Jean Paul Zitate
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Der Mensch […] findet die stoischen Trostgründe gegen alle Schmerzen wahr und stark; nur gerade gegen den jetzigen nicht, und wenn er aus Stichwunden blutet, denkt er: Quetschwunden schließen sich leichter.
Jean PaulViele Tugenden des Alters sind nur Folgen gestillter Wünsche und verengter oder erweiterter Schranken.
Jean PaulGott müßt ihr im Herzen suchen und finden.
Jean PaulNur aber mit dem Erziehen säen wir auf einen reinen weichen Boden entweder Gift- oder Honigkelche; und wie die Götter zu den ersten Menschen, so steigen wir (physisch und geistig den Kindern Riesen) zu den Kleinen herab und ziehen sie groß oder – klein.
Jean PaulDer Wind ist nicht der Vater und Herr, sondern der Sohn und Diener des Wetters.
Jean PaulWie soll ohne die ideale Jugend-Glut das Leben reifen, oder der Wein ohne August?
Jean PaulMit Intoleranz muß der Jüngling anfangen, nicht enden, nicht umgekehrt.
Jean PaulDa die Gegenwart uns nie verläßt: bemerken wir gar nicht das schnelle raubende Vorbeigehen der Vergangenheit.
Jean PaulWarum lieben wir die Tugend an andern zehnmal mehr als an uns? Warum fühlen wir so viel Wärme gegen einen Aufopfernden und halten’s für Schuldigkeit bei uns? Einmal müssen wir uns irren.
Jean PaulHimmel! wie wohlfeil ist das Leben, wenn man nur froh sein, nicht es scheinen will!
Jean PaulVor dem Unendlichen ist eine Bitte um eine Welt und die um ein Stückchen Brot um nichts verschieden, als in der Eitelkeit der Beter.
Jean PaulWenn man beim Stiche der Biene oder des Schicksals nicht stille hält, so reißet der Stachel ab und bleibt zurück.
Jean PaulMan darf immer Mißtrauen haben, nur keines zeigen.
Jean PaulDie Verstellung hilft unter Leuten, denen wir ähnlich sind, nichts.
Jean PaulDer Wein wirkt stärkend auf den Geisteszustand den er vorfindet; der Wein macht die Dummen dümmer und die Klugen klüger.
Jean PaulDer größte Haß ist, wie die größte Tugend und die schlimmsten Hunde, still.
Jean PaulMan ist jung, solange man sich für das Schöne begeistern kann und nicht zuläßt, daß es vom Nützlichen erdrückt wird.
Jean PaulEr ging vor nichts Kleinem blind vorbei, worüber der Welt- und Geschäftmann verschmähend schreitet; so wie er wieder vor keinem Pomp des bürgerlichen Lebens stehen blieb.
Jean PaulDie Menschen schieben ihren letzten Willen gern so lange hinaus wie ihren bessern.
Jean PaulIn der schönsten Zeit des Vorjünglings wird dem Freunde alles, sogar das scheueste Lieben gestanden; nur höchstens… der Geliebten nicht.
Jean PaulDer Frühling des Lebens und das Gespinnst des Nachsommers weben uns das Winterkleid des Alters.
Jean PaulKein Autor sollte sich über etwas zu schreiben hinsetzen, dem es nicht unbeschreiblich ärgert, daß er keinen Folioband darüber schreiben kann. Wehe ihm, wenn er einen Gedanken sucht und nicht jede Minute 10 abweiset.
Jean PaulVerzweiflung ist der einzige echte Atheismus.
Jean PaulEin Blatt schreiben regt den Bildungstrieb lebendiger auf als ein Buch lesen.
Jean PaulSchwächlinge müssen lügen, sie mögen es hassen, wie sie wollen. Ein Droh-Blick treibt sie mitten ins Sündengarn.
Jean PaulMan muß in der Ehe, und wäre es nur, um kalt zu scheinen und zu bleiben, nie zwei Vorwürfe hintereinander machen, sondern stets nur einen.
Jean PaulEs ist nichts groß, was nicht auch gut ist.
Jean PaulIn feinen Gesellschaften wird nur der abwesende persifliert, in gemeinen spaßet man über den gegenwärtigen.
Jean PaulEine (Bitte) tun heißt in der Liebe mehr geben, als eine zu erhören.
Jean PaulDie Menschen widerlegen einander ewig nur die Irrtümer, die der andere nicht behauptet.
Jean PaulWäre nur die Sprache z.B. mehr von der hörbaren als der sichtbaren Welt entlehnt, so hätten wir eine ganz andere Philosophie und wahrscheinlich eine mehr dynamische als atomistische.
Jean PaulDie Kinder erraten die Eltern besser als diese jene.
Jean PaulEin Mann liebt Keusche und ist es selbst nicht; bei Weibern ist’s umgekehrt.
Jean PaulVor Gott bleibt doch keine Vernunft vernünftig, aber wohl ein redliches Gemüt.
Jean PaulGerechter Gott! Aus wie vielen Marterstunden der Tiere lötet der Mensch eine einzige Festminute für seine Zunge zusammen!
Jean PaulWarum soll ich den Körper nur schlimm auf mich wirken lassen und nicht ebensowohl vorteilhaft?
Jean PaulDer Schlaf hat eine Grazie zur Frau. Wie das Sterben, streicht der Schlaf die groben Züge der Leidenschaft mildernd aus.
Jean PaulAber woher kommt überhaupt dieser grammatische Selbstmord des Ich bloß den deutschen Scherzen, indes ihn weder die verwandten neuern Sprachen haben, noch die alten haben können? Wahrscheinlich daher, weil wir wie Perser und Türken viel zu höflich sind, um vor ansehnlichen Leuten ein Ich zu haben.
Jean PaulEine schöne Frau soll sich schön ankleiden, eine häßliche reich, so gefallen sie zwei Geschlechtern.
Jean PaulDas Lob, das man im Enthusiasmus einer Frau über eine Eigenschaft gibt, gefällt ihr wenig, wenn man diese für eine der Weiblichkeit, des Geschlechts, ausgibt.
Jean PaulDie schlimmsten Fehler werden gemacht in der Absicht, einen begangenen Fehler wieder gut zu machen.
Jean PaulDie Fremden hören in der Ehe wohl den Sturm, aber nicht die Windstille oder den Zephyr.
Jean PaulFreude macht aufrichtig.
Jean PaulDie Bewunderung nützt nicht sowohl dem Gegenstande als dem Subjekt am meisten; man freuet sich über die Größe des Menschen und daß man sie empfindet.
Jean PaulWie viel mehr hat das kleine friedliche Athen für die Welt getan als das würgende Riesen-Rom!
Jean PaulSie hatte ihren Willen gehabt, also war sie still in Worten und Werken.
Jean PaulIch habe nichts als mich von meinen Eltern geerbt.
Jean PaulDas Ziel muß man früher kennen, als die Bahn.
Jean PaulOhne den Kinderglauben gäbe es gar keine Erziehung.
Jean PaulDie Theologie gestattet der Vernunft nur Fastenspeisen.
Jean Paul