Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Was ist der Akademiker anders als ein eingelerntes und angeeignetes Glied einer großen Vereinigung? Hinge er mit dieser nicht zusammen, so wäre er nichts.
Was aber den wahren Erfolg betrifft, gegen den bin ich nicht im mindesten gleichgültig; vielmehr ist der Glaube an denselben immer mein Leitstern bei allen meinen Arbeiten.
Geschichte schreiben ist immer eine bedenkliche Sache. Denn bei dem redlichen Vorsatz kommt man in die Gefahr, unredlich zu sein, ja, wer eine solche Darstellung unternimmt, erklärt im voraus, daß er manches ins Licht, manches in den Schatten rücken wird.
Ich habe mir angewöhnt, bei meinen Handlungen meinem Herzen zu folgen und weder an Mißbilligungen noch an Folgen zu denken.
Wenn man nicht unbedingt lieben darf, sieht es mit der Liebe schon mißlich aus.
Das einfache Schöne soll der Kenner schätzen, Verziertes aber spricht der Menge zu.
Wer bescheiden ist, muß dulden, Und wer frech ist, der muß leiden; Also wirst du gleich verschulden, Ob du frech seist, ob bescheiden.
Glaube, Liebe, Hoffnung fühlten einst in ruhiger, geselliger Stunde einen plastischen Trieb in ihrer Natur: sie befleißigten sich zusammen und schufen ein liebliches Gebilde, eine Pandora in höherem Sinne, die Geduld.
Entschuldigen Sie, dass der Brief so lang geworden ist, ich hatte keine Zeit für einen kürzeren.
Berlin. Es lebt dort ein so verwegener Menschenschlag beisammen, daß man mit der Delikatesse nicht weit reicht, sondern daß man Haare auf den Zähnen haben und mitunter etwas grob sein muß, um sich über Wasser zu halten.
In den Wissenschaften ist viel Gewisses, sobald man sich von den Ausnahmen nicht irre machen läßt und die Probleme zu ehren weiß.
Es ist in manchen Fällen notwendig und freundlich, lieber nichts zu schreiben als nicht zu schreiben.
Aber eben deshalb, dünkt mich, macht die Exposition dem Dramatiker viel zu schaffen, weil man von ihm ein ewiges Fortschreiten fordert.
Der beste Kopf ist, auch mit dem besten Willen, in großer Beschränktheit befangen, und wer hat nicht mehr als einmal im Leben sich selbst die angebotene Aufklärung verkümmert?
Es gibt keinen größeren Trost für die Mittelmäßigkeit, als daß das Genie nicht unsterblich sei.
Das Dämonische ist dasjenige, was durch Verstand und Vernunft nicht aufzulösen ist. In meiner Natur liegt es nicht, aber ich bin ihm unterworfen.
Die Allegorie verwandelt die Erscheinung in einen Begriff, den Begriff in ein Bild, doch so, daß der Begriff im Bilde immer noch begrenzt und vollständig zu halten und zu haben und an demselben auszusprechen sei.
Beim Zerstören gelten alle falschen Argumente, beim Aufbauen keineswegs. Was nicht wahr ist, baut nicht.
Wonach soll man am Ende trachten? Die Welt zu kennen und sie nicht verachten.
Freudvoll Und leidvoll, Gedankenvoll sein; Langen Und bangen In schwebender Pein, Himmelhoch jauchzend, Zum Tode betrübt, Glücklich allein Ist die Seele, die liebt.
Die Menschen kennen einander nicht leicht, selbst mit dem besten Willen und Vorsatz; nun tritt noch der böse Wille hinzu, der alles entstellt.
Das Jahrhundert ist vorgerückt; jeder einzelne aber fängt doch von vorne an.
Was die Verhältnisse mit Fürsten teuer und wert mache, sei das Beständige und Beharrliche darin.
Mit seltsamen Gebärden Gibt man sich viele Pein; Kein Mensch will etwas werden, Ein jeder will schon etwas sein.
Das „Unser Vater“, ist ein schönes Gebet, Es dient und hilft in allen Nöten; Wenn einer auch „Vater Unser“ fleht, In Gottes Namen, laßt ihn beten!
Wer wird die Klugheit tadeln? Jeder Schritt Des Lebens zeigt, wie sehr sie nötig sei; Doch schöner ist’s, wenn uns die Seele sagt, Wo wir der feinen Vorsicht nicht bedürfen.
Das, was mir wichtig scheint, hältst du für Kleinigkeiten. Das, was mich ärgert, hat bei dir nichts zu bedeuten.
Die besten Freuden der Welt sind nicht ganz rein; die höchste Wonne wird auch durch unsere Leidenschaften, durch das Schicksal unterbrochen.
Jedes Jahrzehnt des Menschen hat sein eigenes Glück, seine eigenen Hoffnungen und Aussichten.
Der Glaube ist ein großes Gefühl von Sicherheit für die Gegenwart und die Zukunft, und diese Sicherheit entspringt aus dem Vertrauen, auf ein übergroßes, übermächtiges, unerforschliches Wesen. Auf die Unerschütterlichkeit dieses Glaubens kommt alles an.
Denn bei den alten, lieben Toten Braucht man Erklärung, will man Noten; Die Neuen glaubt man blank zu verstehn, Doch ohne Dolmetsch wird’s auch nicht gehn.
Wenn sich lau die Lüfte füllen Um den grün umschränkten Plan, Süße Düfte, Nebelhüllen Senkt die Dämmerung heran. Lispelt leise süßen Frieden, Wiegt das Herz in Kindesruh; Und den Augen dieses Müden Schließt des Tages Pforte zu.
Wie verfährt die Natur, um Hohes und Niederes im Menschen zu verbinden? Sie stellt Eitelkeit zwischenhinein.
Der Deutsche hat Freiheit der Gesinnung, und daher merkt er nicht, wenn es ihm an Geschmacks- und Geistesfreiheit fehlt.