Johann Wolfgang von Goethe Zitate
seite 55

Man kann niemand lieben, als den, dessen Gegenwart man sicher ist, wenn man seiner bedarf.

Man fürchtet ein bekanntes oder unbekanntes mächtiges Wesen, der Starke sucht es zu bekämpfen, der Schwache zu vermeiden, beide wünschen es loszuwerden und fühlen sich glücklich, wenn sie es auf kurze Zeit beseitigt haben.

Ein jeder lernt nur, was er lernen kann; Doch der den Augenblick ergreift, Das ist der rechte Mann.

Mein ganzes inneres Wirken erwies sich als eine lebendige Heuristik, welche, eine unbekannte geahnte Regel anerkennend, solche in der Außenwelt zu finden und in die Außenwelt einzuführen trachtet.

Ein ruhiger Blick, eine stille Konsequenz, in jeder Jahreszeit, in jeder Stunde das ganz Gehörige zu tun, wird vielleicht von niemand mehr als vom Gärtner verlangt.

Die Deutschen, und sie nicht allein, besitzen die Gabe, die Wissenschaften unzugänglich zu machen.

Die Philosophie war also in der Aufklärung ein mehr oder weniger gesunder und geübter Menschenverstand, der es wagte, ins Allgemeine zu gehen und über innere und äußere Erfahrungen abzusprechen.

Die Natur. Sie ist listig, aber zu gutem Ziele, und am besten ist’s, ihre List nicht zu merken.

Es wird so entsetzlich viel gedruckt, daß man weder Vernünftiges noch Unvernünftiges hört, was man nicht soeben gelesen hätte.

Sollten nicht, sagte er manchmal im stillen zu sich selbst, uns in der Jugend wie im Schlafe, die Bilder zukünftiger Schicksale umschweben und unserm unbefangenen Auge ahnungsvoll sichtbar werden?

Denk‘ ich, so bin ich. Wohl! Doch wer wird immer auch denken? Oft schon war ich und hab‘ wirklich an gar nichts gedacht.

Wie gefühllose unvorsichtige Erben vor dem Abscheidenden die Anstalten, sich in Besitz zu setzen, nicht verbergen.

Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen, Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt.

Das Erlebte weiß jeder zu schätzen, am meisten der Denkende und Nachsinnende im Alter: er fühlt mit Zuversicht und Behaglichkeit, daß ihm das niemand rauben kann.

Welche Bequemlichkeit, welche Leichtigkeit gibt ein angeborenes Vermögen! Und wie sicher blüht ein Handel, der auf ein gutes Kapital gegründet ist, so dass nicht jeder misslungene Versuch sogleich in Untätigkeit versetzt!

Ängstlich ist es, immer zu suchen, aber viel ängstlicher, gefunden zu haben und verlassen zu müssen.

Wirken wir fort, bis wir, vom Weltgeist berufen in den Äther zurückkehren! Möge dann der ewig Lebendige uns neue Tätigkeiten – denen analog, in welchen wir uns schon erprobt – nicht versagen!

Was bleibt mir nun als eingehüllt von holder Lebenskraft, erfüllt in stiller Gegenwart, die Zukunft zu erhoffen?

Knaben liebt ich wohl auch, doch lieber sind mir die Mädchen, Hab ich als Mädchen sie satt, dient sie als Knabe mir noch.

Alles entsteht und vergeht nach Gesetz; doch über des Menschen Leben, dem köstlichen, herrschet ein schwankendes Los.

Wein, er kann dir nicht behagen, Dir hat ihn kein Arzt erlaubt, Wenig nur verdirbt den Magen Und zu viel erhitzt das Haupt.

Könnt ich doch ausgefüllt einmal Von dir, o Ewiger, werden, Ach, diese lange, tiefe Qual, Wie dauert sie auf Erden!

Das mag denn alles gelten wie die Bemühungen der Astronomen, deren Beobachten und Rechnen wir nicht schelten wollen, da sie uns denn doch zuletzt den Begriff des Unbegreiflichen etwas näher bringen.

Die Bibel ist so voller Gehalt, daß sie mehr als jedes andre Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge darbietet.

Nichts Besseres weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen, Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei, Wenn hinten, weit, in der Türkei, Die Völker aufeinander schlagen.

Ich neide nichts, ich laß es gehn Und kann mich immer manchem gleich erhalten; Zahnreihen aber, junge, neidlos anzusehn, Das ist die größte Prüfung mein, des Alten.

Alles ist einem ewigen Wechsel unterworfen, und da gewisse Dinge nicht nebeneinander bestehen können, verdrängen sie einander. So geht es mit Kenntnissen, mit Anleitungen zu gewissen Übungen, mit Vorstellungsarten und Maximen.