Menge sagt, aber falsch ist die Vorstellung, dass man den Bauch unbegrenzt füllen müsse.
EpikurWenn du alle Sinneswahrnehmungen bestreitest, so besitzt du nichts, worauf du dich beziehen kannst, um jene zu beurteilen, die du für falsch erklärst.
EpikurEs ist nicht möglich, lustvoll zu leben, ohne daß man vernunftgemäß, schön und gerecht lebt, noch vernunftgemäß, schön und gerecht ohne lustvoll zu leben. Wer dies nicht besitzt, der kann nicht lustvoll leben.
EpikurMan muß auch daran denken, daß die Zukunft uns weder ganz noch auch gar nicht gehört, damit wir weder auf sie warten als auf etwas, das sicher kommt, noch auch an ihr verzweifeln als an etwas, das sicher nicht kommt.
EpikurGewöhne dich an den Gedanken, daß der Tod uns nichts angehe; denn alles Gute und Schlimme beruht auf Empfindung; der Tod aber besteht eben in der Aufhebung der Empfindung. Deshalb ermöglicht uns die richtige Erkenntnis, daß der Tod uns nichts angehe, erst den Genuß des sterblichen Lebens.
EpikurWenn du [einen Menschen] reich machen willst, dann gib ihm nicht mehr Geld, sondern vermindere seine Begierde.
EpikurWer die Grenzen des Lebens begriffen hat, weiß, daß jenes leicht zu beschaffen ist, was das Schmerzende des Mangels beseitigt und das gesamte Leben zu einem vollkommenen macht. Darum bedarf er keiner Veranstaltungen, die Kämpfe mit sich bringen.
EpikurWeder wer vorschnell, noch wer zaudernd Freundschaft schließt, ist zu loben. Man muß auch etwas wagen für die Freundschaft.
EpikurViele gerieten zu Reichtum und haben damit nicht eine Befreiung von den Übeln gewonnen, sondern vielmehr eine Umwandlung in noch größere.
EpikurEs ist dieselbe Erkenntnis, die uns zuversichtlich macht darüber, daß nichts Schreckliches ewig oder auch nur lange Zeit dauert, und die begreift, daß in eben den begrenzten Dingen die Sicherheit vor allem durch die Freundschaft vollendet wird.
Epikur