Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Darum sind die Oblaten so zart im katholischen Welschland; denn aus demselbigen Teig weihet der Priester dem Gott.
Denn der Tod ist Gebot, das versteht sich nun einmal dorthin! – Ich muß! Ich muß! Gönnt mir den Flug!
Bin ich der Flüchtling nicht? Der unbehauste? Der Unmensch ohne Zweck und Ruh; der wie ein Wassersturz von Fels zu Felsen brauste, begierig wütend, nach dem Abgrund zu?
Ist das ganze Dasein ein ewiges Trennen und Verbinden, so folgt auch, daß die Menschen im Betrachten des ungeheuren Zustandes auch bald trennen, bald verbinden werden.
Ach, daß die Einfalt, daß die Unschuld nie sich selbst und ihren heil’gen Wert erkennt!
Denn indem wir die Irrtümer unserer Vorfahren einsehen lernen, so hat die Zeit schon wieder neue Irrtümer erzeugt, die uns unbemerkt umstricken.
Es ist eine traurige Sache, dass ein reiner Kultus jeder Art, sobald er an Orte beschränkt und durch die Zeit bedingt ist, eine gewisse Heuchelei niemals ganz ablehnen kann.
Für einen Autor ist es eine tröstliche Aussicht, daß alle Tage neue künftige Leser geboren werden.
Er ist ein Mann, dem man es nie recht machen kann, weil er mit sich selbst nicht zufrieden ist.
Die Jurisprudenz fängt an, mir sehr zu gefallen. So ist’s doch mit allem, wie mit dem Merseburger Biere; das erste Mal schaudert man, und hat man’s eine Woche getrunken, so kann man’s nicht mehr lassen.
Ich hab als Gottes Spürhund frei Mein Schelmenleben stets getrieben; Die Gottesspur ist nun vorbei, Und nur der Hund ist übrigblieben.
Bei jedem redlichen, ernstlichen Handeln, wenn auch anfangs Zweck und Beruf zweifelhaft scheinen sollten, finden sich beide zuletzt klar und erfüllt.
Grenzenlose Lebenspein, Fast, fast erdrückt sie mich! Das wollen alle Herren sein, Und keiner ist Herr von sich.
Denn hat, wie in der Liebe geschieht, ein Mann sein Inneres aufgeschlossen und sich hingegeben, so ist das ein Geschenk, das er nicht zurücknehmen kann, und es würde unmöglich sein, ein ehemals geliebtes Wesen zu beschädigen oder ungeschützt zu lassen.
Wir können bei der Betrachtung des Weltgebäudes, in seiner weitesten Ausdehnung, uns der Vorstellung nicht erwehren, daß dem Ganzen eine Idee zum Grunde liege, wonach Gott in der Natur, die Natur in Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit, schaffen und wirken möge.
Wer kann was Dummes, wer was Kluges denken, Das nicht die Vorwelt schon gedacht?
Sturz von Kaiserreichen und Throne rühren mich nicht sehr an; ein Verbrannter Bauernhof – das ist eine wirkliche Tragödie.
Dass der Mensch sich selbst für das Beste halten darf, was Gott und Natur hervorgebracht haben.
Wenn das, was der Mensch besitzt, von großem Wert ist, so muß man demjenigen, was er tut und leistet, noch einen größeren zuschreiben.
Wie selten ist der Mensch mit dem Zustande zufrieden, in dem er sich befindet! Er wünscht sich immer den seines Nächsten, aus welchem sich dieser gleichfalls heraussehnt.
Das eigentlich wahrhaft Gute, was wir tun, geschieht größtenteils clam, vi et precario (heimlich, mit Gewalt und auf Bitten).
Den deutschen Mannen gereicht’s zum Ruhm, Dass sie gehasst das Christentum, Bis Herrn Carolus leidigem Degen Die edlen Sachsen unterlegen.
Nur eine papierne Scheidewand trennt uns öfters von unseren wichtigsten Zielen, wir dürfen sie keck einstoßen und es wäre getan.
Die geringste Verlegenheit, die aus einem leichten Irrtum, der unerwartet und schadlos gelöst werden kann, entspringt, gibt die Anlage zu lächerlichen Situationen. Die höchste Verlegenheit hingegen, unauflöslich oder unaufgelöst, bringt uns die tragischen Momente dar.
Den rechten Weg wirst nie vermissen, handle nur nach Gefühl und Gewissen.
Es gibt Menschen, die ihr Gleiches lieben und aufsuchen, und wieder solche, die ihr Gegenteil lieben und diesem nachgehn.
Aber das Unreife ist für das Gespräch und nicht für den Briefwechsel, die Rede löst so leicht jeden Irrtum auf, der durch die Schrift gleichsam erst recht konsolidiert wird.
Gebraucht der Zeit, sie geht so schnell von hinnen, Doch Ordnung lehrt Euch Zeit gewinnen.
Wer auf die Welt kommt, baut ein neues Haus. Er geht und läßt es einem zweiten; der wird sich’s anders zubereiten, und niemand baut es aus.
Jeder, der in sich fühlt, daß er etwas Gutes wirken kann, muß ein Plaggeist sein… Er muß sein, was Homer an den Helden preist, er muß sein wie ein Fliege, die, verscheucht, den Menschen immer wieder von einer anderen Seite anfällt.
Die Natur. Sie freut sich an der Illusion. Wer diese in sich und anderen zerstört, den straft sie als der strengste Tyrann. Wer ihr zutraulich folgt, den drückt sie wie ein Kind an ihr Herz.
Majestät ist das Vermögen, ohne Rücksicht auf Belohnung oder Bestrafung recht oder unrecht zu handeln.