Jean Paul Zitate
seite 26
Kennt ihr die Arznei des Beispiels, die Heilkraft der Bewunderung und der seelenstärkenden Achtung?
Jean PaulIn der Tat braucht der Mensch bei den besten Flügeln für den Äther doch auch ein Paar Stiefel für das Pflaster.
Jean PaulDas Leben fängt, wie das griechische Drama, mit Possen an.
Jean PaulWenn euch ein feiner Kopf etwas Alltägliches zu sagen scheint: so glaubt gewiß, daß ihr ihn nicht verstanden und daß er zu fein gewesen.
Jean PaulOhne Gott ist das Ich einsam durch die Ewigkeiten hindurch.
Jean PaulWeiber sind argwöhnischer als wir.
Jean PaulGerade der Freie sucht den Schein der Freiheit am wenigsten.
Jean PaulEin weiches Herz hängt, wie das weiche Obst, so tief herab, daß es jeder erreichen und verwunden kann; die harten Früchte hängen höher.
Jean PaulEin Wirt „Zum Erbprinzen“ denkt nie, wenn er seinen Erbprinz sieht, daß er dessen Namen [führt] – so verschiedne Bedeutungen hat ein Wort.
Jean PaulKlage nicht über die Flüchtigkeit der Freuden, da ihnen die Kunst ihre Ewigkeit lehrt.
Jean PaulWenigstens trägt das schöne Geschlecht in die leeren Zellen seines Gehirns, zum Ersatz für den verlorenen Gedanken, den Honigsaft aus den neuesten Magazinen.
Jean PaulO selig, selig ist der, dem Gott eine große Idee beschert, für die er allein lebt ud handelt, die er höher achtet, als seine Freuden, die immer jung und und wachsend ihm die Eintönigkeit des Lebens verbirgt.
Jean PaulGehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur.
Jean PaulJeder neue Erzieher wirkt weniger ein als der vorige, bis zuletzt […] ein Weltumsegler von allen Völkern zusammengenommen nicht so viele Bildung bekommt als von seiner Amme.
Jean PaulDie Macht der Frauen kann man unterschätzen, nie überschätzen.
Jean PaulDa die Männer viel origineller sind, was kein Mädchen errät: so sind oft diese in der Ehe unglücklich, weil sie es nicht voraussehen und fassen.
Jean PaulWer in einer Gesellschaft ein Bonmot erklärt, hat seine Feinheit nicht verstanden.
Jean PaulDer meiste Anteil der Menschen an der Menschheit ist der der Kaufleute am Krieg.
Jean PaulNur wer irgendein Ideal, das er ins Leben ziehen will, in seinem Inneren hegt und nährt, ist verwahrt gegen die Gifte und Schmerzen der Zeit.
Jean PaulEine gewisse Seelengröße macht zur Menschenkenntnis unfähig.
Jean PaulWas ist die Zeit? Es sendet sie der allmächtige Gott ja nicht vom Himmel, wie Schnee und Regen; Menschen machen sie; aus Thaten und Gedanken geht sie auf.
Jean PaulWartet nicht auf außergewöhnliche Umstände, um Gutes zu tun. Tut es unter normalen Umständen.
Jean PaulDas Einfältigste sagt man im Anfang in einer Gesellschaft, das Beste zuletzt.
Jean PaulNie ist die weibliche Stimme schöner als im Trösten.
Jean PaulKein großer Philologe hat ein poetisches oder philosophisches Meisterstück geschaffen; man ist nur froh, wenn er seine Sprache halb so gut schreibt, als er die fremde versteht.
Jean PaulIn der Ehe ist es schädlich, wenn man, wegen Zank, sich seine Liebe, die man doch hat, zu äußern schämt, wie gegen Eltern.
Jean PaulWie reißende Tiere leichter übermannt werden als Insektenschwärme, so ist der Sieg nicht über die seltenen und großen, sondern über die kleinlichen und täglichen Versuchungen besser und schwerer.
Jean PaulDie Menschen bewohnen und bewegen das große Tretrad des Schicksals und glauben darin, sie steigen, wenn sie gehen.
Jean PaulKeine Liebe ist süßer als die nach der Strenge; so wird aus der bittern Olive das milde, weiche Öl gedrückt.
Jean PaulManche können nur fremde Meinungen, nicht ihre eigenen berichtigen.
Jean PaulDie guten Weiber müssen immer die Himmelsleiter tragen und halten, auf der die Männer ins Himmelblau und in die Abendröte steigen.
Jean PaulDen Weg zum Himmel zu gehen haben die am wenigsten Zeit, die ihn reparieren, und wer die Laterne trägt, stolpert leichter, als wer ihr folgt.
Jean PaulWo ein Mensch ist, da fängt die Ewigkeit an.
Jean PaulEs gibt gewiß bloß darum vieler glücklichen Ehen mehr, weil der Mann nicht mit zu erziehen suchte.
Jean PaulNicht die wenigen Strahlen von Vergnügen, die in dieses Leben fallen, machen es uns so wert: sondern das unnennbar süße Gefühl, zu sein, das Leiden kaum stören, machts.
Jean PaulEine Handvoll Erde heilt den brennenden Schmerz vom Stich der Biene, und den brennendern des gebrochenen Herzens.
Jean PaulFreunde, habt nur vorzüglich wahres, herrliches Genie, dann werdet ihr euch wundern, wie weit ihrs treibt!
Jean PaulNichts führt von aller innerer Beschauung weiter ab und vom Blick gegen die verschleierte Welt als Ehrgeiz.
Jean PaulAlle Welt spricht und niemand kommt zu Wort.
Jean PaulGenuß der Ehre hindert den der Natur.
Jean PaulAuf der Erde hat man tausend feine unvergängliche reiche Freuden in der – Erinnerung: unsere Obstkammer ist ein pomologisches wächsernes Kabinett der Phantasie. Hingegen auf dem Fruchtteller des Glücks treff‘ ich selten weichere Obstarten an als Steinobst.
Jean PaulWo viel Ehrgefühl, da ist viel Ehrgeiz; aber gar nicht umgekehrt.
Jean PaulGefühle sind Sterne, die bloß bei hellem Himmel leuchten; aber die Vernunft ist die Magnetnadel, die das Schiff noch ferner führt, wenn jene auch verborgen sind und nicht mehr leuchten.
Jean PaulSelige Stunden, welche auf die Versöhnung der Menschen folgen! Die Liebe ist wieder schüchtern und jungfräulich, der Geliebte neu und verklärt, das Herz feiert seinen Mai und die Auferstandenen vom Schlachtfelde den vorigen, vergessenen Krieg nicht.
Jean PaulWas für die Zeit erzogen wird, das wird schlechter als die Zeit.
Jean PaulSetzet alle, die ihr eine Ernte wollt, eine Hoffnung nicht bloß voraus, sondern handelt nach ihr, so erfüllt sie sich eben.
Jean PaulEr kommt ganz außer sich. Dann kommt er ja an einen bessern Ort.
Jean PaulLiebe macht ohnehin, wie listig, so kühn gegen jeden, und nur gegen das Geliebte scheuer und einfacher.
Jean PaulWenn ich ein teures Wesen sehr zärtlich lieben und ihm alles vergeben will, so habe ich es nur einige Zeit schweigend anzusehen.
Jean PaulWarum werden die Fruchtspeicher der Menschheit, die Nachschöpferinnen Gottes, nicht höher gehalten und bekommen den Ährenkranz nur zu tragen, weil er stachlicht ist?
Jean Paul