Zitate von Jean Paul
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Sie [die Musik] teilt Kindern nichts als Himmel aus; denn sie haben noch keinen verloren und setzen noch keine Erinnerungen als Dämpfer auf die hellen Töne.
Die Völker und die einzelnen Menschen sind nur am besten, wenn sie am frohesten sind, und sie verdienen den Himmel, wenn sie ihn genießen.
Eine Religion nach der anderen löscht aus, aber der religiöse Sinn, der sie alle schuf, kann der Menschheit nicht getötet werden.
In der Jugend will man sonderbarer erscheinen als man ist, im Alter weniger sonderbar als man ist.
Leben zündet sich nur an Leben an; mithin das Höchste im Kinde sich nur durch Beispiel, entweder gegenwärtiges, oder geschichtliches, oder (was beides vereint) durch Dichtkunst.
Bei den Ursachen unbekannter wichtiger Begebenheiten raten wir immer auf angenehme oder unangenehme, selten auf wahrscheinliche und natürliche.
Die Erinnerungen früherer Zeiten nehmen von Jahrzehnt zu Jahrzehnt eine andere Gestalt und Wirkung für uns an.
Berlin ist mehr ein Weltteil, als eine Stadt, wo sich aus der größeren Menge leichter eine gesellige Einsamkeit erwählen lässet, da fänden Sie Ihren ruhigsten Hafen in Deutschland.
Ich fürchte nicht mehr als die Schmeicheleien der Frau. Auch der Fuchs stutzt vor einem unerwarteten Leckerbissen und vermutet richtig – die versteckte Falle.
Nur bei den Tieren kann man sicher rechnen, dass sie desto besser gegen mich sind, je besser ich gegen sie bin, bei Menschen nicht, ja oft umgekehrt.
Habt ihr recht erzogen: so kennt ihr euer Kind. Nie, nie hat eines je seiner rein- und rechterziehenden Mutter vergessen.
Warum macht man mehrere Fehler sogleich hintereinander, wenn man einige macht? Weil man sie zu schnell und ärgerlich gutmachen will.
Der Gelehrte erwirbt sich mehr blindes Zutrauen als der Scharfsinnige, weil jenem nur der Gelehrtere, diesem jeder widersprechen kann.
Das Unmoralische, was man an sich am meisten tadelt, sieht die Welt gar nicht, oder es fällt ihr nicht auf; aber Handlungen, die man vor dem Gewissen auf Kosten des Verstandes verantwortet, trägt die Welt uns als unsittlich nach.
Jeder fromme Mensch ist ein Wort, ein Blick des All-Liebenden; denn die Liebe zu Gott ist das Göttliche, und ihn meint das Herz in jedem Herz.
Mensch! hinter dir findest du in deinem Leben lauter Vorsehung, warum nicht vor dir? Kann denn von deiner Vergangenheit die Zukunft abarten?
Man kann jemanden bis zum Überdruß widerlegen, ohne ihn zu überzeugen. Das Gefühl überlebt die Einsicht.
Menschen und Bücher müssen in mehr als eine Korrektur gelangen, um die Errata zu verlieren.
Ein Wirt „Zum Erbprinzen“ denkt nie, wenn er seinen Erbprinz sieht, daß er dessen Namen [führt] – so verschiedne Bedeutungen hat ein Wort.
Die Natur bestraft alles, an den Besten auch die kleinsten Fehler und gerade diese am härtesten.
Wenigstens trägt das schöne Geschlecht in die leeren Zellen seines Gehirns, zum Ersatz für den verlorenen Gedanken, den Honigsaft aus den neuesten Magazinen.
Das Dasein Gottes beweisen, so wie bezweifeln, heißt das Dasein des Daseins beweisen oder bezweifeln.
Die Weiber lieben einander nicht so sehr, weil sie sich nicht in den schönsten Augenblicken je sehen – des Gebets und der Liebe.
Verdienste reizen zu nichts als zur Haussuchung nach Sünden, und man erfüllt gerade das Gegenteil des preußischen Gesetzes, das bloß Unteroffiziere, welche Verdienstmedaillen haben, von der Fuchtel freispricht.
Wenn Seneca sagt, Gott könne nichts lieber sehen als einen tugendhaften Mann im Widerstande gegen das Unglück, so setzte ich hinzu: als einen im Genusse einer erlaubten Freude.
Das Peinlichste am körperlichen Schmerze ist das – Unkörperliche, nämlich unsere Ungeduld und unsere Täuschung, daß er immer währe.
Die Liebe ist nie zärtlicher, uneigennütziger, als während der Abwesenheit des Gegenstandes.
Die Kraftlosigkeit liebt Gesetzlosigkeit, denn nicht die Schwäche, nur die Kraft will immer dasselbe, und dasselbe heißt eben Gesetz.