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Das Publikum hat gewöhnlich gar keine Nachsicht, es verdammt die geringsten Fehler, heftet sein Urteil nur an das Gegenwärtige, ohne das Vergangene anzurechnen. Man muß jedoch das Publikum in dieser Art, verdienstvolle Männer zu verurteilen, nicht nachahmen.
Friedrich II. der GroßeAlle Menschen machen Fehler, folglich auch die Fürsten. Der wahre Weise, der Stoiker, und ein vollkommener Fürst haben niemals existiert und werden nie existieren.
Friedrich II. der GroßeWie schwer ist es, gegen sich selbst gerecht zu sein, und wie sehr muß man sich vor der Eitelkeit hüten, zu der wir einen so natürlichen Hang haben.
Friedrich II. der GroßeLiebe ist ein Magier, ein Zauberer, der wertlose Dinge in Freude verwandelt und aus gewöhnlichen Sterblichen wahre Könige und Königinnen macht.
Friedrich II. der GroßeEin Herrscher kann gar nicht genug Verachtung für die frivolen Streitigkeiten der Priester beweisen, und er kann nicht genug Aufmerksamkeit darauf verwenden, daß der Aberglaube und der religiöse Wahnsinn, den er in seinem Gefolge hat, sorgfältig vertilgt werden.
Friedrich II. der GroßeDer höchste Grad der Tugend liegt in einer gänzlichen Uneigennützigkeit, welche die Wirkung hat, daß man Ehre und Pflicht seinem eigenen Urteil, das allgemeine Beste seinem besonderen Nutzen, die Wohlfahrt des Vaterlandes seinem eigenen Leben vorzieht.
Friedrich II. der GroßeUnser Leben führt uns mit raschen Schritten von der Geburt bis zum Tode. In dieser kurzen Zeitspanne ist es die Bestimmung des Menschen, für das Wohl der Gemeinschaft, deren Mitglied er ist, zu arbeiten.
Friedrich II. der GroßeDie große Kunst besteht nur darin, die Steuern zu erheben, ohne die Staatsbürger zu bedrücken.
Friedrich II. der GroßeEine Hauptquelle des Elends ist, daß die Menschen nicht an ihrer rechten Stelle sind. Mancher Kaufmann wäre besser ein Pächter, mancher Staatsmann besser ein Stallmeister geworden.
Friedrich II. der GroßeAlles, was man in der Gegenwart tun kann, ist, wie ich glaube, den höchsten Punkt des mittleren Maßes zu erreichen. Die Grenzen unseres Jahrhunderts erstrecken sich nicht weiter.
Friedrich II. der GroßeDie Wahrheit hat weder Waffen nötig, um sich zu verteidigen, noch Gewalttätigkeit, um die Menschen zu zwingen, an sie zu glauben. Sie hat nur zu erscheinen, und sobald ihr Licht die Wolken, die sie verbergen, verscheucht hat, ist ihr Sieg gesichert.
Friedrich II. der GroßeIch bewahre mich aber, indem ich das Weltall als Ganzes betrachte, wie der sinnende Beschauer von einem fernen Planeten her, dann erscheinen mir alle Dinge unendlich klein, und ich bemitleide meine Feinde wegen ihrer großen Mühe um so Geringes.
Friedrich II. der GroßeMan muß für sein Vaterland kämpfen und fallen, wenn man es retten kann, und wenn nicht, ist's Schimpf, es zu überleben.
Friedrich II. der GroßeJe mehr man altert, desto mehr überzeugt man sich, daß seine heilige Majestät der Zufall gut Dreiviertel der Geschäfte dieses miserablen Universums besorgt.
Friedrich II. der GroßeSeit dem frommen Äneas, seit den Kreuzzügen des heiligen Ludwig finden wir in der Geschichte kein Beispiel eines religiösen Helden. Denn Mohammed war nicht fromm, sondern nur ein Betrüger, der sich der Religion bediente, um sein Reich und seine Herrschaft zu begründen.
Friedrich II. der GroßeDie Vertierung der menschlichen Gattung während so vieler Jahrhunderte hat den Fanatismus verlängert.
Friedrich II. der GroßeFast nie sind die Menschen in der Welt nach ihrer Wahl placirt; daher gibt es so viele schlechte Schuster, Priester, Minister und schlechte Fürsten.
Friedrich II. der GroßeAb sofort sollen absolut und ohne das geringste Raisonnieren* alle Leibeigenschaften gänzlich abgeschafft werden.
Friedrich II. der GroßeRechtlichkeit und Dankbarkeit sind unentbehrliche Tugenden, ohne welche die Menschen schlimmer als reißende Tiere sein würden.
Friedrich II. der GroßeDie nützlichen Tugenden der Bürger sind Menschlichkeit, Billigkeit, Tapferkeit, Wachsamkeit und Arbeitsliebe.
Friedrich II. der GroßeWas man in der Welt Ehre nennt, ist sicherlich Vorurteil; aber es hat sich eingebürgert, und in der Regel beurteilt man die Handlungen der Menschen danach.
Friedrich II. der GroßeDas kostbarste Gut, das den Händen der Fürsten anvertraut, ist das Leben ihrer Untertanen.
Friedrich II. der GroßeOb man traurig oder heiter gestimmt ist, die Dinge gehen ihren Gang, und ein Ereignis mag gut oder schlecht sein, man muß es hinnehmen und seinen Ärger hinunterschlucken, wenn einem das Glück zuwider ist.
Friedrich II. der GroßeWenn ich ein großes Problem habe, stelle ich mir die Erde von einem fernen Punkt im Weltall aus betrachtet vor: Wie klein ist sie doch, und wie klein ist mein Problem!
Friedrich II. der GroßeEs kommt nicht darauf an, dass ein Mensch den Faden seines trägen und unnützen Lebens ausspinnt bis zum Alter des Methusalem; sondern je mehr einer gedacht, je mehr schöne und nützliche Taten er vollbracht hat, desto mehr hat er gelebt.
Friedrich II. der GroßeEin ehrlicher Mensch zu sein: das ist die erste Eigenschaft, die die Gemüter vereinigt und ohne die kein vertrauter Umgang möglich ist.
Friedrich II. der GroßeDas Herz ist ein getreuer Spiegel, der uns genau nach dem Leben darstellt; wer sein Bildnis sehen will, der schaue hinein.
Friedrich II. der GroßeWenn man die Tugenden als ein Gut beachtet, das man uns nicht rauben kann, so verachtet man die nichtigen Pläne der Neider und die Verleumdungen.
Friedrich II. der GroßeEs bleibt der Ochs, der feste steht, Und nicht der Krebs, der rückwärts geht.
Friedrich II. der GroßeEs ist das Schicksal der Staaten, sich bald als Schauspieler, bald als Zuschauer auf der Weltbühne zu befinden.
Friedrich II. der GroßeVon allen Gefühlen, welche unsere Seelen tyrannisieren, gibt es kein verderblicheres für die, welche seinen Entschluß fühlen, kein der Menschlichkeit feindlicheres und für die Ruhe der Welt verhängnisvolleres, als ungezügelte Ehrsucht, ein übertriebenes Verlangen nach falschem Ruhm.
Friedrich II. der GroßeUnsern Dünkel müssen wir verlieren; wir sollen handeln, nicht philosophieren.
Friedrich II. der GroßeWie kommen wir Menschen dazu, große Pläne auszubrüten, die so viel Blut kosten? Wir wollen leben und leben lassen!
Friedrich II. der Große