Zitate von Emanuel Wertheimer
page 13
Es gibt so viele Humoristen unter allen Ständen und Berufen und so wenige unter den Humoristen!
Wider die Eitelkeit helfen keine Grundsätze; der Weise, der gegen sie predigt, ist ihr nicht minder unterworfen als der Geck.
Keiner sucht Trost, daß er nicht immer gelebt hat – jeder, daß er nicht immer leben wird.
Die Sorgen kommen gerne nachts, wenn man allein ist und Zeit hat, sich ihnen ganz zu widmen.
Der originelle Denker löscht alles um sich aus, ehe er sein eignes Licht anzünden will.
Der Schlaue hat immer die Meinung, die zwischen zwei verschiedenen Meinungen liegt.
Die Zufriedenheit verlangt oft zu viel Phantasie: Es ist nicht leicht, aus leeren Gläsern zu trinken.
Nicht weil sie zu leise spricht, überhören wir die Natur, sondern weil unsere Vorurteile zu laut dazwischen schreien.
Während man im Überfluß schwelgt, sieht man andre darben; dabei besitzt man den Mut – nein die Gotteslästerung, fromm zu sein.
Am schnellsten verstehen sich zwei Egoisten; um einander zu täuschen, spielen sie gegenseitig die Aufopfernden.
Die Kirche wird immer ein Bedürfnis bleiben: man geht als Schuldner hinein und kommt als Gläubiger heraus.
Manches Talent geht verloren, weil es aus dem Staunen über sich nicht herauskommen kann.
Der Misanthrop haßt alle – bis auf einen, den er nicht kennt; der Philanthrop schließt von seiner Liebe nur jene aus, die er kennt.
Man könnte jedes Unglück ertragen, wäre man nicht dem Trost, dem Mitleid und den verspäteten Ratschlägen der Glücklichen ausgesetzt.
Alles lächelt, wo der Humor hinblickt; in allem ist Poesie, wenn nur der richtige Strahl darauf fällt.
Die Wissenschaft macht ungeheure Anleihen bei den Hypothesen; manche davon werden nach und nach getilgt, viele nach Jahrhunderten erst, die meisten nie.
Am zufriedensten sind die Menschen noch, wenn sie ein Unglück leichter trifft, als sie erwarteten.