Zitate von Friedrich Nietzsche
page 14
In der Reife des Lebens und des Verstandes überkommt den Menschen das Gefühl, daß sein Vater Unrecht hatte, ihn zu zeugen.
Kein Pfad mehr! Abgrund rings und Totenstille! So wolltest du’s! Vom Pfade wich dein Wille! Nun, Wandrer, gilt’s! Nun blicke kalt und klar! Verloren bist du, glaubst du – an Gefahr.
Man verdirbt einen Jüngling am sichersten, wenn man ihn verleitet, den Gleichdenkenden höher zu achten als den Andersdenkenden.
Die meisten Menschen spüren gelegentlich, dass sie in einem Netz von Illusionen hinleben. Wenige aber erkennen, wie weit diese Illusionen reichen. Von Illusionen sich nicht beherrschen lassen, ist ein unendlich naiver Glaube, aber es ist der intellektuelle Imperativ, das Gebot der Wissenschaft.
Wenn du nicht zuerst und unter allen Umständen Furcht einflößest, so wird dich niemand so ernst nehmen, um dich unendlich zu lieben.
Wer seinen Gegner töten will, mag erwägen, ob er ihn nicht gerade dadurch bei sich verewigt.
Über euch hinaus sollt ihr einst lieben! So lernt erst lieben! Und darum mußtet ihr den bitteren Kelch eurer Liebe trinken. Bitternis ist im Kelch auch der besten Liebe…
Der Krieg simplifiziert. Tragödie für Männer. Welches sind die Wirkungen auf die Kultur? Indirekte: er barbarisiert und macht dadurch natürlicher. Er ist ein Winterschlaf der Kultur.
Die Lehre von der Gleichheit!… Aber es gibt gar kein giftigeres Gift: denn sie scheint von der Gerechtigkeit selbst gepredigt, während sie das Ende der Gerechtigkeit ist…
Und tut dir ein Freund Übles, so sprich: Ich vergebe dir, was du mir tatest; daß du es aber dir tatest – wie könnte ich dir das vergeben!
Sie hat bewirkt, bis in unsere Zeit hinein, daß die Liebesgeschichte das einzig wirkliche Interesse wurde, das allen Kreisen gemein ist.
Du kannst dich für deinen Freund nicht schön genug putzen: denn du sollst ihm ein Pfeil und eine Sehnsucht nach dem Übermenschen sein.
Wenn man sein Herz hart bindet und gefangen legt, kann man seinem Geist viele Freiheiten geben: Ich sagte das schon einmal. Aber man glaubt mir’s nicht, gesetzt, dass man’s nicht schon weiß…
Der Aphorismus, die Sentenz, in denen ich als der Erste unter Deutschen Meister bin, sind die Formen der „Ewigkeit“; mein Ehrgeiz ist, in zehn Sätzen zu sagen, was jeder andre in einem Buche sagt, – was jeder andre in einem Buche nicht sagt…
Der Schmerz ist etwas anderes als die Lust – ich will sagen, er ist nicht deren Gegenteil.
Die Folgen unserer Handlungen fassen uns am Schopfe, sehr gleichgültig dagegen, daß wir uns inzwischen „gebessert“ haben.
Die starke Hoffnung ist ein viel größeres Stimulans des Lebens, als irgendein einzelnes wirklich eintretendes Glück.
Ein Bündnis ist fester, wenn die Verbündeten aneinander glauben als voneinander wissen: weshalb unter Verliebten das Bündnis fester vor der ehelichen Verbindung als nach derselben ist.
„Schöner Stil“ freilich ist nichts als ein neuer Käfig, ein vergoldetes Barbarentum.
Die geistigsten Menschen, vorausgesetzt, dass sie die mutigsten sind, erleben auch bei weitem die schmerzhaftesten Tragödien: aber eben deshalb ehren sie das Leben, weil es ihnen seine größte Gegnerschaft entgegenstellt.
Die meisten Menschen sind viel zu sehr mit sich beschäftigt, um boshaft zu sein.
Das Idealisieren besteht nicht, wie gemeinhin geglaubt wird, in einem Abziehen oder Abrechnen des Kleinen, des Nebensächlichen. Ein ungeheures Heraustreiben der Hauptzüge ist vielmehr das Entscheidende, sodass die andern darüber verschwinden.
Ich liebe die, welche nicht zu leben wissen, es sei denn als Untergehende, denn es sind die Hinübergehenden.
Die ewige Sanduhr des Daseins wird immer wieder umgedreht – und du mit ihr, Stäubchen vom Staube!
Das Ziel der Menschheit kann nicht am Ende liegen, sondern nur in ihren höchsten Exemplaren.
Meiner Weisheit A und O klang mir hier: was hört‘ ich doch! Jetzo klingt mir’s nicht mehr so, nur das ew’ge Ah! und Oh! meiner Jugend hör‘ ich noch.
Das Schicksal der Menschen ist auf glückliche Augenblicke, aber nicht auf glückliche Zeiten eingerichtet.
Niemand ist dafür verantwortlich, daß er überhaupt da ist, daß er so und so beschaffen ist, daß er unter diesen Umständen, in dieser Umgebung ist. Die Fatalität seines Wesens ist nicht herauszulösen aus der Fatalität alles dessen, was war und was sein wird.
Nur bis zu einem gewissen Grade macht der Besitz den Menschen unabhängiger, freier, eine Stufe weiter – und der Besitz wird zum Herren, der Besitzer zum Sklaven.
Unserem stärksten Triebe, dem Tyrannen in uns, unterwirft sich nicht nur unsere Vernunft, sondern auch unser Gewissen.
Also aber rate ich euch, meine Freunde: misstraut allen, in welchen der Trieb zu strafen mächtig ist!
Die erste Wirkung des Glückes ist das Gefühl der Macht: diese will sich äußern, sei es gegen uns selber oder gegen andere Menschen oder gegen Vorstellungen oder gegen eingebildete Wesen.