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Solang' ein Weib liebt, liebt es in einem fort - ein Mann hat dazwischen zu tun.
Jean PaulKatzen krümmen den Rücken nur, um sich zu verteidigen.
Jean PaulUns greift ein auf der Straße verwesetes Vogelgerippe an, aber keines, das auf unserm Teller liegt.
Jean PaulDie Rechtschaffenen überall machen sich mehr Feinde durch Sprechen, als die Schlimmen durch Handeln.
Jean PaulNur Reisen verwandelt das Spießbürgerliche und Kleinstädtische in unserer Brust in etwas Weltbürgerliches und Großstädtisches.
Jean PaulMit manchen Dingen muß man prahlen, um sich ihrer nicht zu schämen.
Jean PaulEine Frau oder Geliebte lernt man in einer Stunde mit einer dritten Person besser kennen als mit sich in zwanzig.
Jean PaulDie Leiden sind wie die Gewitterwolken; in der Ferne sehen sie schwarz aus, über uns kaum grau.
Jean PaulDer Mensch ist Auszug und Gipfelblüte des Tierreichs.
Jean PaulMan muß sich immer einen Rat geben lassen - wenn man ihn auch nicht befolgt, so benützt man ihn doch.
Jean PaulDurch Veränderungen formt sich ein starker Charakter, ein schwacher durch die Stabilität.
Jean PaulBücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne.
Jean PaulDümmer kann jeder werden, er mag noch so dumm sein.
Jean PaulDas Meer der Zeit ist nur eine Woge auf dem Meere der Ewigkeit.
Jean PaulAnfangs macht man das Buch nach sich, dann sich nach dem Buch.
Jean PaulIm Sommer ist man menschlicher, im Winter bürgerlicher.
Jean PaulWie Gustav die abwesende Beata liebte, errät jeder, der empfunden hat, wie die Liebe nie zärtlicher, nie uneigennütziger ist, als während der Abwesenheit des Gegenstandes.
Jean PaulEs wird einem Mann bei einer ganz vernünftigen Frau nie ganz wohl; sondern nur bei einer feinen, fantasierenden, heißen, launenhaften ist er erst zu Hause.
Jean PaulDie Tugend mancher Damen ist ein Donnerhaus, das der elektrische Funke der Liebe zerschlägt und das man wieder zusammenstellt für neue Versuche.
Jean PaulDer Pöbel achtet Pedanten.
Jean PaulEs gibt eine wichtige ungeheure Weltgeschichte, die der Sterbenden; aber auf der Erde werden uns ihre Blätter nicht aufgeschlagen.
Jean PaulWenn es glatteist, gehen die Menschen sehr Arm in Arm.
Jean PaulIn den Augen einer Frau ist ihr Lobredner anfangs ein recht gescheuter Mensch, endlich ein ganz hübscher Mensch.
Jean PaulMan darf immer Mißtrauen haben, nur keines zeigen.
Jean PaulDurch Tadel wird man öfter mehr vorsichtig und klug als besser.
Jean PaulDer Wein wirkt stärkend auf den Geisteszustand den er vorfindet; der Wein macht die Dummen dümmer und die Klugen klüger.
Jean PaulWir suchen der Nachwelt bekannt zu werden und grämen uns doch nicht, es der Vorwelt nicht zu sein.
Jean PaulDie Gewohnheit der Vollkommenheit des Freundes macht gegen ihn ungerecht. Man denke sich dieselbe an einem andern, wie würde man ihn lieben!
Jean PaulMan spricht und dichtet viel eher von der Leerheit und Nichtigkeit des Lebens, als man sie kennt; man spricht ungern oder nicht freudig davon, wenn man sie kennt.
Jean PaulVor und nach dem irdischen Leben gibt es kein irdisches, aber doch ein Leben.
Jean PaulDie toleranten Menschen haben nicht die meiste Liebe.
Jean PaulUnd dann veraltet der entblößte Mensch ohne sein zweites Herz - die Jahre setzen um sein bestes Herz.
Jean PaulNichts erkältet Liebe so leicht als Beschämung.
Jean PaulEine Handvoll Erde heilt den brennenden Schmerz vom Stich der Biene, und den brennendern des gebrochenen Herzens.
Jean PaulDas schönste Lob für eine Frau ist, wenn sie das einer anderen gegebene erfreut.
Jean PaulKeine Frau kann zu gleicher Zeit ihr Kind und die vier Weltteile lieben, aber der Mann kann es. Er liebt den Begriff, das Weib die Erscheinung, das Einzige.
Jean PaulEin Blatt schreiben regt den Bildungstrieb lebendiger auf als ein Buch lesen.
Jean PaulGehest du furchtsam und zart mit deinen Leiden um, so stechen sie heißer, wie Brennesseln, wenn man sie bloß leise berührt. Aber gleich ihnen verletzen sie wenig, wenn du sie herzhaft und derb handhabst.
Jean PaulWenn man über etwas spricht oder schreibt, sieht man, daß man mehr weiß, als man dachte.
Jean PaulDer elterliche Atem soll nur die Zweige zum Frucht-Stäuben bewegen, aber nicht den Stamm beugen und krümmen.
Jean PaulWer sich keine moralische Stärke zutrauet, büßet sie am Ende wirklich ein.
Jean PaulEbenso vermag reine Liebe nicht nur alles, sondern sie ist alles.
Jean PaulHeiraten in der Jugend heißt, sich im Sommer einen Ofen kaufen. Erst im Winter weiß man, ob er heizt oder raucht.
Jean PaulDie Republik zeugt und ermordet große Männer; die Monarchie tut das erstere nicht; jene lässet sie große Taten tun und belohnet mit Undank, diese verbeut große Taten.
Jean PaulDaß der Verstand erst mit den Jahren kommt, sieht man nicht eher ein, als bis der Verstand und die Jahre da sind.
Jean PaulEin verziehener Fehler bleibe ein vergessener! Aber in der Ehe stehen tausend begrabne Sünden, welche abgebüßt und abgeküßt worden, wieder lebendig auf.
Jean PaulMan vergleiche abends die eine Tagreihe, worin man das am Morgen gesäte Schmerz-Unkraut ausgerissen, mit einer anderen Tagreihe, worin man dasselbe gepflegt und begossen.
Jean PaulDie kleinen Gründe erschaffen den Entschluß nicht, sondern man waffnet sich mit ihnen nur gegen äußere Anfechtungen desselben.
Jean PaulVerächtlich ist eine Frau, die Langweile haben kann, wenn sie Kinder hat.
Jean PaulKlage nicht über die Flüchtigkeit der Freuden, da ihnen die Kunst ihre Ewigkeit lehrt.
Jean Paul