Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Es gibt auch Afterkünstler, Dilettanten und Spekulanten; jene beiden treiben die Kunst um des Vergnügens, diese um des Nutzens willen.

Man frage nicht, ob man durchaus übereinstimmt, sondern ob man in einem Sinne verfährt.

Tages Arbeit, abends Gäste. Saure Wochen, frohe Feste sei dein künftig Zauberwort.

Das Genie mit Großsinn sucht seinem Jahrhundert vorzueilen; das Talent aus Eigensinn möchte es oft zurückhalten.

Das glänzende Elend, die Langeweile unter dem garstigen Volke, das sich hier neben einander sieht! Die Rangsucht unter ihnen, wie sie nur wachen und aufpassen, einander ein Schrittchen abzugewinnen; die elendesten, erbärmlichsten Leidenschaften, ganz ohne Röckchen.

Wofür ich Allah höchlich danke? Daß er Leiden und Wissen getrennt. Verzweifeln müßte jeder Kranke, das Übel kennend wie der Arzt es kennt.

Der Rhythmus hat etwas Zauberisches, sogar macht er uns glauben, das Erhabene gehöre uns an.

Heute geh ich, komm ich wieder, singen wir ganz andre Lieder. Wo so viel sich hoffen läßt, ist der Abschied ja ein Fest.

Die Gestalt des Menschen ist der beste Text zu allem, was sich über ihn empfinden und sagen lässt.

Wie haben sich die Deutschen nicht gebärdet, um dasjenige abzuwehren, was ich allenfalls getan und geleistet habe, und tun sie’s noch? Hätten sie alles gelten lassen und wären weitergegangen, hätten sie mit meinem Erwerb gewuchert so wären sie weiter, wie sie sind.

Wie viel Nebel sind von meinen Augen gefallen, und doch bist du nicht aus meinem Herzen gewichen, alles belebende Liebe! Die du mit der Wahrheit wohnst, ob sie gleich sagen, du seist lichtscheu und entfliehend im Nebel.

Die sogenannte romantische Poesie zieht besonders unsere jungen Leute an, weil sie der Willkür, der Sinnlichkeit, dem Hange nach Ungebundenheit, kurz der Neigung der Jugend schmeichelt.

Genieße mäßig Füll‘ und Segen, Vernunft sei überall zugegen, wo Leben sich des Lebens freut. Dann ist Vergangenheit beständig, das Künftige voraus lebendig, der Augenblick ist Ewigkeit.

Nun streitet sich das Publikum seit zwanzig Jahren, wer größer sei: Schiller oder ich, und sie sollten sich freuen, daß überall ein paar Kerle da sind, worüber sie streiten können.

Nur solchen Menschen die nichts hervorzubringen wissen, denen ist nichts da.

Im Durchschnitt bestimmt die Erkenntnis des Menschen, von welcher Art sie auch sei, sein Tun und Lassen; deswegen auch nichts schrecklicher ist, als die Unwissenheit handeln zu sehen.

Der Mensch wirkt alles, was er vermag, auf den Menschen durch seine Persönlichkeit. Die Jugend am stärksten durch die Jugend, und hier entspringen auch die reinsten Wirkungen.

Er pflegte gern zu behaupten, daß sowohl bei der Erziehung der Kinder als bei der Leitung der Völker nichts ungeschickter und barbarischer sei als Verbote, als verbietende Gesetze und Anordnungen.

Vollkommenheit ist die Norm des Himmels, Vollkommenes wollen die Norm des Menschen.

Und hinter ihm, im wesenlosen Scheine, Lag, was uns alle bändigt, das Gemeine.

Denn wenn wir uns selbst fragen und andere beobachten, so finden wir, dass wir selten durch uns selbst bewogen werden, diesem oder jenem Wunsche zu entsagen, meist sind es die äußeren Umstände, die uns dazu nötigen.

Väterlicher Milde bleibt nichts übrig, als die Fehler der Kinder, wenn sie traurige Folgen haben, zu bedauern und wo möglich herzustellen, gehen sie lässlicher, als zu hoffen war, vorüber, sie zu verzeihen und zu vergessen.

Die Tage und Jahre fliehen mit einer so reißenden Lebhaftigkeit, dass man sich kaum besinnen kann, und bergab scheint es noch immer schneller zu gehen.

Die kleinen Gefälligkeiten der Freundschaft sind tausendmal werter als jene blendenden Geschenke, wodurch uns die Eitelkeit des Gebers erniedrigt.

Wenn du mir nichts freundliches zu sagen hast, so antworte mir gar nicht.

Nur heute, heute nur laß dich nicht fangen, So bist du hundertmal entgangen.

Mußt nicht widerstehn dem Schicksal, aber mußt es auch nicht flieh’n! wirst du ihm entgegengehen, wird’s dich freundlich nach sich zieh’n.

Das Bild der Geliebten kann nicht alt werden, denn jeder Moment ist seine Geburtsstunde.

Eine Reise gleicht einem Spiel. Es ist immer etwas Gewinn und Verlust dabei – meist von der unerwarteten Seite.

Leben muß man und lieben, es endet Leben und Liebe, Schnittest du, Parze, doch nur die Fäden zugleich.

Wer gegen sich selbst und andere wahr ist und bleibt, besitzt die schönste Eigenschaft der größten Talente.

Die ihrem Mann allein gewährt vergnügte Stunden – ich gehe noch herum, ich hab‘ sie nicht gefunden!

Weit besser ist’s, sie einzuengen, daß man sie wie Kinder halten, wie Kinder zu ihrem Besten leiten kann. Glaube nur, ein Volk wird nicht alt, nicht klug, ein Volk bleibt immer kindisch.

Früher wurde im betrunkenen Zustand beraten und im nüchternen beschlossen – heute ist es umgekehrt.

Wenn mit jugendlichen Scharen wir beblümte Wege gehn, ist die Welt doch gar nicht schön. Aber wenn bei hohen Jahren sich ein Edler uns gesellt, o, wie herrlich ist die Welt!

Alles Schöne der Alten ist bloß charakteristisch, und bloß aus dieser Eigentümlichkeit entsteht die Schönheit.

So ein verliebter Tor verpufft dir Sonne, Mond und tausend Sterne, dem Liebchen zum Vergnügen in die Luft.

Es ist eine traurige Sache, dass ein reiner Kultus jeder Art, sobald er an Orte beschränkt und durch die Zeit bedingt ist, eine gewisse Heuchelei niemals ganz ablehnen kann.

Gewisse Mängel sind nothwendig zum Dasein des Einzelnen. Es würde uns unangenehm sein, wenn alte Freunde gewisse Eigenheiten ablegten.

Wir müssen alle teilhaftig werden und lernen sowohl von denen, die uns vorangegangen sind oder von denen, die mit uns leben. Auch das größte Genie würde keine Fortschritte machen, wenn es nur aus seiner inneren Welt schöpfen will.