Der langsame Blues ist eine Musik für das ganze Jahr. Er hat zwölf Takte, für jeden Monat einen.

Im Schatten der Zukunft werden wir blaß.

Im Weinberg des Textes sind Aphoristiker Mundräuber.

Nur die Durchhalteparolen überleben.

Wirklich Gläubige glauben nur, daß sie glauben. Atheisten glauben selbst das nicht.

Aufklärer wundern sich über die Dummheit der Menschen, ich mich nur über meine eigene.

Vertrauen ist leicht, Liebe ist schwerer.

Aus dem Jenseits ist noch niemand zurückgekommen – aus dem Nichts allerdings auch nicht.

Die Frage von Macht und Ohnmacht ist letztendlich eine von tun und lassen.

Als Dichter habe ich zwei Möglichkeiten, das Pathos oder den Kalauer.

Die in diesem Augenblick herrschende Entfernung zwischen Dir und mir entsteht durch Bewußtsein.

Ein gut geölter Beamtenapparat muß nur noch geschmiert werden.

Akademiker: Legale Besetzer leerer Gedankengebäude.

Im Free Jazz ertönt das Dogma der Freiheit.

Das Problem von Theorie und Praxis ist nur eines der Praxis.

Ihre Gedichte interpretierte sie als Liebeserklärung an die Sprache. Daß das eine Kriegserklärung an die Wahrheit war, entging ihr.

Wie groß ist eigentlich die Wahrscheinlichkeit, daß der entscheidende Gedanke für die Zukunft noch rechtzeitig aus einer der Myriaden Gehirnzellen auf dieser Welt befreit wird?

Das Böse ist banal, (Hannah Arendt) das Gute auch (Martin Walser). Wahrscheinlich ist das Denken der Banalität das Banalste.

Abstieg: Vom Atheismus als Läuterung (Simone Weil) zum Atheismus als Erläuterung.

Gutes Timing ist schwer – besonders schwer, den Augenblick zu treffen, in dem man die Schnauze halten muß.

Liebe, die durch den Magen geht, ist die einzige gesunde Diät, die alles rund macht.

Ein Charakter kann schön sein – aber niemals ästhetisch.

Die Gralshüter der „Westlichen Werte“ beschäftigen die meisten Gefängniswärter.

Wer in unserem „Rechtsstaat“ Karriere machen will, mußt als erstes seine Freunde verraten und gegen Rechtanwälte austauschen.

Seine Höhenangst bezog sich auf die eigene Größe.

Eines wissen Terroristen genau. Der wirksamste Sprengstoff ist Angst.

Diskursgesellschaft: Farblose Diskurse über Farbgebung, lebendige über Sterbehilfe, traurige über Komik, atheistische über Glauben, heiße über Kälte, arme über Reiche, kleine über Große…

Geschäft des Aphoristikers: Ein Bauchladen mit philosophischen Kurzwaren.

Das finstere Mittelalter: Die Hoffnungslosigkeit zum Beispiel war noch völlig unterentwickelt – wir sind da inzwischen viel weiter…

Träne: Ein heißer Tropfen auf dem kalten Stein.

Wir beten für das Verschwinden des Ungebetenen.

Wer die Wahrheit findet, hat sie nie gesucht.

Je aufgeschlossener man wird, je größer ist das Erschrecken darüber, was alles verschlossen bleibt.

Verschweige deine Angst und du bist ein Fall für den Psychiater, verschweige sie nicht und du bist einer für die Staatssicherheit.

Im täglichen Papierkrieg hast du kein Recht auf Kriegsdienstverweigerung!

Alles Reden ist drumherum…

In einer von Automaten beherrschten Welt geht es nur noch um ein Menschenrecht – „Das Menschenrecht auf Menschen!“

Altkluge Kinder werden erst im Alter kindisch.

Wirklich unfaßbar – die tägliche Angst.

Am Kalauer scheiden sich die Geister, selbst wenn sie nicht verheiratet sind.

Die Weltanschauungen, die Gnadenlosigkeit für den Seinsgrund des Übermenschen hielten, sind gnadenlos gescheitert.

Egoisten freuen sich nur ihres Lebens.

Die kürzeste Entfernung zwischen dir und deinem Feind ist die Visierlinie und nicht die Geschoßbahn.

In seiner verschämten Liebe genügte es ihm, für ihre Träne das Knopfloch zu sein.

Der Aphorismus erreicht die höchste Perfektion einer kurzen Halbwahrheit.

Ein Haustier macht manche erst menschlich.

Humor ist wie Sekt: halbtrocken, trocken, extra trocken, staubtrocken, herb, extra herb, naturherb – oder einfach nur ungenießbar…

Klartext: Durchsicht bis auf den Grund der Wörter.

Meide ein gelungenes Leben. Es stirbt vor dir.

Unsere Sprache bewältigt das moderne „Nein“ viel leichter als das antike „Ja“!