seite 6
Es gibt Tage, da mache ich meinen Sprücheschrank zu. Die Küche muss ruhen. Viele Gedanken müssen auch erstmal in die Spülmaschine.
Elmar SchenkelAuf das Wissen kann es im Zeitalter der Information nicht mehr ankommen. Was gelernt werden muss, ist der Umgang mit unserem Nicht-Wissen.
Elmar SchenkelZwischen einem Gedanken und einem Traumbild steht oft nur eine dünne Wand, und manchmal weiß man nicht, auf wessen Seite man steht.
Elmar SchenkelUnd was haben wir auf dem Mond verloren? Vielleicht sind unsere Reisen zum Mond nichts anderes als ein Versuch, die Frage zu beantworten, was wir auf der Erde verloren haben.
Elmar SchenkelWie Buchstaben sind wir: ohne die anderen völlig sinnlos.
Elmar SchenkelNur der Zufall erzeugt das Persönliche.
Elmar SchenkelEine Gratwanderung zwischen Selbstverwirklichung und Selbstverwirkung.
Elmar SchenkelWas wäre aus dem Menschengeschlecht geworden, wenn es nie Missverständnisse gegeben hätte?
Elmar SchenkelKrankheit: Sprachverwirrung der Organe.
Elmar SchenkelIch vertiefte mich in Ciorans aphoristische Prosa, die sich unendlich zu wiederholen schien und doch immer wieder dem Nichts andere Lichter aufsetzte.
Elmar SchenkelDer Mensch ist das Tier, das mit zweierlei Maß misst.
Elmar SchenkelWenn man so sprechen könnte, dass jeder nächste Satz eine Überraschung wäre.
Elmar SchenkelEs ist gut, über die Flüsse zu reden. Besser ist es, zu ihnen zu sprechen. Doch das Beste ist, ein Fluss zu werden.
Elmar SchenkelÜberall fehlt das Gespräch.
Elmar SchenkelNachteil bei Demokratien: Mit ihren gewählten Herrschern kann man gleich die Wähler mithassen.
Elmar SchenkelEin feindfühliger Mensch.
Elmar SchenkelWie war der erste Donnerstag nach dem Big Bang nochmal?
Elmar SchenkelIch werde fotografiert und schon bin ich Teil der Zukunft eines anderen oder vieler anderer.
Elmar SchenkelKanzeln sehen oft aus wie aufgerissene Mäuler.
Elmar SchenkelDas alchemistische Labor dieser Tage ist der Computer, und sein Porzellan ist der Bildschirm. Auch er soll die Zeit, den Tod überwinden, doch wir verlieren alle Zeit dieser Welt an ihn.
Elmar SchenkelWie man sich rettet, so lügt man.
Elmar SchenkelGeistige Irrtümer sind wie Hühner, die auf Futter warten.
Elmar SchenkelDer Schmerz, der tat sie lenken.
Elmar SchenkelDialoge zwischen Brücke und Fluss, wünschenswert.
Elmar SchenkelLangsames Lesen: die Worte beim Wort nehmen, sie wiegen, den Stimmungen von Sätzen und Zeilen nachgehen, sie auf Assoziationen aller Art abklopfen, nach Echos suchen. Philologie wird damit zu einer Verweigerung von Hast.
Elmar SchenkelJe origineller man die Dinge sieht, desto seltener kommt Langeweile auf.
Elmar SchenkelErkennen, das sich nicht ändert, verliert stündlich an Realität.
Elmar SchenkelAlles verändert sich dauernd; fortwährend sind wir im Übergang zu etwas Anderem. Wir leben in einer Adapter-Kultur.
Elmar SchenkelEin Buch der abgebrochenen Träume, das ist die Geschichte der Menschheit. Sie tat alles im Schlaf und konnte nichts vollenden.
Elmar SchenkelKein Glück ohne Vergessen, sagen die einen. Die anderen sagen: Kein Glück ohne Erinnerung. Das Fazit: Kein Glück ohne Gegensatz.
Elmar SchenkelKunst erkennt man daran: sie verbraucht nicht, sie erzeugt Zeit.
Elmar SchenkelMonotonie der Biographien: der Anfang und das Ende - überall gleich.
Elmar SchenkelSo reden, dass man immer wieder sich selbst überrascht.
Elmar SchenkelWir stehen also mitten in einer Geschichte [der Science Fiction], deren Anfang wir suchen, solange noch kein Ende in Sicht ist.
Elmar SchenkelDer Mensch ist unberechenbar - Grundformel der sozialen Mathematik. Daran ist noch aller Plan zugrunde gegangen.
Elmar SchenkelKläranlage: Wo geklärt wird, stinkt es erst einmal.
Elmar SchenkelKomplimente wie Witze funktionieren nur, wenn sie eine Lücke mitbringen, an der der Angesprochene seinen Geist oder sein Wissen erweisen kann.
Elmar SchenkelEpigramme - Twittern für Adlige.
Elmar SchenkelEtwas sei anschlußfähig: das Denken im Steckdosenformat.
Elmar SchenkelErkenne dich selbst - das ist zu wenig. Erkenne auch die anderen.
Elmar SchenkelDie Weisheit ist die ältere Schwester der Dummheit, aber beide gehören zur selben Familie.
Elmar SchenkelDer Mond jedenfalls ist ein Siebenbürger.
Elmar SchenkelDer Preis unserer Menschwerdung: die Religion.
Elmar SchenkelGeschichtsschreibung: geheutetes Gestern.
Elmar SchenkelDer Name ist ein Intermezzo auf unserem Weg von der Namenlosigkeit in die Namenlosigkeit. Er bleibt eine Zeit lang sichtbar, wie die Kreise, die ein Stein im Wasser geworfen hat. Der Name ist ein Stein, der ins Wasser des Lebens geworfen wird.
Elmar SchenkelWer mit dem Anfang lebt, erreicht das Ende.
Elmar SchenkelAphorismen klingen wie Dekrete, es sind aber nur Tastversuche. Die Sprache zwingt dem Ausdruck einen Ton auf, den das Denken nicht hat.
Elmar SchenkelNachteil beim Zeichnen: du bist dem Gegenstand ausgeliefert, und er dir, zu einem einzigen Zeitpunkt. Das Schreiben aber kann Zeiten verschieben, dafür fehlt die Spontaneität. Eine verzögerte Auslieferung.
Elmar SchenkelFacebook: Die moderne Form des Poesiealbums, aber ohne Poesie.
Elmar SchenkelSchweigen der Weisen und das Schweigen der Narren ist leider kaum zu unterscheiden.
Elmar Schenkel