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Man muß gleichzeitig lachen und philosophieren und sein Haus verwalten und alles übrige tun, was einem vertraut ist, und niemals aufhören, die Worte der wahren Philosophie hören zu lassen.
EpikurUnter allem, was die Weisheit zum glücklichen Leben beiträgt, von allen Geschenken, die uns das Schicksal gewährt, gibt es kein größeres Gut als die Freundschaft - keinen größeren Reichtum, keine größere Freude.
EpikurSo wie wir unsere eigene Art hochschätzen, mag sie tüchtig sein und von den Menschen bewundert oder nicht, so muß man auch die Art der Nächsten schätzen, wenn sie anständig sind.
EpikurSo ist also der Tod für uns ein Nichts. Solange wir da sind, ist er nicht da, und wenn er da ist, sind wir nicht mehr da. Folglich betrifft er weder die Lebendigen noch die Gestorbenen.
EpikurMan kann besser ohne Angst auf einem Haufen Blätter schlafen, als mit Angst in einem goldenen Bett.
EpikurIn eine Notlage mit andern versetzt, versteht der Weise mehr, ihnen mitzuteilen als von ihnen zu nehmen: einen solchen Schatz von Selbständigkeit hat er gefunden.
EpikurBei einem argumentationsfreudigen Streitgespräch erreicht der Unterlegene mehr, insofern er etwas dazulernt.
EpikurDie schlechten Gewohnheiten wollen wir wie schlechte Menschen, die uns lange Zeit sehr geschadet haben, vollständig vertreiben.
EpikurKeine Lust ist an sich ein Übel. Aber das, was bestimmte Lustempfindungen erzeugt, bringt Beschwerden mit sich, die die Lustempfindungen um ein Vielfaches übersteigen.
EpikurMit tierischer Geschäftigkeit häuft man einen Berg von Reichtum an, das Leben aber bleibt dabei arm.
EpikurLösung von der Unruhe der Seele oder eine nennenswerte Freude erzeugt weder der größte Reichtum noch die Ehre und das Ansehen bei der Menge noch irgend etwas anderes von dem, was aus unbegrenzten Ursachen herkommt.
EpikurMan muß versuchen, den nächsten Tag immer besser zu machen, als den vorangegangenen, solange wir auf dem Wege sind; sind wir aber an die Grenze gekommen, dann in gleichmäßiger Freude zu sein.
EpikurDer Philosoph ist ein leerer Schwätzer, durch dessen Wort keine menschliche Leidenschaft geheilt wird. Denn wie die Medizin nichts nützt, wenn sie nicht den Körper von Krankheit befreit, so auch die Philosophie, wenn sie nicht die Seele von Leidenschaft befreit.
EpikurNiemals strebte ich danach, der Menge zu gefallen; denn was dieser gefällt, habe ich nicht gelernt; was aber ich weiß, ist weit entfernt von ihrem Verständnis.
EpikurKann wohl den Wert des Menschen jemand kennen, der nicht in der Welt Kälte und Hitze erlitten hat?
EpikurUm vor den Menschen sicher zu sein, steht als ein naturgemäßes Gut Herrschaft und Königtum zur Verfügung, mit deren Hilfe man sich zuweilen jene Sicherheit verschaffen kann.
EpikurWir sind Einmal geboren; zweimal kann man nicht geboren werden und das Leben muß ein Ende nehmen. Du aber verschiebst das Erfreuliche, obwohl du nicht über das Morgen verfügst. Das Leben aller Menschen verzehrt sich im Zaudern und jeder Einzelne von uns stirbt mitten in seiner Geschäftigkeit.
EpikurWenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts seinen Reichtümern hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen.
EpikurDer Schmerz dauert nicht ununterbrochen im Fleische, sondern der heftigste Schmerz währt nur sehr kurze Zeit; wenn er nur die Freude im Fleisch übersteigt, bleibt er nicht viele Tage. Auch langwährende Schwächezustände bergen immer noch ein Mehr der Freude als des Schmerzes im Fleische.
EpikurBei einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung hat der Unterliegende den größeren Vorteil, insofern er etwas hinzulernt.
EpikurReich ist man nicht nur durch das, was man besitzt, sondern noch mehr durch das, was man mit Würde zu entbehren weiß.
EpikurDer Weise aber entscheidet sich bei der Wahl der Speisen nicht für die größere Masse, sondern für den Wohlgeschmack.
EpikurAlle Begierden, die nicht zum Schmerz führen, wenn sie nicht befriedigt werden, sind nicht notwendig, sondern sie enthalten ein Verlangen, das schnell schwindet, sobald sich zeigt, daß sie zu den schwer erfüllbaren gehören oder Schaden verursachen.
EpikurMan soll die Natur nicht vergewaltigen, sondern ihr gehorchen. Gehorchen werden wir ihr aber, indem wir die notwendigen Begierden befriedigen, die natürlichen wenigstens so weit, als es nicht schädlich ist, die schädlichen aber rücksichtslos unterdrücken.
EpikurNur in wenigem gerät dem Weisen der Zufall herein, das Größte und Wichtigste aber hat die Überlegung geordnet und tut es während der ganzen Zeit des Lebens und wird es tun.
EpikurTräume haben keine göttliche Natur und keine prophetische Kraft, sondern entstehen durch eindringliche Bilder.
EpikurDie Stimme des Fleisches spricht: Nicht hungern, nicht dürsten, nicht frieren. Wem das zuteil wird und wer darauf hoffen kann, der könnte sogar mit Zeus an Glückseligkeit wetteifern.
EpikurDie Tugenden wählt man wegen der Lust, nicht wegen ihrer selbst, sowie auch die Medizin wegen der Gesundheit.
EpikurDie Grenze der Steigerung der Lust bildet die Beseitigung alles Schmerzenden; wo aber die Lust wohnt, da weicht, solange sie da ist, Schmerz oder Betrübnis oder beides.
EpikurMan soll das, was man hat, nicht beeinträchtigen durch die Begierde nach ihm, was man nicht hat, sondern bedenken, daß auch dies zu dem Wünschenswerten gehörte.
EpikurBei den sonstigen Tätigkeiten stellt sich die Frucht kaum ein, wenn sie zu Ende geführt sind, bei der Philosophie aber ist die Freude die Begleiterin der Erkenntnis; der Genuß folgt nicht erst auf das Lernen, sondern das Lernen selbst ist Genuß.
EpikurVon den Begierden sind die einen natürliche und notwendige, die andern natürliche, aber nicht notwendige, die dritten weder natürliche noch notwendige, sondern auf Grund leeren Meinens entstehend.
EpikurSelbst die Entstehung gewisser körperlicher Schmerzen nützt, nämlich zur Vorsicht in ähnlichen Fällen.
EpikurWer behauptet, es geschehe alles nach Notwendigkeit, kann demjenigen keinen Vorwurf machen, der sagt, es geschehe nicht alles nach Notwendigkeit; denn er muß ja erklären, daß auch dies nach Notwendigkeit geschehe.
EpikurWenn wir also sagen, die Lust sei das Ziel, so meinen wir damit nicht die Lüste der Schlemmer noch diejenigen, die auf dem Genuß beruhen, wie manche Unwissende oder Gegner oder Böswillige meinen, sondern die Freiheit von körperlichem Schmerz und den Frieden der Seele.
Epikur