Jacob Burckhardt Zitate

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Die Freiheit, daß vom bevorstehenden Tod alter Leute offen gesprochen werden darf, hat ihren Grund darin, daß noch keine optimistische Heuchelei die Taxation des Lebens beherrscht.

Jacob Burckhardt

Die Geschichte ist aber etwas anderes als die Natur, ihr Schaffen und Entstehen- und Untergehenlassen ist ein anderes.

Jacob Burckhardt

Die Wohltat des Staates besteht darin, daß er der Hort des Rechtes ist.

Jacob Burckhardt

Aber so wenig als im Leben des Einzelnen ist es für das Leben der Menschheit wünschenswert, die Zukunft zu wissen.

Jacob Burckhardt

Bei allen Zerstörungen lässt sich aber immer eins behaupten: weil uns die Ökonomie der Weltgeschichte im großen dunkel bleibt, wissen wir nie, was geschehen sein würde, wenn etwas, und sei es das Schrecklichste, unterblieben wäre.

Jacob Burckhardt

Wenn die Geschichte uns irgendwie das große und schwere Rätsel des Lebens auch nur geringstenteils soll lösen helfen, so müssen wir wieder aus den Regionen des individuellen und zeitlichen Bangens zurück in eine Gegend, wo unser Blick nicht sofort egoistisch getrübt ist.

Jacob Burckhardt

Nach außen ist Napoleon Terrorist, aus der Schule von 1793/94. Und dabei ist er vielleicht der erste Feldherr aller Zeiten. Bei völliger moralischer Unbedenklichkeit verfügt er über höchste militärische Fähigkeit.

Jacob Burckhardt

Der Ruhm, welcher von denen flieht, die ihn suchen, folgt denen nach, welche sich nicht um ihn bemühen.

Jacob Burckhardt

Es hat auch der Verdienstvolle der Heimat mehr zu danken als diese ihm.

Jacob Burckhardt

Scheue Ehrfurcht ist der Niederschlag jedes ganz großen Ereignisses.

Jacob Burckhardt

Was sie [die alten Griechen] taten und litten, das taten und litten sie frei und anders als alle frühern Völker.

Jacob Burckhardt

Sprichwörtlich heißt es: Kein Mensch ist unersetzlich. Aber die wenigen, die es eben doch sind, sind groß.

Jacob Burckhardt

Wenn jemand den Leuten den Vorhang der Zukunft hätte lüften und zeigen können, wie man nach hundert Jahren das so kinderleicht Gewonnene noch einmal würde zahlen müssen!

Jacob Burckhardt

Die Religionen sind der Ausdruck des ewigen und unzerstörbaren metaphysischen Bedürfnisses der Menschennatur.

Jacob Burckhardt

Das Wahre und Gute ist mannigfach zeitlich gefärbt und bedingt; auch das Gewissen ist zeitlich bedingt; aber die Hingebung, zumal die mit Gefahren und Opfern verbundene, an das zeitlich bedingte Wahre und Gute ist etwas unbedingt Herrliches.

Jacob Burckhardt

Der Mensch ist nicht bloß, was er ist, sondern auch, was er sich zum Ideale gesetzt hat, und auch, wenn er jenem nicht völlig entspricht, wird durch das bloße Wollen auch ein Teil seines Wesens bestimmt.

Jacob Burckhardt

Glück ist ein entweihtes, durch gemeinen Gebrauch abgeschliffenes Wort.

Jacob Burckhardt

Das scheinbar kränkste Volk kann der Gesundheit nahe sein und einen mächtig entwickelten Todeskeim in sich bergen, den erst die Gefahr an den Tag bringt.

Jacob Burckhardt

Der Begriff der Gleichheit ist zweischneidig; sie schlägt um in die Abdikation des Individuums.

Jacob Burckhardt

Womit beginnt Größe? Mit Hingebung an eine Sache, welche es auch sei, mit gänzlichem Absterben der persönlichen Eitelkeit.

Jacob Burckhardt

Die unvermeidliche letzte Konsequenz jeder Demokratie, der Hader um den Besitz, führt zu einem wahren Höllenleben; immer wieder tritt der Kommunismus auf, und beide Parteien nehmen jede Allianz an, die zum Ziele führt, und erlauben sich alle Mittel.

Jacob Burckhardt

Der Kleinstaat ist vorhanden, damit ein Fleck auf der Welt sei, wo die größtmögliche Quote der Staatsangehörigen Bürger im vollen Sinne sind.

Jacob Burckhardt

Es gibt kein edleres Bildungsmittel als Unterredung mit einem Gleichgesinnten von ungleichen Ansichten.

Jacob Burckhardt

Größe ist, was wir nicht sind.

Jacob Burckhardt

Die Bewegung des Lebens geschieht nicht immer durch diametrale, große Gegensätze, sondern durch eine Zersetzung hindurch. Das Leben selber bleibt stets sichtbar.

Jacob Burckhardt

Unmöglich ist es zu vergleichen, welcher Prozeß der größere gewesen: die Entstehung des Staates oder die einer Religion.

Jacob Burckhardt

Die Poesie hat ihre Höhepunkte, wenn sie dem Menschen Geheimnisse offenbart, die in ihm liegen und von welchen er ohne sie nur ein dumpfes Gefühl hätte, wenn sie mit ihm eine wundervolle Sprache redet, wobei ihm zumute ist, als müßte dies einst in einem bessern Dasein die seinige gewesen sein.

Jacob Burckhardt

Auch auf das Schrecklichste, was geschehen, muss ja die Menschheit sich wieder einrichten, ihre noch heilen Kräfte herbeibringen und weiterbauen.

Jacob Burckhardt

Der Geist ist die Kraft, jedes Zeitliche ideal aufzufassen. Er ist idealer Art, die Dinge in ihrer äußeren Gestalt sind es nicht.

Jacob Burckhardt

Vom Matriarchat über das Patriarchat zum Sekretariat.

Jacob Burckhardt

Es ist schon in den alten Zeiten ein entsetzliches Bild, wenn man sich die Summe von Verzweiflung und Jammer vorstellt, welche das Zustandekommen z.B. der alten Weltmonarchien voraussetzte.

Jacob Burckhardt

Das Christentum hatte wohl sich als rettenden Fortschritt betrachtet, indes nur für die Seinen, und neben sich ein um so böseres Säkulum statuiert mit Einbedingungen der Flucht vor dieser Welt.

Jacob Burckhardt

Ewigung gegen Zeitung!

Jacob Burckhardt

Man ehrt allerdings Geist und Bildung. Nur ist leider die Literatur meist ebenfalls eine Industrie geworden. [...] Heute geht das wenigste noch aus innerer Nötigung hervor. Das weitmeiste hat seinen Daseinsgrund entweder im Honorar oder in der Hoffnung auf eine äußere Stellung.

Jacob Burckhardt

Nichts auf der Welt wird endgültig überwunden.

Jacob Burckhardt

Überhaupt geschehen alle geistigen Entwicklungen sprung- und stoßweise. Die Krisis ist als ein neuer Entwicklungsknoten zu betrachten.

Jacob Burckhardt

An der Spitze aller Kultur steht ein geistiges Wunder: die Sprachen...

Jacob Burckhardt

Ihre [der Kultur] äußerliche Gesamtform aber gegenüber von Staat und Religion ist die Gesellschaft im weitesten Sinne.

Jacob Burckhardt

Die dem Bösen aufs stärkste entgegenwirkende sittliche Kraft: Es ist die rätselhafte Mischung aus Gewissen und Selbstsucht, welche dem modernen Menschen noch übrig bleibt, auch wenn er alles Übrige, Glaube, Liebe und Hoffnung eingebüßt hat.

Jacob Burckhardt

Menschen, die man nicht ändern kann, muß man sich begnügen zu studieren.

Jacob Burckhardt

Die Künste sind ein Können, eine Macht und Schöpfung, ihre wichtigste zentrale Triebkraft, die Phantasie, hat zu jeder Zeit als etwas Göttliches gegolten.

Jacob Burckhardt

Die Menschen sind Menschen im Frieden wie im Kriege; das Elend des Irdischen hängt ihnen in beiden Zuständen gleich sehr an.

Jacob Burckhardt

Das wahrste Studium der vaterländischen Geschichte wird dasjenige sein, welches die Heimat in Parallele und Zusammenhang mit dem Weltgeschichtlichen und seinen Gesetzen betrachtet.

Jacob Burckhardt

Alles Geschehen hat eine geistige Seite, von welcher aus es an der Unvergänglichkeit teilnimmt.

Jacob Burckhardt

Aber zum Untergang ist die Menschheit noch nicht bestimmt, und die Natur schafft so gütig wie jemals.

Jacob Burckhardt

Wie große Wälder einmal und dann, wenn ausgerottet, nicht wieder wachsen, so besitzen oder erwerben Mensch und Volk gewisse Dinge in der Jugend oder nie.

Jacob Burckhardt

Wenn aber beim Elend noch ein Glück sein soll, so kann es nur ein geistiges sein, rückwärts gewandt zur Rettung der Bildung früherer Zeit, vorwärts gewandt zur heitern und unverdrossenen Vertretung des Geistes in einer Zeit die sonst gänzlich dem Stoff anheimfallen könnte.

Jacob Burckhardt

Die Geschichte liebt es bisweilen, sich auf einmal in einem Menschen zu verdichten, welchem hierauf die Welt gehorcht. Diese großen Individuen sind die Koinzidenz des Allgemeinen und des Besonderen, des Verharrenden und der Bewegung in Einer Persönlichkeit.

Jacob Burckhardt

So spricht der Charakter ganzer Nationen, Kulturen und Zeiten aus ihrem Gesamtbauwesen als der äußeren Hülle ihres Daseins.

Jacob Burckhardt

Das Allerseltenste aber ist bei weltgeschichtlichen Individuen die Seelengröße. Sie liegt im Verzichtenkönnen auf Vorteile zugunsten des Sittlichen, in der freiwilligen Beschränkung [...], während die politische Größe egoistisch sein muss und alle Vorteile ausbeuten will.

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