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Stirb oder lebe, aber tue das eine wie das andere nachdrücklich und halte dich nicht bei dem Nebensächlichen auf.
B. TravenLediglich dafür, das man tüchtig und schwer und gewissenhaft arbeitet, darf man keine Anerkennung und Belohnung von seinem Herren erwarten.
B. TravenGutes Essen vermag ein ödes Dasein mit heiteren Momenten zu verschönen, wie auch eine gute Köchin eine verfehlte Ehe erträglich gestalten kann.
B. TravenEs ruht in allen Menschen ein mehr oder weniger starke Furcht für Vergeltung für das, was sie tun oder bereits getan haben.
B. TravenIm Kriege ist der Mensch am tapfersten, der am wenigsten innerer Kultur beweist und dessen Geist die geringste Sensibilität aufweist.
B. TravenMan muss es sich leicht machen im Leben, und die arbeiten lassen, die keine Herren sind und nicht genügend Fett im Obergehäuse haben, um ernten zu können, ohne zu pflügen.
B. TravenSo tief kann kein Mensch sinken, als dass er nicht immer noch tiefer sinken könnte, so Schweres kann kein Mensch erdulden, als dass er nicht noch Schwereres ertragen könnte.
B. TravenIn keinen anderen Beruf vermag man Fehler, besondern aber den Mangel an Intelligenz mit so geringen Mitteln zu verschleiern. Die Brauchbarkeit eines guten Soldaten, wird überall danach bemessen, wie wenig er von seinem Hirn Gebrauch macht.
B. TravenImmer wer das Gewehr hat, der hat das Recht zu kommandieren, und immer der, der das Gewehr nicht hat, hat die Pflicht zu gehorchen.
B. TravenNiemand versteht es so gut, feine und allerfeinste Rangunterschiede zu machen, wie die Arbeiter.
B. TravenMitleid ist auch eine Verurteilung, wenn auch eine uneingestandene, wenn auch eine unbewusste.
B. TravenAlles was Einmischung in die Privatangelegenheiten angeht kommt aus Preußen oder Russland. Da sind die Leute am geduldigsten und lassen sich alles gefallen, und vor jedem blanken Knopf nehmen sie die Mütze ab.
B. TravenWenn der Gehorsam der Proletarier ins Wanken gerät, erzittern die Fundamente des Staates und die Rebellion kauert sich zum Sprung.
B. TravenEin sterbender Krieger, der gotteslästerlich flucht, ist des verstehenden Wohlgefallens eines großen Gottes sicherer, als der Mann, der nach dem Unterrock seiner Mutter winselt.
B. TravenDer Staat ist das Biest. Der Staat, der den Müttern die Söhne nimmt, um sie den Götzen vorzuwerfen.
B. TravenEr diente dem Vaterland, nicht dem Vaterland und dessen Bewohnern zuliebe, sondern um am Vaterland zu verdienen auf Kosten des Volkes. In dieser Weise lässt es sich angenehmer arbeiten und vor allen Dingen besser leben.
B. TravenLiebende sollten sich in vielen Dingen nicht verstehen, um immer wieder Neues, Unerwartetes und Fremdes im anderen zu finden. Das verhindert die Monotonie, die sich in einer gut geschlossenen Ehe einstellt, wo jeder des anderen sicher ist.
B. TravenSeit es Gesetze gibt, ist es immer die Auslegung und die Wirkung der Auslegung der Gesetze, die Unheil schafft.
B. TravenUngerechtigkeit und Unbarmherzigkeit sehen zu müssen, macht ebenso viele Revolutionäre wie Unzufriedenheit und Hunger.
B. TravenJeder Mensch sucht nach einer Rechtfertigung, um das Niederträchtige und Unsoziale, das er tut, vor sich zu begründen, um es dadurch weniger niederträchtig und unsozial erscheinen zu lassen.
B. TravenMan soll sich überhaupt im Leben nicht so sehr darum kümmern, worum gespielt wird, als vielmehr darum, dass es dabei ehrlich zugeht.
B. TravenAber der Mensch? Der Herr der Schöpfung? Er liebt es Sklave zu sein, er ist stolz, Soldat sein zu dürfen und niederkartätscht zu werden, er liebt es gepeitscht und gemartert zu werden. Warum? Weil er denken kann. Weil er Hoffnung denken kann.
B. TravenProletarier finden ein besonderes Vergnügen daran, sich gegenseitig die Köpfe zu zerhacken. Deshalb blieben die Köpfe ihrer Herren heil.
B. TravenJe dümmer jemand ist, je beschränkter und idiotischer, um so besser eignet er sich dafür ein Volk zu regieren - vorausgesetzt, man gibt ihm die Maschinengewehre und nimmt sie allen anderen weg.
B. TravenSobald die Leute nicht zur Polizei gehören und sobald sie nicht zur Polizei gerechnet werden möchten, fangen sie an, sehr liebe Geschöpfe zu werden, die ganz vernünftig denken und ganz normal fühlen können.
B. TravenNicht ist verbrieft und versiegelt hier auf Erden, was nicht jeden Tag neu verbrieft und versiegelt werden kann.
B. TravenEs ist immer nur das winzige menschliche Piepsken, das von einem Untergebenen und Wehrlosen die steifste Ehrbezeugung unerbittlich verlangt, weil es sich über seine wahre Würde nicht im klaren ist, weil es sowenig davon besitzt.
B. TravenDer Nachahmungstrieb des Menschen macht Helden und Sklaven. Was der andere kann, das kann ich auch.
B. TravenWie wenig muss man können, wie viel weniger wissen, um regieren zu können? Wie viele Trottel und Idioten haben Völker ein halbes Jahrhundert hindurch segensreich und friedlich regiert.
B. TravenDer Mensch könne nicht von öder Arbeit allein sein Glück erwarten, sondern er fühlt sich nur dann wohl, wenn er eine Gehilfin hat, die um ihn ist.
B. TravenWorte kann man kneten, darum werden Gesetze in Worten niedergeschrieben. Dem Hungernden ist das Kneten bei Todesstrafe verboten; bei etwa mildernden Umständen ist Freiheitsstrafe vorgesehen, um Gnade über zu können und die Menschlichkeit der Gesetze zu beweisen.
B. TravenWie oben in der Regierung nur Diktatoren waren, so waren auch unten in allen Ämtern welche.
B. Traven