Zitate von Friedrich Nietzsche
page 23
Aber der Staat lügt in allen Zungen des Guten und Bösen; und was er auch redet, er lügt – und was er auch hat, gestohlen hat er’s. Ach, auch euch, ihr großen Seelen, raunt er seine düsteren Lügen!
Willst du mitgehn? oder vorangehn? oder für dich gehn?.. Man muß wissen, was man will und daß man will.
Man lispelt mit dem Mündchen, man knickst und geht hinaus, und mit dem neuen Sündchen löscht man das alte aus.
Man täuscht sich jedes Mal, wenn man einen „Fortschritt“ von einem Ideal erwartet: Der Sieg des Ideals war jedes Mal bisher eine retrograde Bewegung.
Das Beste an uns ist vielleicht aus Empfindungen früherer Zeiten vererbt, zu denen wir jetzt auf unmittelbarem Wege kaum mehr kommen können; die Sonne ist schon hinuntergegangen, aber der Himmel unseres Lebens glüht und leuchtet noch von ihr her, ob wir sie schon nicht mehr sehen.
Eine Periode, wo die alte Maskerade und Moral-Aufputzung der Affekte Widerwillen macht: die nackte Natur, wo die Macht-Quantitäten als entscheidend einfach zugestanden werden (als rangbestimmend ), wo der große Stil wieder auftritt, als Folge der großen Leidenschaft.
Hin zum Throne wollen sie alle: Ihr Wahnsinn ist es, – als ob das Glück auf dem Throne säße! Oft sitzt der Schlamm auf dem Thron – und oft auch der Thron auf dem Schlamme.
Der Mensch, der „sich mitteilt“, wird sich selber los; und wer „bekannt“ hat, vergißt.
Ich selbst bin immer noch Pole genug, um gegen Chopin den Rest der Musik hinzugeben.
… denn so steht es nun einmal mit den menschlichen Dingen: immer ist in ihnen die menschliche Gewalt und Schwäche mächtig gewesen.
„Richtet nicht!“ sagen sie, aber sie schicken alles in die Hölle, was ihnen im Wege steht.
Auch der Mutigste von uns hat nur selten den Mut zu dem, was er eigentlich weiß.
Die Liebe zu einem ist eine Barbarei: denn sie wird auf Unkosten aller übrigen ausgeübt. Auch die Liebe zu Gott.
Die Kunst als das Jubelfest des Willens ist die stärkste Verführerin zum Leben. Die Wissenschaft steht auch unter der Herrschaft des Triebes zum Leben: die Welt ist wert erkannt zu werden: der Triumph der Erkenntnis hält am Leben fest.
Ich kenne mancher Menschen Sinn und weiß nicht, was ich selber bin. Mein Auge ist mir viel zu nah.
Zu allem Handeln gehört Vergessen: wie zum Leben alles Organischen nicht nur Licht, sondern auch Dunkel gehört.
Wahrlich, wer wenig besitzt, wird um so weniger besessen: gelobt sei die kleine Armut!
Die demokratischen Einrichtungen sind Quarantäne-Anstalten gegen die alte Pest tyrannenhafter Gelüste: als solche sehr nützlich und sehr langweilig.
Die Schwachen und Missratenen sollen zu Grunde gehen: erster Satz unserer Menschenliebe. Und man soll ihnen noch dazu helfen.
Das Leben ist ein Born der Lust; aber wo das Gesindel mittrinkt, da sind alle Brunnen vergiftet.
Jedem das Seine geben: das wäre die Gerechtigkeit wollen und das Chaos erreichen.
Die Aufgabe der wahren Philosophen ist es, auf die Verbesserung der als veränderlich erkannten Seite der Welt loszugehen.
Das Wort Christentum ist schon ein Missverständnis – im Grunde gab es nur einen Christen, und der starb am Kreuz.
Die tiefsten Bücher werden wohl immer etwas von dem aphoristischen Charakter haben.
Die gewöhnlichste Form des Wissens ist die ohne Bewußtsein. Bewußtheit ist Wissen um ein Wissen.
Nicht die Stärke, sondern die Dauer der hohen Empfindung macht die hohen Menschen.
Wir müssen beständig unsre Gedanken aus unsrem Schmerz gebären und mütterlich ihnen alles mitgeben, was wir von Blut, Herz, Feuer, Lust, Leidenschaft, Qual, Gewissen, Schicksal, Verhängnis in uns haben.
Hast du eine große Freude an etwas gehabt, so nimm Abschied! Nie kommt es zum zweiten Male.
In der Welt taugen die besten Dinge noch nichts ohne einen, der sie zuerst ausführt.
Eure Liebe zum Weibe und des Weibes Liebe zum Manne: Ach, möchte sie doch Mitleiden sein mit leidenden und verhüllten Göttern! Aber zumeist erraten zwei Tiere einander.
Du willst nach deinen Absichten bemessen sein und nicht nach deinen Wirkungen? Aber woher hast du denn deine Absichten? Aus deinen Wirkungen!