Zitate von Johann Nestroy
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Bei der Lieb muß man die Augen niederschlagen, und da geschieht’s denn leicht, daß sie auf einen Gegenstand fallen, der unter einem ist.
Wenn der Zufall nicht wär‘, wie viel gelinget denn in der Welt? Der Zufall ist die Muttermilch, an der sich jeder Plan vollsaugen muß, wenn er zum kräftigen Erfolg heranreifen soll.
Warum sollte die Gegenwart dem ihre Blicke schenken, der immer mit der Zukunft kokettiert?
Schon daß man mein Gesuch um Zulag zwölf Jahr hat liegen lassen, schon das hat etwas zu bedeuten gehabt. Man hat nur die Gelegenheit abgewartet, rasche, energische Schritte zu tun.
Ich habe auch meine Stunden der Empörung, aber ich verstecke sie, weil ohnmächtige Empörung lächerlich ist. Da ich nicht stolz sein konnte, bin ich demütig geworden, um mir die Scham zu ersparen, niederträchtig zu werden.
Wenn ich nur die Dichter, die die Wiesen einen Blumenteppich, die den Rasen rasenderweise ein schwellendes grünes Sammetkissen nennen, wenn ich a die nur drei Stund‘ lang barfuß herumjagen könnt‘ in der so vielfältig und zugleich so einfältig angeverselten Landnatur, ich gebet was drum.
Still schleicht das Schicksal Herum auf dieser Welt, Der eine hat den Beutel, Der andre, der hat’s Geld.
Fehlerfreie Männer gibt’s nicht, also heißt’s entweder ledig bleiben oder einen nehmen mit die Fehler.
Man braucht ja nix als Liebe und alles mögliche andere, und die Erde ist ein Paradies.
Eben die Träume verraten mir’s, daß es auf die Neige geht, ich mein‘ die wachen Träume, die jeder Mensch hat. Bestehen diese Träume in Hoffnungen, so is man jung, bestehen sie in Erinnerungen, so is man alt.
Die Zukunft ist eine undankbare Person, die grad‘ nur die quält, die sich recht sorgsam um sie kümmern.
Das is eine grassierende Krankheit bei den Männern, daß so viele nicht so sind, wie s‘ sein sollen.
Dienstboten sind die Preßfreiheit der häuslichen Konstitution, die lebendigen Plakate unserer Geheimnisse, und die wohlhabende Welt muß leider von jeher mehr auf ihre Bequemlichkeit als auf ihren Ruf gehalten haben, sonst existiert die Mode, Dienstboten z‘ haben, schon lang nicht mehr.
Kleinigkeiten werden immer g’stohlen: Portemonnaies, Herzen, Silberlöffel, Couplets – es tut völlig wohl, wenn einmal etwas Großartiges passiert.
Die Linke soll nicht wissen, was die Rechte tut; es weiß aber auch die Rechte nicht, was die Linke tut, und das wird nämlich am sichersten dadurch erzweckt, wenn beide Teile gar nichts tun.
Die Welt soll mich für alles, meinetwegen auch für einen alten Sünder, nur nicht für einen alten Esel halten.
Kinderei! Wenn ich auch nichts von der Schriftstellerei weiß, von die Schriftsteller weiß ich desto mehr. Ich darf nur ihre Sachen göttlich finden, so sag’n sie gewiß: Ah, der Mann versteht’s – tiefe Einsicht – gründliche Bildung!“
Also hat sich der Fall schon wieder ereignet? Nein, was ’s Jahr Onkel und Tanten sterben müssen, bloß damit alles gut ausgeht -!
Ja, die reichen Leut‘ wissen nicht, in was für enorme Verlegenheit sie oft die Armen stürzen, bloß durch das, daß sie in ihrer glücklichen Gedankenlosigkeit Kleinigkeiten schuldig bleiben.
„Glänzende Partie“ heißt die Fee, die oft Wunder wirkt in jungfräulichen Herzen, und selbst die ordinäre Hex‘ „Reichliche Versorgung“ hat schon in zarten Wesen riesige Selbstverleugnung erzeugt.
Die Weiber sind doch etwas Prächtiges – wenn aber etwas Besseres erfunden wird, so nehme ich Aktien auf.
Die Anatomen schon lehren uns, daß das menschliche Herz Ohren hat, und zwar verhältnismäßig sehr große Ohren; dadurch allein schon ist jede Eselei, wo das Herz im Spiel ist, zur Vergebung qualifiziert.
Ich hab‘ feste Grundsätz‘, fest bleib ich dabei. Nur wenn ich ein Geld seh‘, da änder‘ ich’s glei.
Das Volk muß physisch am G’nack gepackt und moralisch mit der Nasen drauf g’stoßen werd’n.
Gedanken sind zollfei! – Ah, nein, es gibt Gedanken, für die man den Zoll mit der Herzensruhe bezahlt.
Man redet gegen die Lotterie, ohne zu bedenken, daß sie die einzige Spekulation der Armen ist. Die Lotterie verbieten heißt: dem das Reich der Träume verwehren, dem die Wirklichkeit ohnedies nichts geboten.
Selten gibt’s ein Glück, das nicht in Schaum zerfließt, wenn man es zu genau ergründet.
Kaum ist die Ernte einer Erfahrung glücklich eingebracht, so wird der Acker vom Schicksal neu umgepflügt.
Zarte Seelen werden von drei Räubern ihrer Freuden angefallen, vom Volk, vom Schicksal und vom eigenen Herzen.
Niemand macht eine reichere Undanksernte als der Arzt. Heilt er einen Patienten, so schiebt’s der Freigeist auf eine starke Natur, der Religiöse auf den Beistand des Himmels; stirbt ihm aber ein Patient, dann geben alle Parteien aber immer nur dem Doktor die Schuld.
Leih‘ i wem was, so stirbt’r oder kommt auf’n Hund. Hingeg’n meine Gläubiger bleib’n frisch und gesund.
Der erst ist ganz unglücklich, der die kahlen Wände seines Herzens nicht einmal mit Bildern der Erinnerung schmücken kann.